Bob Hanning spricht mit Spielern auf der Füchse-Bank (Bild: Imago Images/Foto Lächler)

Interview | Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning "Mit den letzten acht Wochen kann und will ich nicht zufrieden sein"

Stand: 12.06.2023 20:48 Uhr

Die Füchse Berlin beenden die Saison mit einem internationalen Titel und dem 3. Tabellenplatz in der Handball-Bundesliga. Nach einem Auswärtsspiel-Tief zum Saisonende übt Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning Kritik.

Herr Hanning, am Ende der Saison steht wie im Vorjahr Platz drei in der Bundesliga-Tabelle hinter Kiel und Magdeburg. Die Mannschaft konnte die European League gewinnen, hat aber die Champions-League-Qualifikation verpasst. Sind Sie zufrieden?
 
Bob Hanning: Als Ganzes: Ja. Wenn man mir vorher gesagt hätte: ‘Wir sind näher an die Spitze herangerückt und wir holen einen europäischen Titel’, hätte ich das unterschrieben. Mit den letzten acht Wochen in der Saison kann und will ich nicht zufrieden sein - außer mit den beiden Titeln der A- und B-Jugend bei den Deutschen Meisterschaften im Nachwuchsbereich, die mir das dann versüßt haben.

Mathias Gidsel (l.) von den Füchsen Berlin im Spiel beim TBV Lemgo (imago images/Eibner)
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Bleiben wir zuerst bei der Profimannschaft. Sie waren über weite Teile der Saison mittendrin im Rennen um die Meisterschaft und die Champions-League-Plätze. Auswärts gab es zum Abschluss nochmal vier Niederlagen in Folge. Woran hat es am Ende gehapert?
 
An der Konstanz, an der mangelnden Leistung bei den Auswärtsspielen. Wir haben nie die Spannung wie bei unseren Heimspielen gehabt. Dazu kommt, dass die Abwehr nicht mehr die Stabilität hatte und die Torhüterleistung auch nicht für ganz Großes gereicht hat.
 
War nach dem Sieg in der European League die Luft raus?
 
Das mag sich so erklären, mag ich aber nicht akzeptieren.

Wie hat sich der Ausfall von Paul Drux (Achillessehnenriss) auf den Saisonendspurt ausgewirkt?
 
Paul Drux ist unser Kapitän. Das ist auch ein ganz wichtiger Faktor außerhalb des Platzes. Ein Fehlen von Paul Drux macht sich immer bemerkbar, aber auch das ist für mich keine Ausrede, weil wir noch 15 andere Spieler haben.
 
Wirkt sich die Verletzung von Paul Drux auf die Kaderplanung für die nächste Saison aus?
 
Nein. Wir planen mit demselben Kader plus den beiden Neuzugängen auf den Außenpositionen. Wir müssen schauen, dass wir die Breite des Kaders noch besser nutzen. Und dass wir an den Stellschrauben, die notwendig sind, drehen.
 
Da haben wir schon einige Gespräche in die Richtung miteinander geführt. Gerade heute wieder mit Stefan Kretzschmar und unserem Trainer Jaron Siewert, um zu gucken, was es noch bedarf, um es noch besser zu machen.

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Mit Mathias Gidsel konnten Sie den wertvollsten Spieler und Torschützenkönig der WM 2023 langfristig an sich binden. Wie wichtig war es mit Blick auf die Konkurrenz, sich finanziell zu strecken und das möglich zu machen?
 
Wir hätten Mathias Gidsel nie langfristig verlängern können, wenn er sich hier nicht wohlfühlen würde und einen maßgeblichen Anteil am sportlichen Erfolg haben wollte. Und mit einer Mannschaft nochmal zu neuen Höhen zu bringen. Wenn Mathias Gidsel sich hätte wirtschaftlich entscheiden wollen, dann wären wir – um Mal in der Tabelle des Absteigers zu sprechen – vermutlich dieses Jahr abgestiegen.

Ein Teil der Füchse-Strategie war und ist der Fokus auf die Nachwuchsarbeit. Die A- und B-Jugend haben die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Wie sehr zahlt sich das langfristig für den Füchse-Kader aus?
 
Der Kader ist Teil unserer DNA. Er ist für uns auch elementar wichtig, weil wir ganz viele Partner haben, die sich aufgrund von Nachhaltigkeit bei uns engagieren. Wir haben mit Paul [Drux] und Fabi [Wiede] zwei Eigengewächse in zentraler Funktion. Tim Freihöfer hat es diese Saison sehr gut gemacht. Mit Nils Lichtlein haben wir einen Spieler, der in letzter Zeit vermehrt Einsatzzeit bekommen hat und wo wir große Hoffnung draufsetzten. Und Lasse Ludwig hat im europäischen Bereich seine Einsatzzeiten gekriegt.
 
Jetzt müssen wir schauen, wie sich Matthes Langhoff entwickelt und mit Max Beneke haben wir einen Spieler, der bereits ein deutsches A-Nationalmannschaft-Länderspiel gemacht hat. Diesen Weg werden wir auf jeden Fall weiter konsequent gehen und ich bin zuversichtlich, dass der Spagat zwischen sportlichem Erfolg und der Integration junger Spieler bei uns weiter vorangehen wird.

Was müssen die Schritte für die nächste Saison sein?
 
Wir waren mit der Saison zum überwiegenden Teil zufrieden. Wir müssen wieder an die Hinserie anknüpfen. Wir haben zu viele Spiele zu schnell, zu einfach aus der Hand gegeben. Daran müssen wir arbeiten. Ich habe immer gesagt, dass es eine sehr erfolgreiche Saison sein könnte, wenn wir nochmal den europäischen Titel holen und nochmal Dritter würden.
 
Es kann immer nur einer Meister werden und man muss sehen, dass das Ganze gut zusammenpasst. Ich bin kein Freund von Platzierungsvorgaben, sondern eher ein Freund davon, dass wir aus den Fehlern lernen und Dinge besser machen, um dann gegebenenfalls die oberen Mannschaften anzugreifen und sich gegen die unteren zu verteidigen.

Vielen Dank für das Gespräch.
 
Das Interview führte Lynn Kraemer, rbb Sport.

Sendung: rbb|24 Inforadio, 10.06.2023, 18 Uhr