Julian Vogel (l.) und Mykyta Alistratov

Boxen | Kampfabend in Magdeburg Julian Vogel verpasst Junioren-WM-Titel – Roman Fress gewinnt nach K.o. in Runde eins

Stand: 15.07.2023 22:33 Uhr

Der Ascherslebener Boxer Julian Vogel hat in Magdeburg gegen den ungeschlagenen Ukrainer Mykyta Alistratov nicht gewinnen können und damit die Chance auf den Junioren-WM-Gürtel vorerst verpasst. Weil die Punktrichter in einem umstrittenen Urteil auf Remis entschieden, wird es zu einem Rückkampf um den Titel kommen. Roman Fress gewann kurz vorher seinen Kampf schon nach 1:15 Minuten.

Julian Vogel erkämpft sich Remis gegen Ukrainer

Im Mittelpunkt der SES-Box-Gala im "SES Fight Club" in Magdeburg stand die Junioren-WM von Julian Vogel. Der 20-jährige Super-Weltergewichtler aus Aschersleben konnte seinen ersten internationalen Titelkampf gegen den Ukrainer Mykyta Alistratov nicht gewinnen. Weil die Punktrichter auf Remis entschieden, erhält sich Vogel, der damit auch in seinem zwölften Kampf ungeschlagen bleibt, die Chance auf den damit weiterhin unbesetzten WBO-Junioren-WM-Titel.

Julian Vogel (l.) und Mykyta Alistratov

Julian Vogel (l.) und Mykyta Alistratov liefern sich einen unausgeglichenen Kampf - aber Vogels seltene Treffer sind präzise genug fürs Remis.

Alistratov floh zum Beginn des Kriegs aus der Ukraine und lebt aktuell in Prag. In einem bewegenden Moment lief der 23-Jährige mit Tränen in den Augen vor etlichen Fans aus seiner Heimat unter einem ukrainischen Volkslied "Slava Ukraini!" (dt. = "Ruhm der Ukraine!") ein und zeigte ab Runde eins seine ganze Klasse.

Alistratov dominiert

Vogel traf den Ukrainer nach anfänglichem Abtasten zwar gut - aber viel zu selten. So hatte die Halle früh das Gefühl, dass Alistratov nach Punkten deutlich vorne liegen musste. Nach der fünften Runde versuchte Trainer Dirk Dzemski seinen Schützling nochmal von der emotionalen Seite zu packen. "Das war doch dein Traum, oder? Komm schon, du hast noch drei Runden!", redete Dzemski auf den sichtlich angeschlagenen Vogel ein.

Julian Vogel wird in seiner Ring-Ecke behandelt

Nach der sechsten Runde scheint der Kampf schon entschieden. "Ich bin platt", keucht der hart mitgenommene Julian Vogel zu seinem Trainer.

Aber es nutzte alles nichts. Vogel verlor immer mehr Kraft und konnte dem diszipliniert kämpfenden Alistratov, der ab Runde sechs sogar seine Deckung vernachlässigen konnte, nicht viel entgegensetzen. Erst in der letzten Runde kratzte der Ascherslebener noch einmal seine verbliebene Energie zusammen und landete vereinzelt gute Treffer.

Umstrittenes Ergebnis

Diese Schlussoffensive wurde wohl belohnt. Die Punktrichter entschieden auf Unentschieden und so hob der Ringrichter vor dem verdutzten Magdeburger Publikum und dem mindestens ebenso überraschten Alistratov, der schon einen Siegesfinger erhoben hatte, die Fäuste beider Kämpfer in die Höhe. Das umstrittene Urteil hat zur Folge, dass die beiden in unbestimmter Zukunft noch einmal gegeneinander antreten werden. Julian Vogel bleibt damit ungeschlagen und erhält eine zweite Chance auf den WM-Gürtel.

Julian Vogel (l.) und Mykyta Alistratov

Ukrainer Mykyta Alistratov erhebt vor dem Urteil siegessicher den Zeigefinger, bevor er vom Punkte-Ergebnis überrascht wird.

Für Ex-Profiboxer Axel Schulz ging das Urteil der Punktrichter in Ordnung. "Ich denke, ein Unentschieden ist echt okay. Hinten raus hat Alistratov ein paar klare Treffer gehabt, aber er (Vogel, Anm. d. Red.) kam immer wieder zurück. Wir können uns auf einen Rückkampf freuen. Das wird ein geiles Ding", sagte Schulz im Interview mit Sport im Osten.

Roman Fress gewinnt nach K.o. in Runde 1

In den Minuten vor dem großen Höhepunkt sorgte der Magdeburger Roman Fress mit dem kürzesten Kampf des Abends für frenetischen Jubel seines Heimpublikums. Der deutsche Meister im Cruisergewicht schlug den bis dahin noch ungeschlagenen Edwin Mosquera in weniger als einer Runde K.o.

Nach einer Minute und 15 Sekunden traf Fress mit dem linken Haken das rechte Ohr des Kolumbianers, der daraufhin zu Boden ging und sich in den nächsten zehn Sekunden nicht mehr erholte. Diese sportliche Machtdemonstration war der 18. Sieg im 19. Kampf für den Schützling von Boxtrainer Robert Stieglitz und gleichzeitig eine starke Empfehlung für kommende internationale Titelkämpfe. "Ich war selbst erstaunt. Aber der linke Haken hat anscheinend gesessen", freute sich Fress im Anschluss.

Seit der ersten und bisher einzigen Niederlage seiner Karriere im Mai 2022 gegen Armend Xhoxhaj wirkt Fress stärker als je zuvor. Nach dem K.o.-Sieg in zweiter Runde gegen Roman Gorst im April 2023 war es am Samstagabend der bereits zweite frühzeitige Sieg in Folge. Der 29-jährige Perfektionist ist aber trotzdem noch lange nicht zufrieden: "Ich sehe noch Defizite, Robert sieht noch Defizite. Es geht immer weiter voran und ich muss noch weiter trainieren."

Acht weitere Kämpfe

Vor den beiden großen Kämpfen stiegen die sieben "Team Deutschland"-Boxer Robin Rehse, Marlon Dzemski, Artur Henrik, Tom Laske, Artur Reis, Ilja Mezencev, Lara Ochmann und Gastboxerin Eda Essaoudi in den Ring.

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jas

Der Kampfabend in Magdeburg in voller Länge