Marinko Jurendic sprach am Dienstag mit der Presse

Erste Bundesliga-Entlassung FC Augsburg nach dem Maaßen-Aus - Die möglichen Nachfolger

Stand: 12.10.2023 11:03 Uhr

Der FC Augsburg will möglichst schnell einen Nachfolger für Enrico Maaßen präsentieren. Die Gespräche starteten am Dienstag. Unter den Kandidaten finden sich viele bekannte Gesichter – aussichtsreichster Kandidat dürfte André Breitenreiter sein.

Von Raphael Weiss

Enrico Maaßen beim FC Augsburg ist Geschichte. Der 39-jährige Trainer, der noch von Manager Stefan Reuter installiert worden war, fehlte nach Reuters Rückzug aus der vordersten Reihe des Klubs und einem schwachen Saisonstart die Rückendeckung. Mit einer jungen, kernsanierten Mannschaft, bei der viele erfahrene Leistungsträger den Verein im Sommer verlassen hatten, kam er gegen starke Gegner aus der Bundesliga nicht an. Gegen den FC Bayern, RB Leipzig, den SC Freiburg und Borussia Mönchengladbach tat sich der FCA schwer.

Doch auch gegen schwächere Gegner zeigte das Team von Maaßen teils erschreckende Leistungen. Das Pokal-Aus gegen den Drittligisten SpVgg Unterhaching beispielsweise. Oder das blutleere 1:2 am Samstag gegen den SV Darmstadt, einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt. Die Liga zu halten, wird das große Ziel des FCA sein.

Der Zeitplan und die möglichen Kandidaten

Damit dies gelingt, wollen die Schwaben möglichst schnell einen Nachfolger präsentieren, auch wenn Marinko Jurendic am Dienstag in einem Mediengespräch erklärte, dass "wir uns nicht von Zeitdruck leiten lassen werden". Die Gespräche mit den Kandidaten sind laut dem FCA-Sportdirektor aber bereits gestartet. Es existiert eine vereinsinterne "Shortlist" mit den Favoriten. BR24Sport gibt einen Überblick über den möglichen neuen Augsburger Trainer.

André Breitenreiter

Aussichtsreichster Kandidat dürfte André Breitenreiter sein. Im Sommer 2021 brauchte der heute 50-jährige Trainer nur einen Videocall, um Marinko Jurendic von sich und seiner fußballerischen Vision zu überzeugen. Nachdem Jurendic, damals Sportdirektor des FC Zürich, den Laptop zugeklappt hatte, wusste er: Das wird unser neuer Trainer. Ein Jahr später feierten beide Arm in Arm auf dem Rathausbalkon in Zürich. Breitenreiter hatte eine Mannschaft geformt, die zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt die Vorherrschaft des FC Basel und der Young Boys Bern brechen konnte.

Breitenreiter nahm das Sprichwort "Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist" offenbar sehr ernst und verabschiedete sich postwendend in Richtung Hoffenheim. Der Trainer, der zuvor auch den TSV Havelse, den SC Paderborn, Schalke 04 und Hannover 96 trainiert hatte, kehrte zurück in die Bundesliga. Nach 22 Spieltagen beendete vergangene Saison eine 2:5-Niederlage gegen den VfL Bochum seine Amtszeit in Hoffenheim. Seither hat Breitenreiter keinen neuen Arbeitgeber gefunden. Es würde nicht wundern, wenn Jurendic sich nun bei ihm melden und sie erneut einen gemeinsamen Nenner finden würden.

Stefan Kuntz

Als der DFB gerade Hansi Flick entlassen hatte und nach einem neuen Bundestrainer suchte, da war der Name Stefan Kuntz überall – obwohl der noch Nationaltrainer der Türkei war. Als wenig später Julian Nagelsmann präsentiert wurde, war Kuntz seinen Job allerdings bereits los. Zeit hätte der 60-Jährige also, die Aufgabe in Augsburg zu übernehmen.

Für Kuntz spricht sein Profil als Trainer, der gerne mit jungen Spielern arbeitet. Fünf Jahre lang trainierte er die U21 des DFB und gewann dort mit Spielern wie Finn Dahmen, Niklas Dorsch und Arne Maier die U21-Europameisterschaft. Alle drei finden sich nun im Kader des FCA wieder und wären über ein Wiedersehen wohl nicht unglücklich.

