Schwimmen: Florian Wellbrock

Jahresrückblick 2023 | Juli Florian Wellbrock - WM-Held im Freiwasser, Einbruch im Becken

Stand: 27.12.2023 10:07 Uhr

Der Juli ließ sich für den Magdeburger Ausnahmeschwimmer super an. Bei der WM in Fukuoka dominierte Florian Wellbrock im Freiwasser. Weitere Medaillen im Becken schienen nur Formsache zu sein. Doch es kam alles anders.

Zwei Mal triumphierte Florian Wellbrock bei der Weltmeisterschaft in Fukuoka im Freiwasser, sah vier Goldmedaillen als realistisch an. Doch es folgte der große Einbruch im Becken, der Magdeburger schied auf seinen Sahnestrecken über 800 und 1.500 Meter jeweils im Vorlauf aus. Über den langen Kanten lag er 35 Sekunden hinter seinem Deutschen Rekord.

Florian Wellbrocks unerklärliches Formtief im Becken

"Mental und körperlich ausgelaugt"

"Was passiert hier gerade? Das kann ja alles nicht Realität sein. Irgendwie ist es ein bisschen surreal“, sagte Wellbrock nach den unerklärlich schwachen Leistungen. Wo war plötzlich der Vorzeigeschwimmer des DSV, der das deutsche Schwimmen mit neun Medaillen bei Olympia und Weltmeisterschaften in den letzten Jahren seit der Nullnummer bei den Sommerspielen 2016 aus der tiefsten Krise geholt hatte. Er sei nicht krank, fühle sich aber "mental und körperlich ausgelaugt". Eine ganze Bahn lag er hinter den Topleuten.

Bernd Berkhahn, neuer Teamchef der deutschen Schwimmer, beim World Aquatics Swimming World Cup 2023 in der Schwimm- und Sprunghalle im Europa-Sportpark.

Auch ratlos: Wellbrocks Trainer Bernd Berkhahn

Woran es lag, konnte auch Bundestrainer Bernd Berkhahn nicht sagen. "Wenn ich das wüsste", antwortete er, "eigentlich ist er fit und gut drauf." Der mentale Druck sei "enorm hoch" gewesen, "es ist dann natürlich schwer, gegen alles und gegen sich selbst seine Form wiederzufinden, die Zweifel zu überwinden". Zum Befinden seines Sportlers sagte der Coach: "Er ist natürlich sehr enttäuscht. Was soll man sonst erwarten von einem Topsportler? Er kommt hier her, um Medaillen zu gewinnen, gar keine Frage. Das war auch sein Anspruch."

Grandioser WM-Start - Doppelgold im Freiwasser

Begonnen hatten die Weltmeisterschaften aus Sicht von Wellbrock optimal. Am 16. Juli fischte der 25-jährige Olympiasieger über zehn Kilometer die Goldmedaille, seine schon fünfte bei Schwimm-Weltmeisterschaften.  

Trainer Bernd Berkhahn mit Olympiasieger Schwimmer Florian Wellbrock

Trainer Bernd Berkhahn mit Olympiasieger Schwimmer Florian Wellbrock

"Die Freude ist riesig groß. Ich habe damit geliebäugelt, dass wir heute zwei Medaillen holen", sagte Wellbrock kurz nach dem Rennen, dass er souverän nach 1:50:40,3 Stunden gewann. Das sei ein "Hammer-Ergebnis", freute sich Wellbrock: "Ein Bombenstart in diese Weltmeisterschaften." Abgerundet wurde der tolle Wettkampf mit Bronze für den Magdeburger Oliver Klemet.

Und über die halbe Distanz verteidigte Wellbrock wenig später auch seinen Titel und hatte da noch Lust auf mehr. Trainer Berkhahn erklärte das Erfolgsgeheimnis seines Schützlings: "Der Unterschied liegt darin, dass Florian sehr effizient schwimmt. Er verbraucht weniger Energie als die anderen Sportler, weil er eine bessere Technik und einen besseren Antrieb hat." Auf die Staffel verzichtete er, weil es sich voll und ganz auf die Beckenwettbewerbe über 800 und 1.500 Meter konzentrieren wollte.

Medizincheck ergab keine Befunde

Nach der WM begab sich der Ausnahmeschwimmer in die Ursachenforschung. Doch alle medizinischen Checks ergaben keine Befunde. "Ich hätte gerne einen Grund gewusst, nach dem Motto: Hier, das ist es gewesen. Andererseits war ich heilfroh, dass nichts gefunden wurde, was ja bedeutet, dass ich kerngesund bin. Und das ist das A und O", sagte Wellbrock am Rande der Kurzbahn-DM im November. Vielleicht einen kleinen Hinweis gab es doch. "Die Blutbilder haben gezeigt, dass ich irgendwann irgendwo mal Kontakt mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber hatte. Das könnte eventuell ein Grund gewesen sein.", Er würde es gern darauf schieben, um "für mich persönlich eine plausible Erklärung zu haben".

Im kommenden Jahr stehen wieder große Höhepunkte an. Bei der WM in Katar will Wellbrock das Olympiaticket für die 1.500 Meter buchen, bei der DM das für die 800.

dpa/rei