Thomas Bach

Ein Jahr vor Olympia IOC-Präsident Bach rechnet mit Ukraine-Teilnahme in Paris

Stand: 18.07.2023 17:00 Uhr

IOC-Präsident Thomas Bach rechnet bei den Olympischen Spielen im kommenden Jahr in Paris nicht mit einem Boykott einzelner Länder - auch nicht der Ukraine. Den 69-Jährigen beschäftigen jedoch "Spaltungs-Tendenzen".

Von Hendrik Lückhoff

"Ich bin der festen Überzeugung, dass den ukrainischen Athleten die Chance gegeben wird, in Paris zu sein und die Ukrainer stolz zu machen und die Widerstandsfähigkeit des ukrainischen Volkes auf einer derartigen Weltbühne zu zeigen", sagte Bach in Hamburg gut ein Jahr vor Beginn der Sommerspiele (26. Juli bis 11. August 2024). Die Ukraine hatte aufgrund der Wiederzulassung von Russen und Belarussen unter Auflagen mit einem Boykott der Spiele gedroht, Polen und die baltischen Länder hatten sich angeschlossen.

Jakob Silvester Schmidt, Sportschau, 18.07.2023 18:15 Uhr

Haltung der Weltverbände unterschiedlich

Das Internationale Olympische Komitee hatte im März den internationalen Sportverbänden empfohlen, russische und belarussische Sportlerinnen und Sportler unter Auflagen als neutrale Athleten wieder zu internationalen Wettkämpfen zuzulassen. Demnach dürfen die Sportler keine Kleidung in Landesfarben und keine nationalen Symbole tragen, die Landeshymnen dürfen nicht gespielt werden. Zudem sind keine Mannschaften zugelassen und auch keine Athleten, die bei Militär, Geheimdienst oder Polizei unter Vertrag stehen.

Die Haltung der Sportverbände zur Wiederzulassung ist aber unterschiedlich. Mehrere Weltverbände, darunter Leichtathletik und Schwimmen, schließen Russen und Belarussen weiter aus.

Bach: "Worst-Case-Szenario im Auge behalten"

Russland hatte die IOC-Empfehlung zu neutralen Athleten kritisiert und arbeitet an Parallelstrukturen zu Olympia. Geplant sind beispielsweise sogenannte SCO-Games unter anderem mit China, Indien sowie afrikanischen und südamerikanischen Staaten. Diese Pläne beschäftigen auch Bach, wie er in Hamburg betonte: "Das ist ein Worst-Case-Szenario, das wir im Auge behalten müssen, weil wir im Moment sehr deutlich diese Spaltungs-Tendenzen sehen. Und wenn Sie das weiterdenken, dann enden sie bei diesen politischen Block-Spielen."

Sehr wahrscheinlich sei dieses Szenario aber nicht. "Wir sehen auch, dass bei diesen Bemühungen die jeweiligen Nationalen Olympischen Komitees von den Ländern, die dort in Anspruch genommen werden, bisher sehr loyal zum IOC und zu Olympischen Spielen stehen. Deswegen bin ich da im Augenblick relativ entspannt."

Noch keine formale Olympia-Einladung an Russland

Bach kritisierte Russland für die Reaktion auf die IOC-Empfehlung: "Uns wird auf der einen Seite vorgeworfen, dass wir die Spiele mit dieser Entscheidung zu den neutralen Athleten politisieren. Und dann sagt dieselbe russische Regierung, um dieser Politisierung entgegenzuwirken, veranstalten wir politische Spiele durch die Regierung und von Herrn Putin ausgerufen."

Zuletzt hatte das IOC entschieden, vorerst keine formalen Einladungen an die Nationalen Olympischen Komitees aus Russland und Belarus für die Spiele von Paris auszusprechen. Wann das IOC eine endgültige Entscheidung trifft, ob russischen und belarussische Athletinnen und Athleten bei den Sommerspielen im kommenden Jahr starten dürfen, ist noch unklar.

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Sport aktuell | 18.07.2023 | 17:11 Uhr