Die Westkurve von Eintracht Frankfurt

Frankfurter Stadion-Umbau So entstehen 20.000 Stehplätze

Stand: 20.10.2022 13:11 Uhr

Während in der Bundesliga noch der Ball rollt, hat der Stadion-Ausbau bei Eintracht Frankfurt bereits begonnen. Einige Fans mussten schon umziehen, auch die Kapazität leidet. Und was passiert eigentlich mit den Dauerkarten im Oberrang? Ein Überblick.

Von Mark Weidenfeller

Wer bei den vergangenen Heimspielen von Eintracht Frankfurt genau hinsah, dem fielen in der Nordwestkurve einige freie Sitzplätze auf. Der Balkon zwischen Unter- und Oberrang blieb komplett frei, auch die Logen waren nicht besetzt. Ein ungewohntes und angesichts des sportlichen Höhenflugs seltsames Bild. Ein Bild, das allerdings einen guten Grund hat. Denn der Ausbau des Stadions hat trotz des noch laufenden Betriebs in der Bundesliga und der Champions League bereits begonnen. Die zweitgrößte Stehplatz-Kurve Deutschlands nimmt Formen an.

Doch wann ist der Bau eigentlich abgeschlossen? Wo sind die Fans hin, die normalerweise den Balkon bevölkern? Und wird es weitere Einschränkungen geben? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Warum baut die Eintracht das Stadion aus?

Ganz einfach: Die Eintracht will ein größeres Stadion und zukünftig vor noch mehr Fans spielen. Der Zuschauer-Boom, der vor allem in der vergangenen Saison durch die berauschenden Nächte in der Europa League ausgelöst wurde, hält weiter an. Auch in dieser Spielzeit sind nahezu alle Partien ausverkauft. Die Kapazität soll deshalb von 51.500 auf knapp 60.000 erhöht werden. "Wir haben lange dafür gekämpft", sagte Vorstand Axel Hellmann bei der Vorstellung des Vorhabens. Koordiniert wird das Projekt von der städtischen Sportpark Stadion GmbH.

Was wird umgebaut?

Die Nordwestkurve, also die Heimat der Frankfurter Fans, erhält eine Generalüberholung und wird zu einer kompletten Stehplatz-Tribüne. Um das zu ermöglichen, wird der Oberrang ein Stück nach unten verlängert, wie Clarissa Böckl, die Geschäftsführerin des Sportparks, gegenüber dem hr-sport erklärte. Die Unterteilung zwischen Oberrang und Unterrang wird es zwar weiterhin geben, optisch entsteht aber eine zusammenhängende Fläche.

Wie viele Stehplätze wird es geben?

In der neuen Nordwestkurve sollen nach Fertigstellung des Umbaus knapp 20.000 Fans Platz finden, um ihr Team anzufeuern. Aktuell gibt es schon 7.000 "Steher" in den Blöcken im Unterrang, im Oberrang werden offiziellen Rechnungen zufolge rund 12.900 weitere hinzukommen. Die Eintracht hätte dann die zweitgrößte Stehplatz-Kurve der Bundesliga. Mehr gibt es nur bei Borussia Dortmund: Dort stehen auf der Südtribüne insgesamt 24.454 Anhänger und Anhängerinnen.

Fans der Nationalmannschaft in Frankfurt

Auch Länderspiele sollen zukünftig weiter in Frankfurt ausgetragen werden.

Wie viele Zuschauer passen bei der EM ins Stadion?

Man hätte es fast vergessen: Aber im Sommer 2024 wird die Europameisterschaft in Deutschland – und damit auch in Frankfurt ausgetragen. Da bei einer EM, so ist das eben, Stehplätze weiter verpönt sind, werden die insgesamt fünf Spiele leider nicht vor 60.000 Fans ausgetragen. Da die Nordwestkurve aber jederzeit wieder in eine reine Sitzplatz-Tribüne umgewandelt werden kann und durch den Umbau auch bei diesem Modell die Kapazität um 1.600 Sitzplätze steigt, sind es immerhin 50.100.

Wie ist der Zeitplan?

Da die vorbereitenden Arbeiten bereits begonnen haben, kann in der WM-bedingten XXL-Winterpause schon das große Besteck zum Einsatz kommen. "Ab Mitte November wird der wesentliche Teil des Rohbaus erfolgen", unterstrich Böckl. Heißt: Das Fundament des neues Stadion-Herzstücks soll bis Mitte Januar stehen, bis zum ersten Heimspiel mit 60.000 Fans dauert es aber bis zur kommenden Spielzeit. "Die Kapazitätserweiterung soll zu Beginn der Saison 2023/24 abgeschlossen sein." Alle Werkzeuge fallen lassen können die Bauarbeiter aber auch dann noch nicht. Einzelne Optimierungen könnten bis nach der EM 2024 dauern, so Böckl.

Ist der Umbau schon spürbar?

Ja, definitiv. Da der Oberrang vor der Verlängerung erst ein Stück abgeschnitten werden muss und die Vorbereitungen dafür bereits laufen, fallen – wie bereits erwähnt – einige Logen und der Bereich zwischen Ober- und Unterrang weg. Insgesamt sind rund 1.100 Sitz- sowie 65 Logenplätze betroffen. Die zwei unmittelbaren Folgen: Die dort normalerweise sitzenden Fans haben Ausweich-Plätze im Stadion zugewiesen bekommen, die Kapazität sinkt vorübergehend von 51.500 auf knapp 50.400.

Fans von Eintracht Frankfurt in der Westkurve

Der Bereich zwischen Unterrang und Oberrang ist bereits verwaist.

Wird auch an der Infrastruktur gearbeitet?

Auf jeden Fall. Mehr Zuschauer bedeuten mehr Hunger und Durst. Mehr Hunger und Durst bedeuten mehr menschliche Bedürfnisse. Dementsprechend entstehen im Bereich der Nordwestkurve zwei neue Kioske, 80 neue Toiletten und zehn sogenannte Urinal-Rinnen.

Was kostet das und wer zahlt das?

Ursprünglich waren rund zehn Millionen Euro für den Umbau veranschlagt, inzwischen ist eher von 13 Millionen Euro die Rede. Die städtische Sportpark GmbH, die die Kosten trägt, nennt keine konkreten Zahlen. Aufgrund der weiterhin steigenden Preise im Baugewerbe sei die erste Kostenschätzung aber nicht zu halten, so Böckl.

Was passiert mit den Dauerkarten im Oberrang?

Eine Frage, die sicherlich viele Eintracht-Fans im Oberrang beschäftigt, ist die nach ihrer Zukunft im Stadion. Denn: Wo keine Sitzplätze mehr sind, kann es auch keine Sitzplatz-Dauerkarten mehr geben. Klar ist: Alle Betroffenen dürfen natürlich ihre Dauerkarte behalten, wie ein Eintracht-Sprecher betonte. Über die genaue Vorgehensweise werden alle Betroffenen im Winter schriftlich informiert. Ein ähnliches Modell wie den bereits Umgesetzten ist wohl wahrscheinlich. Wer stehen will, darf auch stehen.