Frank Kramer

Auch der 51-jährige Frank Kramer weiß, wie man mit einer jungen Mannschaft arbeitet. Kramer trainierte U-Nationalmannschaften beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) und leitete das Nachwuchsleistungszentrum von RB Salzburg. Zudem hat er eine Menge Erfahrung im deutschen Fußball. Ausgebildet bei der SpVgg Greuther Fürth übernahm er nach einem Gastspiel bei der zweiten Mannschaft in Hoffenheim inklusive Interimscoaching der ersten Mannschaft 2013 das Kleeblatt. Dort blieb er zwei Jahre.

Zuletzt war Kramer bei Arminia Bielefeld und dem FC Schalke tätig. In Gelsenkirchen hatte er nur wenig Erfolg. Nach nur zwei Siegen aus zwölf Spielen zog man dort am 10. Bundesligaspieltag in der vergangenen Saison früh die Reißleine. Schalke stieg dennoch ab. Kramer könnte sich zumindest in der Stadt schnell einleben. Als gebürtiger Memminger bringt er ein gewisses Maß an lokaler Erfahrung mit.

Bruno Labbadia

Darmstadt, Fürth, Leverkusen, Hamburg, Stuttgart, Hamburg, Wolfsburg, Berlin und wieder Stuttgart. Bruno Labbadia hat schon einige Stationen im deutschen Fußball hinter sich. Wirklich lang hält es den 57-Jährigen nie an einen Ort. 1,37 Jahre dauert eine durchschnittliche Labbadia-Amtszeit. Dennoch ist er ein erfahrener Trainer, der schon viel im Fußball erlebt hat und auch weiß, worauf es im Abstiegskampf ankommt. Vielleicht wäre Augsburg eine Station, an der er länger verweilen würde.

Peter Zeidler

Zuletzt kristallisierte sich Peter Zeidler ein weiterer Top-Favorit für den Trainerposten des FCA heraus. Der deutsche Coach des Schweizer Fußball-Erstligisten FC St. Gallen stehe ganz oben auf der Augsburger Trainerliste, berichten mehrere Medien übereinstimmend. Demnach habe es bereits Kontakt zwischen der FCA-Vereinsführung und dem 61-Jährigen gegeben.

Der gebürtige Schwabe Zeidler hat in St. Gallen noch einen Vertrag bis 2027, es wäre also vermutlich eine Ablösesumme fällig. Schon im Sommer 2022 soll er ein Kandidat beim FCA gewesen sein. Damals hatten die Verantwortlichen sich aber für eine Verpflichtung von Enrico Maaßen entschieden. Zeidler kann auf mehrere Stationen im Ausland verweisen, hat bisher aber noch keinen Bundesligisten hauptverantwortlich trainiert.

Weitere Kandidaten

Seit seiner Entlassung als Bundestrainer sucht Joachim Löw nach einem Job. Immer wieder hat der 63-Jährige betont, bereit für eine neue Trainer-Station zu sein. Einzig das passende Angebot scheint noch nicht eingegangen zu sein. Vielleicht würde Löw ja beim FC Augsburg schwach werden. Doch nach 15 Jahren als Bundestrainer könnten sich die Gehaltsvorstellungen außerhalb der Grenzen des FCA befinden.

Ähnliches gilt für Ralph Hasenhüttl. Vier Jahre Premier League können den Wunschverdienst ein wenig in die Höhe treiben. Und auch bei seiner vorherigen Station, RB Leipzig, dürfte er mehr verdient haben, als der FCA ihm bieten könnte. Ein hervorragender Trainer ist der Österreicher dennoch – und vielleicht kann man ihn mit der Nähe zum Heimatland ja locken.

Tayfun Korkut ist ein bekanntes Gesicht in der Bundesliga. Doch nach seiner Debüt-Saison in Hannover kam er nie wieder so richtig an. Egal ob in Kaiserslautern, Leverkusen, Stuttgart oder Berlin – eine ganze Saison schaffte er nie. Durchschnittlich 0,7 Jahre bleibt Korkut bei einem Verein. Ein Wert, der noch immer von Hannoveraner-Zeiten zehrt.

Sandro Schwarz hat dort deutlich bessere Werte. Einzig bei seiner letzten Station, Hertha BSC, hielt er sich keine ganze Saison im Amt. In Mainz und in Moskau leistete er gute Arbeit. Doch mit seinen 44 Jahren ist er auch ein verhältnismäßig junger Trainer. Ob die Mannschaft das nach der Entlassung von Maaßen akzeptieren würde, müsste man sehen. Jeffrey Gouweleeuw hatte zumindest am Samstag angedeutet, wie er dazu stehen könnte. Er ist nämlich der Meinung: "Dass man es in der Bundesliga nicht schafft, nur mit jungen Spielern und einem jungen Trainer."

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Quelle: BR24Sport im Radio 10.10.2023 - 09:54 Uhr