Neureuther und Straßer im Podcast "Letzte Generation" in Gurgl - Klimaschutz Protest "am falschen Platz"

Stand: 22.11.2023 11:53 Uhr

Ein Klimaschutz-Protest der "Letzten Generation" hat am Samstag zur Unterbrechung des Slalom-Weltcups in Gurgl geführt. Der ehemalige Skirennläufer Felix Neureuther und Slalom-Ass Linus Straßer hinterfragen den Sinn der Aktion.

Von BR24Sport

Die Protest-Aktion der "Letzten Generation" beschäftigt die Ski-Alpin-Welt auch vier Tage nach dem Weltcup-Rennen in Gurgl. "Es wird behauptet, es ist ein gewaltfreier Protest", sagte Linus Straßer bei "Pizza & Pommes", dem BR24Sport-Podcast mit Felix Neureuther und Philipp Nagel. Straßer war beim Slalom-Auftakt in Gurgl bereits im Ziel, als sich eine Gruppe von Aktivisten Zugang zur Zieleinfahrt verschaffte und dort farbiges Pulver auf dem Schnee verteilte.

Klima-Protest: "Das Ganze wird dann gefährlich"

"Nur weil es physisch gewaltfrei ist, heißt es nicht, dass es keine Gewalt gibt. Da steckt sehr wohl Gewalt dahinter", sagte Straßer. Zustimmung erhielt der DSV-Fahrer von Felix Neureuther: "Meines Erachtens sind Skifahrer alles Kinder der Berge und sie haben ein sehr großes Bewusstsein für die Natur und für die Umwelt. Meines Erachtens war dieser Protest einfach am falschen Platz und an der falschen Stelle."

Das Rennen in Gurgl wurde aufgrund des Vorfalls für mehrere Minuten unterbrochen. Die übrigen Fahrer mussten im Starthaus auf die Wiederaufnahme des Wettkampfes warten. Der Norweger Henrik Kristoffersen, der zu diesem Zeitpunkt bereits im Ziel war, wollte die Aktivisten zur Rede stellen und musste von Ordnungskräften zurückgehalten werden.

Kristoffersen "ist ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen"

"Henrik ist vielleicht ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen, obwohl ich auch seine Intension dahinter verstehe", sagte Straßer zur starken emotionalen Reaktion seines Slalom-Konkurrenten. Als Skifahrer, "der sein ganzes Leben darauf ausrichtet, wirst du aus dem Rhythmus rausgeholt. Für die Jungs, die da oben standen, ist das natürlich nicht sehr förderlich."

Neureuther würde sich generell eine konstruktivere Kommunikation in der Debatte wünschen. "Wenn du 100 Leute auf der Straße fragst bezüglich Klimaschutz, Nachhaltigkeit, sonst was, werden dir 99 Prozent sagen: ‚Hey cool'", so der BR-Wintersportexperte. Durch Aktionen wie in Gurgl seien "die Leute nur noch genervt und von daher glaube ich, geht das völlig am Ziel vorbei."

"Massiv attackiert": Neureuther bemängelt Debattenkultur

Bei der Argumentation rund um den Klimaschutz im Wintersport "gibt es entweder nur noch schwarz oder weiß", befand Neureuther: "Du kannst ja nicht mal deine Meinung sagen, ohne dass du sofort in eine krasse Schublade reingeschoben oder sofort massiv attackiert wirst." Neureuther hatte vor einigen Wochen den Zeitpunkt des Weltcup-Auftaktes in Sölden kritisiert und für einen späteren Beginn der Saison plädiert.

"Sofort kommt: 'Boah, Neureuther will den Skisport zerstören.' (...) Wieso kann man nicht einfach normal miteinander sprechen? Wieso wird man auch sofort als Aktivist abgestempelt?", fragte Neureuther.

Gurgl "das nachhaltigste Rennen des Jahres"

Der Team-Weltmeister von 2005 nahm außerdem die Veranstalter des Slaloms in Gurgl, der erstmals Teil des Weltcups war, in Schutz. "Sie verwenden 100 Prozent regenerative Energien. Das ist das nachhaltigste Rennen des Jahres, sie sind auch Partner von Green Event Austria." Den Titel "Green-Event" bekam der Weltcup, weil unter anderem mit Pellets geheizt wird und der Strom für die Seilbahn zu 100 Prozent ökologisch sei, wie die Organisatoren in Gurgl im Vorfeld betont hatten.

Aus Neureuthers Sicht hätte die Gruppe auf den nachhaltigen Ansatz der Veranstaltung "aufmerksam machen können, dass das der richtige Weg ist, wie es die gemacht haben." Die Klima-Aktivisten der "Letzten Generation Österreich" hatten ihr Verhalten im Anschluss verteidigt: "Wir haben das Rennen unterbrochen, nicht aus Spaß oder um den Skifahrern einen Nachteil zu verschaffen, sondern weil wir nicht wissen, was wir sonst tun sollen! (...) Wir steuern auf eine Katastrophe zu und unsere Führungskräfte lassen uns im Stich. Die Zeit wird knapp."