Max Eberl, neuer Sportvorstand des FC Bayern

Umbruch soll vorangetrieben werden Max Eberl - das bringt der neue Sportvorstand dem FC Bayern

Stand: 27.02.2024 10:04 Uhr

Max Eberl komplettiert die Führungsriege des FC Bayern. Der 50-jährige gilt als Wunschkandidat von Ehrenpräsident Uli Hoeneß - und bringt einige Eigenschaften mit, die den Münchnern aktuell fehlen.

Von Raphael Weiss

Was lange währt, wird endlich gut: Max Eberl beginnt am 1. März seinen Job, für den er eigentlich seit einer halben Ewigkeit vorgesehen war. Der 50-jährige Niederbayer ist der neue Sportvorstand des FC Bayern. Die Zusammenarbeit zwischen diesen Parteien hatte sich schon seit Jahren angekündigt - nun ist sie tatsächlich offiziell.

Max Eberl: Aus der FC-Bayern-Jugend in den Profifußball

Die Gerüchte hielten sich immer hartnäckig. Der FC Bayern wollte Max Eberl zum FC Bayern lotsen. Und Uli Hoeneß bemühte sich nie wirklich, diese zu entkräften. Regelmäßig lobte der ehemalige Präsident des deutschen Rekordmeisters die Arbeit des Ex-Profis. Und so war es ein recht offenes Geheimnis, dass Hoeneß eigentlich Eberl sein Erbe anvertrauen wollte, wenn er und Karl-Heinz Rummenigge sich aus dem aktiven Tagesgeschäft zurückziehen würden.

Eberl, der mit sechs Jahren zum FC Bayern wechselte, dort fußballerisch ausgebildet wurde und schließlich sogar sein Profidebüt gab, hatte nach seiner aktiven Karriere als Nachwuchskoordinator bei Borussia Mönchengladbach angefangen und sich dort zum Sportdirektor hochgearbeitet. Als solcher hatte er mit intelligenten Transfers und einer guten Mannschaftszusammenstellung Gladbach in die Champions League geführt, sich schnell einen guten Ruf erarbeitet - und das Interesse von Hoeneß und dem FC Bayern geweckt.

Max Eberl wird am Dienstag, 11 Uhr, offiziell vorgestellt. BR24Sport zeigt die Pressekonferenz mit dem neuen Sportvorstand im Livestream.

Teure Fehlerkorrektur: Über 15 Millionen für Abfindungen

Doch dem ersten Werben der Münchner widerstand Eberl. Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn übernahmen die Verantwortung in München. "Ein Fehler", wie Hoeneß nach der spektakulären Entlassung der beiden Funktionäre später sagen würde - besonders in Bezug auf Kahn.

Einen "Fehler" nannte auch Leipzigs Vorstandsvorsitzender Oliver Mintzlaff die Verpflichtung von Eberl. Nach dessen emotionalem Abschied aus Gladbach wegen eines Ermüdungssyndroms hatte der Bundesligist Eberl verpflichtet. Der machte zwar in Leipzig sportlich hervorragende Arbeit, bewies bei Transfers erneut ein gutes Händchen – doch den anhaltenden Gerüchten über ein FC-Bayern-Interesse war er nach dem Geschmack von Mintzlaff nicht entschieden genug begegnet.

Und auch Eberl dürfte seine Unterschrift unter das Arbeitspapier bei Rasenballsport rückblickend als einen Fehler einstufen. Fünf Millionen Euro soll der FC Bayern an Leipzig bezahlt haben, um diesen auszugleichen. Gemeinsam mit den Abfindungen, die der Verein an Kahn und Salihamidzic gezahlt haben sollen, kostete den Münchnern die Fehlerkorrektur rund 16 Millionen Euro.

Dante, Reus und Simons: Eberl gilt als Transferexperte

Kein günstiges Unterfangen also. Doch es ist nicht schwer zu verstehen, warum die Münchner unbedingt Eberl die sportliche Verantwortung übertragen wollten. Dem 50-Jährigen wird ein exzellentes Händchen bei Spielverpflichtungen nachgesagt: Dante, Marco Reus, Granit Xhaka, Christoph Kramer, Max Kruse, Lars Stindl, Matthias Ginter. Die Liste seiner geglückten Transfers in Gladbach ist lang. Zudem schafften während Eberls Amtszeit die Eigengewächse Tony Jantschke, Marc-André ter Stegen und Patrick Herrmann den Durchbruch. Und auch in Leipzig schlugen unter anderem Loïs Openda und Xavi Simons sofort ein.

Freund: "Hatten immer einen guten Austausch"

Die Hoffnung ist, dass Eberl sich gut mit Sportdirektor Christoph Freund ergänzt, der erst im Sommer von RB Salzburg an die Isar kam. Auch Freund hat ein Händchen für junge Spieler, ein Auge für Talente und den Anspruch, eigene Jugendspieler zu fördern. "Wir kennen uns schon lange, hatten schon zu seinen Gladbacher Zeiten bei den Transfers von Martin Hinteregger und Stefan Lainer miteinander zu tun. Max ist sehr lange im Business und hat viel Erfahrung. Wir hatten immer einen guten Austausch", sagte Freund noch im November über den Mann, der nun offiziell sein neuer Vorgesetzter ist.

