Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz (Bild: Imago Images/Ulrich Wagner)

Interview | Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz "Jedes Spiel wird ein Endspiel"

Stand: 04.07.2023 17:10 Uhr

Ohne große (Sommer-)Pause ist Regionalligist Energie Cottbus in die Saisonvorbereitung eingestiegen. Trainer Claus-Dieter Wollitz spricht über die Fortschritte bei der Kaderplanung, die ersten drei Testspiele und die Lage in der Liga.

rbb|24: Herr Wollitz, zwischen dem verlorenem Relegationsspiel in Unterhaching und dem Trainingsauftakt zur neuen Saison lagen gerade mal 16 Tage. War da Zeit für einen kurzen Sommerurlaub oder haben Sie direkt weitergemacht?
 
Claus-Dieter Wollitz: Unser Co-Trainer und ich hatten keinen freien Tag. Wir haben keinen Urlaub gehabt.

Energie Cottbus-Spieler laufen zum Trainingsauftakt über den Platz (Bild: Imago Images/Matthias Koch)
Kampfansage zum Trainings-Start

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Wie hat die Nachbereitung zur letzten Saison ausgesehen? Gab es die überhaupt?
 
Es ging sofort darum, nach vorne zu gucken. Die Nachbereitung macht man ja immer nach jedem Spiel. Und was soll man beim Rückspiel der Relegation nachbereiten? Das kann man sowieso nicht mehr korrigieren. Zumal man im Spiel gesehen hat, was das Problem war.
 
Es ging nach vorne und darum, positiv zu denken. Das haben wir gemacht, um die Spieler, die wir behalten wollten, davon zu überzeugen, dass sie hierbleiben und andere Spieler davon zu überzeugen, dass sie hierhin wechseln.

Mit Axel Borgmann und Jonas Hildebrandt haben zwei Leistungsträger verlängert. Und auch sonst bleiben große Teile des Kaders erhalten. Welche Auswirkungen hat das auf die Vorbereitung?
 
Die Spieler kennen natürlich das Umfeld, den Staff und jeden Grashalm. Die kennen unsere Vorstellungen und wissen, worauf wir Wert legen. Und wenn du dann solche Kommunikatoren in der Kabine hast, ist das ein Vorteil. Das sind Identifikationsfiguren auf und neben dem Platz. Sie haben eine Meinung und ein hohes, soziales Verantwortungsbewusstsein. Dieses Paket dann weiterzubegleiten, ist für uns sehr, sehr wichtig und gut.

Sie hatten wenig Zeit - und lange die Ungewissheit, in welche Liga es geht. Wie schwer war und ist es in dieser Situation, Spieler zu finden?
 
Ich glaube, dass wir uns in den letzten zwei Jahren etwas erarbeitet haben und deswegen gute Spieler angeboten bekommen. Das sieht man auch an den Verpflichtungen: Tim Campulka war Stammspieler in Chemnitz, Dominik Pelivan [ebenfalls in Chemnitz; Anm. d. Red.] und Cedric Euschen [beim BFC Dynamo; Anm. d. Red.], wenn sie gesund waren, auch. Und das sind nur ein paar Beispiele. Die haben alle unter Profibedingungen Regionalliga gespielt. Da glaube ich schon, dass man dementsprechend Möglichkeiten hat.
 
Letztes Jahr im Sommer haben wir Spieler geholt, die bei ihren Vereinen wenig Spielzeit hatten. Jetzt ist es anders. Was das angeht, sind wir sehr zufrieden. Dennoch sind wir weiter am Markt unterwegs. Wir wollen noch etwas für die Offensive tun und hoffen da schnellstmöglich Vollzug vermelden zu können. Wir wollen Spieler, die Bock haben und uns in der Breite und Tiefe unterstützen, um erfolgreich sein zu können.

Claus-Dieter Wollitz während des Spiels von Energie Cottbus gegen Unterhaching. Quelle: imago images/foto2press
"Wir werden unsere Gehaltsstruktur nicht verlassen"

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Wie viel Veränderung wird es im Kader noch geben?
 
Wir haben aktuell 17 Feldspieler und zwei Torhüter. Wir suchen auch noch U23-Spieler, weil wir da einen großen Aderlass haben. Das ist teilweise gewollt und teilweise auch nicht - Tobias Eisenhuth [wechselte zu Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburg; Anm. d. Red.] hätten wir schon gerne behalten.

In den ersten drei Testspielen am Wochenende haben Sie 51 Treffer erzielt und kein Gegentor kassiert. Wie ist Ihr Eindruck von der Mannschaft bislang?
 
Gerade am Anfang der Vorbereitung, wenn man in diesen Spielen dann die Möglichkeit hat, viele Torchancen zu erspielen und viele Tore zu erzielen, sollte man das nutzen. Es gibt keinen Ersatz für Tore. Die geben Selbstvertrauen und Automatismen. Man kann sich präsentieren und den Fans zeigen. Ich habe es bewusst so gewählt, dass wir an einem Wochenende ein Dreierpack machen. Das ist für den einen oder anderen Spieler auch ein bisschen anstrengend, aber wer sich wohlfühlt, investiert auch gerne.
 
Mit den Spielen am Freitag und Sonntag waren wir sehr zufrieden. Am Samstag waren wir ein bisschen behäbig. Das kommt aber auch vor und ist kein Problem. Jeder Spieler hat die Chance sich zu zeigen. Unter anderem durften auch drei U19-Spieler Halbzeiten spielen.

Cottbus-Trainer Claus-Dieter Wollitz (imago images/Matthias Koch)
Energie Cottbus feiert Kantersieg

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In der Saison 2023/24 stellt die Regionalliga Nordost einen direkten Aufsteiger und der Meister muss nicht noch um den Aufstieg spielen wie in diesem Jahr. Wie schwierig wird es, den Titel zu verteidigen? Werden mehr Mannschaften mitmischen wollen?
 
Ich weiß nicht, ob es mehr Mannschaften als in der abgelaufenen Saison sind. Da hat es auch lange gedauert, bis die Entscheidung gefallen ist. Das war ein Fight mit mehreren Mannschaften. Jena hat es in der Rückrunde nochmal richtig gut gemacht, Erfurt sowieso. Natürlich hat die eine oder andere Mannschaft wie Chemnitz oder Zwickau jetzt nach außen hin ein paar Schwierigkeiten, aber wenn man sieht, welche Spieler sie verpflichten, sieht man, dass es weiterhin ambitioniert ist. Das wird ein Kreis von zehn, zwölf, vierzehn Mannschaften sein. Und die anderen vier würde ich auch nicht vergessen.
 
Jedes Spiel wird ein Endspiel. Kleinigkeiten werden es entscheiden. Ich beteilige mich auch nicht mehr daran, wer der Favorit ist. Wir möchten gerne vom ersten Tag an jedes Spiel gewinnen und dann werden wir sehen, was dabei am Ende rauskommt.

Vielen Dank für das Gespräch!
 
Das Interview führte Lynn Kraemer, rbb Sport.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.07.2023, 17:15 Uhr