Tobias Potye und Christina Hering in "Blickpunkt Sport"

European Championships Christina Hering: "Alle meine Vorstellungen wurden übertroffen"

Stand: 22.08.2022 13:44 Uhr

Für die Sportler waren die European Championships in München ein Traum. Vor allem die Leichtathleten schwärmen von der tollen Stimmung. Hochspringer Tobias Potye und 800-m-Läuferin Christina Hering ließen die EM in Blickpunkt Sport Revue passieren.

Von BR24 Sport

"Ich kann's noch nicht so ganz glauben, dass es vorüber ist. Wir kommen ja direkt vom Olympiastadion und haben dort nochmal die letzten Minuten dieser fantastischen Stimmung, die glaub ich die ganzen Tage war, miterleben dürfen", so Christina Hering. Die 800-Meter-Läuferin, die in München in unmittelbarer Nähe des Olympiaparks lebt, war noch sichtlich bewegt von den Emotionen, die sie erlebt hat. Ihr Fazit: "Meine Vorstellungen wurden übertroffen. München hat sich von seiner schönsten Seite präsentiert."

Und sportlich? Da war Hering mit dem Erreichen des 800-Meter-Finals, in dem sie Siebte wurde, zufrieden: "Ich glaube, ich kann mir nichts vorwerfen. Ich hab's probiert im Finale, bin nach vorne gegangen. Das war die richtige Taktik. Am Ende ist mir ein bisschen die Kraft ist ausgegangen. 800 Meter sind nun mal knallhart, die Konkurrenz ist echt stark gewesen. Ich hatte schon auch von einer Medaille geträumt, aber im Endeffekt ist es so toll, was ich erleben durfte.

Viele hätten ihr prophezeit, dass es sie beflügeln würde, vor Heimpublikum zu laufen. "Es war wirklich so verrückt, ich hatte so ein Selbstbewusstsein und konnte es so aufsaugen. Die ersten 600 Meter waren bei allen drei Rennen wie nichts. Es war wirklich so, dass es so beflügelt hat."

Hochspringer Tobias Potye

Tobias Potye: Bin dankbar, dass ich zeigen durfte, was ich drauf habe"

Hochspringer Tobias Potye kommt ebenfalls aus München. Seine Silbermedaille im Hochsprung wurde von vielen als große Überraschung gesehen. Der 27-Jährige selbst sieht es ganz nüchtern: "Ich bin ganz froh, lange unter dem Radar geflogen zu sein. Es war auch lange nicht klar, wie es um meine Gesundheit steht dieses Jahr. Ich bin dankbar, dass ich die Chance hatte, mein Ding weitestgehend durchzuziehen und am Ende zu zeigen, was ich drauf hab."

Wegen einer Sehnenverletzung kann Potye seit Monaten kein Techniktraining absolvieren. Umso erstaunlicher seine Leistung bei der EM: "Es ist leider lästig mit den Sehnen", sagt er dazu. "Es ist immer ein Grenzgang, herauszufinden, wie viel kann ich belasten. Da muss man Geduld beweisen."

EM in München schlägt WM in Eugene

Geduld brauchte Potye überhaupt in seiner Karriere. Immer wieder warfen ihn Verletzungen zurück. 2016 und 2020 verpasste er Olympia. "Da musste ich schon schwer schlucken", sagt er. "Dann nochmal vier Jahre zu erleben, wo man sich noch nicht dort sieht, wo man gerne wäre, und jetzt endlich bei der Heim-EM da den Schritt hin zu schaffen, bei den Deutschen Meisterschaften endlich sich dem Klub der 2,30-Springer anzuschließen, und somit in der Weltspitze anzukommen, was entgegen meiner Erwartung neun Jahre gedauert hat. Ich bin froh, dass es jetzt geklappt hat."

Die schwache WM ist abgehakt. Alle werden sich an das zweite große Highlight dieses Jahres, die EM in München zurückerinnern. "Mein Eindruck war: In einem nacholympischen Jahr zwei Highlights in so enger Zeit zu setzen, hat es für einige schon schwer gemacht, den Fokus das ganze Jahr komplett aufrechtzuerhalten. Ich verstehe dann auch, dass man sich auf das Highlight daheim eben ein bisschen mehr fokussiert."

Sportförderung: manche fallen durch das Raster

Die Kritik, die Doppel-Europameisterin Gina Lückenkemper im Vorfeld geäußert hatte ("die Gesellschaft erwartet von Halbprofis, dass sie mit Vollprofis mithalten können"), teilen Hering und Potye nur zum Teil: "Ich persönlich fühle mich sehr gut gefördert", sagt etwa Christina Hering. Allerdings sei sie auch immer so stark gewesen, dass sie bei internationalen Höhepunkten dabei war. "Ich glaube schon , dass es schon so ist, dass viele Athleten, die nicht ganz an der Spitze sind, durch dieses Raster fallen und es dann schon manchmal schwer ist, sich ganz auf den Leistungssport zu konzentrieren."

Tobias Potye wurde auch dann weiter gefördert, als er viel verletzt war: "Ein Knackpunkt, den wir oft erleben. dass wir sehr stark auf Jugendmeisterschaften auftreten und dieser Übergang vom jungen Erwachsensein und auf eig. Beinen zu stehen, kann ein Schock sein. Da ist es sehr undankbar, diesen Schritt zu schaffen und dranzubleiben. Diese Hürde zu nehmen ist der große Schritt, sich als Profi etablieren zu können. Zu seiner Entwicklung meint er: "Ich bin sehr dankbar, dass Verband und Trainer an mein Potenzial geglaubt haben und dass ich acht Jahre später zeigen konnte, dass ich zurecht den Förderplatz in Anspruch genommen habe."

Gina Lückenkemper und Maskottchen Gfreidi feiern mit den Fans

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Quelle: Blickpunkt Sport 21.08.2022 - 21:45 Uhr