Investoren in der DFL? Teile der FC-Augsburg-Fans protestieren beim Spiel gegen Union Berlin gegen die Pläne.

BR24 Sport DFL: Abstimmung um Milliardendeal wird zur Zerreißprobe

Stand: 23.05.2023 15:44 Uhr

Die Entscheidung über den Milliardendeal durch den Einstieg eines Investors bei der DFL wird zur Zerreißprobe für den Profifußball. Nicht alle Klubs sind dafür, die Drittligisten fühlen sich gar nicht mitgenommen.

Von BR24Sport

Wenn am Mittwochnachmittag die Entscheidung über den Milliardendeal verkündet wird, könnte sich rasch ein heftiges Gewitter am Fußball-Himmel entladen. Der Streit um den Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball Liga (DFL), den die Bosse der 36 Profiklubs ab 11.30 Uhr final austragen, ist längst zur Zerreißprobe eskaliert.

Köln und St. Pauli beziehen klare Position dagegen

Dass sich der Investoren-Zoff wie ein Spaltpilz durch den Profifußball frisst, haben die letzten Tage vor der mit Spannung erwarteten Abstimmung deutlich gemacht. Die Gegner des Geschäftsmodells, das zwei Milliarden Euro in die Kassen spülen soll, sind in die Offensive gegangen. Nach dem FC St. Pauli verschärfte vor allem der 1. FC Köln den Ton und positionierte sich "entschieden" gegen die DFL-Pläne. Zahlreiche weitere Klubs sollen eine ähnliche Haltung haben.

Angst vor Zementierung der sportlichen Kräfteverhältnisse

Passend zu der Kritik wurden zuletzt immer mehr fragwürdige Details der anvisierten Vereinbarung bekannt, die in erster Linie die Ängste der Fans vor der Einflussnahme eines Geldgebers und der weiteren Zementierung der sportlichen Kräfteverhältnisse geschürt haben. Angesichts der unübersichtlichen Gemengelage erscheint es völlig offen, ob die nötige Zweidrittel-Mehrheit zugunsten des Investoren-Plans zustande kommt.

Drohkulisse der Befürworter würde kleine Vereine treffen

Die Skeptiker spielen allerdings mit dem Feuer. Denn sollte der von den DFL-Interimsbossen Axel Hellmann und Oliver Leki in den vergangenen Monaten vorangetriebene Deal scheitern, haben einige Topklubs bereits die Drohkulisse einer Abspaltung der Bundesliga vom Rest und dem damit einhergehenden Ende der "Subventionen" für die kleineren Vereine entworfen.

Zweidrittelmehrheit entscheidet - Drittligisten außen vor

Dass Leki ein Votum jenseits der Zweidrittel-Marke im Sinne eines breiten Konsens als notwendig erachtet und nun auch noch die Drittligisten ihr Stück vom Kuchen abhaben wollen, um nicht abgehängt zu werden, macht die Ausgangslage nicht einfacher. Auch die Meinungen von Finanzexperten, deren zahlreiche Einlassungen kein klares Bild hinsichtlich Chancen und Risiken zeichnen, hilft nicht weiter.

Welchen Einfluss haben Fangruppen-Proteste?

Dazu kommen die umfangreichen Proteste von Fangruppen, die eine Zustimmung für einige Vereinsbosse erschweren. Die große Sorge vieler Fans ist, dass ein Investor nicht nur Profit aus dem Geschäft schlagen, sondern auch Einfluss auf die 1. und 2. Bundesliga nehmen will. In fast allen Stadien gab es daher zuletzt Proteste und Banner gegen den Investoreneinstieg, besonders aus der aktiven Fanszene. Zuletzt erklärte Hellmann, es werde weder eine weitere Zerstückelung des Spieltages noch Spiele in Saudi-Arabien geben.

Es wird mit einer geheimen Abstimmung gerechnet, damit die Klubs in der Öffentlichkeit nicht als Befürworter oder Gegner ausgemacht werden können. Leki lässt keinen Zweifel daran, was er von fehlender Transparenz hält: "Ablehnung ist auch in Ordnung, das muss man dann aber auch sagen."

DFL-Interimsbosse für schnelle Entscheidung

Neben den Kölnern hat das auch Pauli-Präsident Oke Göttlich getan. Er will beantragen, die Entscheidung über die Aufnahme von Verhandlungen mit den vier potenziellen Investoren zu verschieben. Das wäre allerdings auch nicht im Sinne von Leki und Hellmann, die bereits einen zeitlichen Ablauf vorgelegt haben. Schon bei einer weiteren Versammlung Anfang oder Mitte Juli ist das grüne Licht für den ausgewählten Geldgeber angepeilt.

Zwei Milliarden Euro Erlös - 300 Millionen für die Vereine

Laut des Plans soll der Investor 12,5 Prozent der Anteile einer Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, über 20 Jahre erwerben. Dadurch sollen zwei Milliarden Euro erlöst werden, die in erster Linie (750 Millionen Euro) in die Zentralvermarktung und den Aufbau einer Streamingplattform gesteckt werden sollen. 300 Millionen Euro sollen zur freien Verwendung an die Klubs gehen (getreu dem derzeit geltenden Verteilerschlüssel), der Rest ist zweckgebunden für Investitionen in die Infrastruktur.

Verluste einkalkuliert

Das Modell ist nicht ohne Risiko: Für die erhofften zwei Milliarden Euro müssten die Klub für die Dauer des Vertrags auf 12,5 Prozent ihrer Medienerlöse zugunsten des Kapitalgebers verzichten. Selbst bei einem moderaten Wachstum der Einnahmen (derzeit knapp 1,3 Milliarden pro Saison aus In- und Ausland) wären das über zwei Jahrzehnte gesehen deutlich mehr als drei Milliarden - also ein Verlustgeschäft.

Für die DFL-Spitze ist die Anschubfinanzierung dennoch "alternativlos", um die Wettbewerbsfähigkeit der Liga zu gewährleisten. Ob das eine ausreichende Mehrheit auch so sieht, wird sich am Mittwoch zeigen.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!

Quelle: BR24 09.05.2023 - 18:30 Uhr