Die Münchner haben mit dem Duo zwei erfahrene Sportfunktionäre, die – anders als die Vorgänger Kahn und Salihamidzic – mit der geschäftlichen Seite des Fußballs bestens vertraut sind und über viel Erfahrung in der Verhandlung großer Transfers verfügen.

Eberl und die wichtige Trainerfrage

Diese Expertise muss Eberl nach seiner Ankunft unmittelbar unter Beweis stellen. Nach der vorzeitigen Trennung von Trainer Thomas Tuchel, die spätestens im Sommer vollzogen wird, braucht der FC Bayern unbedingt wieder einen Coach der zu Verein und Mannschaft passt. Sieben Trainer in acht Jahren sind nicht der Anspruch des Rekordmeisters. Es braucht Kontinuität beim wichtigsten Angestellten des Vereins.

Anders als bei seinen Spielertransfers lag Eberl bei seinen Trainerentscheidungen nicht immer richtig. André Schubert beförderte er und hielt, trotz ausbleibender Erfolge, lange an ihm fest. Auch das teure Abwerben des damaligen Frankfurt-Coaches Adi Hütter stellte sich im Nachhinein als Missverständnis heraus. Andererseits holte er Erfolgstrainer Lucien Favre zur Borussia und ersetzte trotz sportlicher Erfolge Dieter Hecking durch Marco Rose. Ein Schritt, den Eberl als "die schwierigste Entscheidungen meiner Manager-Karriere" bezeichnete.

Der Kader des FC Bayern im Umbruch

Daran muss Eberl sich gewöhnen. Denn Entscheidungen, die er beim FC Bayern treffen muss, haben regelmäßig das Potenzial zu Staatsangelegenheiten auszuufern. Mit den 2025 auslaufenden Verträgen von Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Leroy Sané und Alphonso Davies stehen bei wichtigen Leistungsträgern der Münchner wegweisende Gespräche an. Der Kader befindet sich in einem Umbruch. Nicht nur, weil sich die Karrieren von Vereinslegenden Thomas Müller und Manuel Neuer ihrem Ende nähern, sondern auch, weil die Kaderstruktur seit Jahren nicht ganz stimmig wirkt.

Eine Folge des unentschiedenen Kurses, den die Führungsriege des FC Bayerns in ihrer wechselnden Konstellation zu verantworten hat. Auch hier soll Eberl Kontinuität bringen - die vielleicht schwierigste Aufgabe für den 50-jährigen. Denn, so bewiesen es die vergangenen Saisons eindrucksvoll, Führungskräfte beim FC Bayern müssen einen schmalen Grat zwischen eigener Vision und Gunst der Vereinsoberen um Uli Hoeneß beschreiten, wollen sie sich in München beweisen.

Das Duo Freund-Eberl birgt Sprengkraft

Ein Schlüssel zum Erfolg könnte Eberls Medienkompetenz sein. Besonders bei Borussia Mönchengladbach fungierte der Niederbayer oft als Sprachrohr des Vereins. Eine Aufgabe, die die Münchner seit dem Rückzug von Hoeneß fast gänzlich ihren Trainern überlassen haben. Thomas Tuchel und dessen Vorgänger Julian Nagelsmann hatten neben ihrem Traineramt oft die Aufgabe, komplizierte Vereinsangelegenheiten ohne Unterstützung aus der Funktionärsebene öffentlich zu kommentieren. Das könnte Eberl künftig zumindest teilweise übernehmen.

Der Erfolg ist mit der Personalie Eberl nicht in Stein gemeißelt. Es gibt durchaus Sorgen, die mit der Personalie einhergehen. Auch weil Eberls neuer, wichtigster Mitarbeiter Freund im Sommer nicht unbedingt euphorisch reagierte, als die Eberl-Gerüchte nach dessen Ausscheiden in Leipzig frischen Wind bekamen. Und bislang begegneten sich die beiden bei Verhandlungen auf Augenhöhe, nun ist Eberl der Vorgesetzte und wird einiges an Fingerspitzengefühl benötigen, um diese Beziehung intakt zu halten.

Ankunft an der neuen und alten Heimat

Zum Glück für Eberl gilt das als einer der großen Stärken des neuen Sportvorstands beim FC Bayern. Bei Borussia Mönchengladbach galt er als äußerst beliebte Führungskraft, was auch zu dem familiären Image des Rekordmeisters passt.

Doch nun muss Eberl erst einmal in München ankommen. Allzu viel Zeit hat er dafür nicht. Denn schließlich stehen nicht nur die entscheidenden Wochen der Saison an, die Suche nach einem Trainer, sondern auch eine wegweisende Transferperiode und vielleicht der größte Umbruch der vergangenen 20 Jahre. Wie gut, dass Eberl die Säbener Straße aus seiner Zeit als Jugendspieler bestens kennt. Auch wenn sich seit 1994 dort einiges verändert hat. Damals verließ er den FC Bayern nach 15 Jahren in Richtung VfL Bochum. Es wäre ein Erfolg für alle Beteiligten, wenn seine zweite Amtszeit in München ebenso lange dauern würde.

Im Audio: Das wartet auf Max Eberl beim FC Bayern

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Quelle: BR24Sport 26.02.2024 - 20:54 Uhr