Thomas Helmer (l.) sieht die Wechsel wie von Sadio Mané kritisch.

BR24 Sport Helmer zu Saudi-Wechseln: "Geld lockt und Superstars folgen"

Stand: 20.08.2023 11:35 Uhr

Immer mehr europäische Fußball-Stars wechseln für horrende Summen Richtung Saudi-Arabien. Im "Heute im Stadion"-Interview äußert sich der Ex-FCB-Spieler Thomas Helmer kritisch zu den Transferentwicklungen und sieht eine Gefahr für Europas Fußball.

Von BR24Sport , Philipp Eger

Cristiano Ronaldo war nur der Anfang. Als der 38-jährige Weltklassestürmer im Januar nach Saudi-Arabien zu Al-Nassr nach Riad wechselte, rieben sich noch einige Fans und Experten verwundert die Augen - oder verwiesen auf sein Alter und dass er am Ende der Karriere wohl einfach noch einen großen Batzen Geld verdienen möge. Auch die früheren Münchner Mario Basler oder Stefan Effenberg spielten ja in gesetztem Alter mal in der Wüste.

Doch seit Ronaldos Wechsel in die Saudi Pro League hat sich einiges verändert. Der Portugiese gab wie so oft in seiner Karriere nur den Trendsetter - und weitere Stars folgten. In dem Fall: unter anderem Sadio Mané vom FC Bayern, der in Ronaldos Mannschaft wechselte, Neymar (Al-Hilal), Karim Benzema, N'Golo Kanté, Fabinho (alle Al-Ittihad) oder Riyad Mahrez, Franck Kessié und Roberto Firmino (alle Al-Ahli).

Die Teams aus Saudi-Arabien zahlen teils hohe Summen für die Spieler und bieten ihnen überdimensionale Gehälter. Neymar soll laut der britischen Tageszeitung "Sun" 150 Millionen Euro im Jahr verdienen - und eine Fülle an weiteren Extras wie die Nutzung eines Privatflugzeugs bekommen. Alimentiert mit Geld vom - schließlich hat der Staatsfonds (PIF) die vier größten Klub des Landes übernommen.

Thomas Helmer: "Nicht schön, wenn alle Ligen leergekauft werden"

Gerade Neymar, Mané, Kanté oder Mahrez zeigen: Mittlerweile wechseln Europas Spitzenfußballer im besten Alter an den Persischen Golf. Mit viel Geld soll die Saudi Pro League zu einer Spitzenliga im Weltfußball erwachsen. Das sehen viele mittlerweile etwas bedenklicher als zum Zeitpunkt von Ronaldos Wechsel in Europa - so auch der ehemalige FC-Bayern-Verteidiger Thomas Helmer: "Wie alle wahrscheinlich sehe ich das mit gemischten Gefühlen. Wird da eigentlich was aufgebaut? Soll das wirklich richtig was werden?", fragte er in der Bayern-1-Sendung "Heute im Stadion".

"Im Moment sieht es tatsächlich ja nur danach aus, als wenn der Ruf des Geldes lockt und die Superstars alle folgen. Aber es ist natürlich nicht schön, wenn alle Ligen auch dann leergekauft werden, das muss man auch ganz ehrlich so sagen. Deswegen freuen wir uns ja, dass wir Harry Kane in die Bundesliga geholt haben."

Auch Messi kehrte Europas Fußball den Rücken

Harry Kane, der Engländer, der vor anderthalb Wochen zum FC Bayern München wechselte. Für die Rekordsumme von 100 Millionen Euro. Der 30-jährige Engländer hegte aber auch keinen Gedanken, nach Saudi-Arabien zu gehen. Andere in seinem Alter schon, auch der gebürtige Münchner Alexander Hack wechselte vom Bundesligisten Mainz in die zweite saudische Liga. "Ich muss mich auch daran gewöhnen, weil auch so viele da hingehen", sagt Helmer. "Nicht nur Spieler, die im höheren Alter sind, sondern auch viele, die noch voll im Saft stehen.

Möglicherweise könnte Saudi-Arabiens Einkaufswelle für den europäischen Fußball daher durchaus zum Problem werden, findet Helmer. "Vielleicht ist es ein bisschen früh, das zu beantworten. Aber natürlich muss man aufpassen. Ich höre auch viele, die sagen: 'Mensch, Gott sei Dank ist Messi nach Amerika gegangen.' Okay. Der ist aber auch weg." Messi gewann in der Nacht auf Sonntag (20.8.2023) europäischer Zeit seinen ersten Titel, den Leagues Cup. Ronaldo und der Ex-Bayer Mané sicherten sich vor einer Woche den Arab Club Champions Cup.

Saudi-Arabiens Meister in der Champions League?

Mittlerweile gibt es sogar Gerüchte, dass diskutiert werden soll, ob der saudi-arabische Meister ein Champions-League-Ticket bekommt, darüber berichtete die italienische Sportökonomie-Zeitung "Calcio e Finanza". Es soll bereits erste Gespräche mit der UEFA gegeben haben. "Das würde dann nicht mehr zur Champions League passen logischerweise", sagt Helmer und fügt mit Bedenken an. "Das ist auch ein europäischer Wettbewerb, wenn ich mich richtig erinnere."

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Quelle: Heute im Stadion 19.08.2023 - 15:05 Uhr