Hauke Wahl (l.), Lars Ritzka (Mitte) und Marcel Hartel, Spieler des FC St. Pauli, jubeln.

NDR-Sport FC St. Pauli schlägt Holstein Kiel - Sahnetag mit kleinen Schwächephasen

Stand: 18.09.2023 11:11 Uhr

Beim klaren Sieg über Holstein Kiel hat Fußball-Zweitligist FC St. Pauli die Heimtor-Flaute mit traumhaften Treffern beendet. Fast noch beeindruckender waren Pressing und Raumaufteilung der Hamburger. Beides wird es gegen Aufstiegsaspirant Schalke 04 nochmal konsequenter brauchen.

Von Tobias Knaack

"Das war mit Abstand das beste Tor, was ich je in meinem Leben geschossen habe", jubelte Connor Metcalfe nach dem klaren 5:1 gegen die "Störche", das er mit einem satten Linksschuss in den Winkel bereits in der vierten Minute eingeläutet hatte. Für die zuvor heimtrefferlosen Hamburger der Start in einen wahren Traumtor-Nachmittag. Metcalfe: "Dass wir so früh treffen und dann auch gleich drei Tore in der ersten Halbzeit erzielen, hat sich direkt so angefühlt, als wären wir endlich wieder richtig da."

"Das Glück, was uns zuletzt gefehlt hat, war heute einfach da."
— St.-Pauli-Mittelfeldspieler Marcel Hartel

Es folgten noch vier weitere Treffer, von denen drei locker mit Metcalfes Hammer konkurrieren und ebenfalls in die Auswahl für das "Tor des Monats" kommen können. Oder müssen. Marcel Hartel, der aus einer starken und geschlossenen Mannschaft als unermüdlicher Antreiber nochmals hervorstach und seine starke Leistung mit einem feinen Schlenzer in der Nachspielzeit krönte, stellte zufrieden fest: "Wir wollten zeigen, dass wir auch gewinnen mit dem guten Fußball, den wir spielen können", auch wenn er mit Blick auf den Traumtor-Reigen sagte: "Die fallen so wirklich nicht alle Tage. Das Glück, was uns in den vergangenen Wochen im Abschluss vielleicht gefehlt hat, war heute einfach da." 

Und das hatte sich die Mannschaft von Trainer Fabian Hürzeler erarbeitet: in den Vorwochen, in denen die Mannschaft sich trotz teils drückender Dominanz mit vier Remis in Folge begnügen musste, aber auch am Sonntag.

Vom Anpfiff weg überzogen die Braun-Weißen die zuvor so stabilen Kieler mit fast schon wütenden Pressing-Wellen, eroberten die Bälle früh und münzten diese erstmals in der Spielzeit auch konsequent in Treffer um. Und so analysierte der Ex-Kieler Hauke Wahl, dass die Partie auch "spielerisch ein Fortschritt" war, wenngleich nicht alles gelang.

St. Pauli muss Konter noch konsequenter ausspielen

Da wären beispielsweise Konter in der zweiten Halbzeit, die die Mannschaft noch konsequenter hätte ausspielen können - und in engeren Partien wird ausspielen müssen. Stellvertretend Maximilian Eggestein etwa, der eine Viertelstunde vor Schluss seine besser postierten Mitspieler ignorierte und stattdessen einen Holstein-Verteidiger anschoss.

Der Stürmer war kurzfristig in die Startelf gerückt, spielte im Pressing eine starke Rolle, zeigte aber unter anderem in dieser Situation aber auch, dass die Stürmerfrage bei St. Pauli trotz der fünf Tore noch immer eine virulente ist.

Denn auch wenn Coach Hürzeler mit einem Schmunzeln sagte: "Wenn sie die Tore so schießen, nehme ich sie auch. Sobald es ein Tor ist, bin ich mit ihnen zufrieden und nörgel' nicht." Nicht immer werden Schüsse aus 16, 18 und 20 Metern im Tor des Gegners landen. Es wird auch über zu Ende gespielte Angriffe gehen müssen, die im Sechzehner vollstreckt werden.

In Simon Zoller saß die kurz vor Ende der Transferperiode von Bundesligist Bochum verpflichtete erhoffte Verstärkung auf der Bank. Seine Präsenz im Sturmzentrum - auch als Anspielstation und Ballverteiler - wird dem Spiel der Hamburger noch eine weitere Dimension geben.

Über 20 Minuten passten die Abstände nicht

Wichtig wird für St. Pauli auch sein, Phasen wie ab der 20. Minute zu minimieren, als sich die Hürzeler-Schützlinge zurückzogen, Holstein das Spiel plötzlich dominierte und nur aufgrund einer knappen Abseitsposition nicht zum Anschlusstreffer kam. In den knapp 20 Minuten bis zum 3:0 durch Oladapo Afolayan (38.) stimmten Abstände, Positionsspiel und Zweikampfführung nicht mehr so, wie der Trainer sich das vorstellte und was ihn an der Seitenlinie wiederholt zu wildem Gestikulieren und Antreiben verleitete.

Zufrieden durfte der 30-Jährige hingegen mit der Phase nach dem Gegentreffer durch Lewis Holtby kurz nach Wiederanpfiff (50.) sein. "Die Reaktion meiner Mannschaft war umso besser. Sie ist nicht hektisch geworden, sondern hat weiter Fußball gespielt, immer wieder Lösungen gefunden und den Gegner laufen gelassen." Und vor allem hatte sie direkt wieder nach vorne verteidigt und so jede KSV-Hoffnung auf ein Comeback im Keim erstickt.

Am Sonnabend kommt Schalke ans Millerntor

"Wir haben wieder die richtigen Schritte in die richtige Richtung gemacht", resümierte der Coach. Mit Schalke 04 kommt am kommenden Sonnabend (20.30 Uhr, im NDR Livecenter) trotz Wackelstarts einer der großen Aufstiegsaspiranten der 2. Liga zum Topspiel ans Millerntor.

Die Königsblauen landeten gegen Magdeburg einen emotionalen 4:3-Comeback-Sieg und werden darauf aufbauen wollen. Das werden die Braun-Weißen auf ihrer starken Leistung vom Sonntag aber auch.

Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 17.09.2023 | 16:17 Uhr