Jan-Christian Dreesen

BR24 Sport Auf Katar folgt Ruanda: FC Bayern mit neuem schwierigen Partner?

Stand: 30.08.2023 17:20 Uhr

Der FC Bayern geht nach dem umstrittenen Werbedeal mit Katar die nächste "schwierige" Partnerschaft ein. Ruanda wird neuer "Platin Partner". Dafür gab es bereits Kritik, die man "vernommen" habe, erklärte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen.

Von BR24Sport

Erst im Sommer endete die Partnerschaft des FC Bayern mit Qatar Airways, für die die Münchner über Jahre harte Kritik ernteten. Nun also gehen die Münchner mit Ruanda die nächste diskutable Beziehung ein. "Die Partnerschaft jetzt mit Ruanda ist auch eine ganz, ganz schlechte Wahl", äußerte bereits Deutschland-Direktor Wenzel Michalski von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch am Dienstag im dpa-Interview. "Die Kritik haben wir vernommen", entgegnete Vorstandschef Jan-Christian Dreesen im Rahmen der Vorstellung von Bayern Münchens neuem Sportdirektor Christoph Freund in der Münchner Arena.

Fünf Jahre Partnerschaft vereinbart

Die auf fünf Jahre ausgelegte Partnerschaft mit dem ostafrikanischen Land hatte der Rekordmeister am Sonntag vor dem Anpfiff des ersten Heimspiels der Münchner bekannt gegeben. Bis Juni 2028 soll bei allen Bundesliga-Heimspielen nun das Logo "Visit Rwanda" auf den Werbebanden angezeigt werden. Wie viel Geld dafür fließen wird, ist bislang nicht bekannt. Denn ganz umsonst werden die Münchner ihren Platz für den "Platin Partner" wohl nicht bereitstellen. Vorgänger Katar soll als Ärmelsponsor mindestens 15 Millionen pro Jahr überwiesen haben.

Nachwuchsförderung gegen Werbemillionen

Der FC Bayern will im Gegenzug in Ruanda unter anderem in den Fußballnachwuchs investieren: Geplant seien neben einer Trainingsakademie für Jungen und Mädchen, die die Münchner dort aufbauen wollen, auch "verschiedene Aktivitäten zur Förderung des Tourismus", hieß es in der Vereinsmitteilung.

Bayerns Vorstandschef Jan-Christian Dreesen sprach dort von "reizvollen, verantwortungsvollen Aufgaben". Ruanda erhofft sich durch den Deal dagegen unter anderem mehr Besucher aus Deutschland und "Spitzenleistungen im Sport", wie Sportministerin Aurore Mimosa Munyangaju äußerte.

Eingeschränkte Menschenrechtslage

Allerdings hat Ruanda, wie Katar, mit Blick auf die Einhaltung der Menschenrechte nicht den allerbesten Ruf. Die regierende Rwandan Patriotic Front (RPF) besitzt die vollständige Kontrolle über den politischen Raum in dem kleinen Land mit rund 14 Millionen Menschen.

Regierungskritiker werden regelmäßig von Präsident Paul Kagame und anderen hochrangigen Regierungsbeamten bedroht. Grundlegende Menschenrechte wie Meinungsfreiheit und Versammlungsfreiheit sind stark eingeschränkt. Freie, unabhängige Medien existieren kaum. "Das ist ein Staat, in dem Menschenrechte mit Füßen getreten werden", kritisiert Michalski.

Dreesen versucht verantwortungsvollen Umgang hervorzuheben

Bei der offiziellen Vorstellung von Sportdirektor Freund musste Dreesen deshalb am Mittwoch auch kritische Fragen zu den Beweggründen der Bayern beantworten. "Wir sehen Afrika als einen Kontinent der Chancen. Der Gang auf diesen Kontinent ist Teil unserer Internationalisierungsstrategie. Wir wollen den Jugendfußball fördern und vielleicht auch Talente für uns gewinnen", erläuterte der Bayern-CEO.

Man habe sich aber "natürlich intensiv mit Ruanda beschäftigt", so Dreesen. "Es gibt nach wie vor große Armut in Ruanda. In Ruanda wird seit vielen Jahren daran gearbeitet, wirtschaftlichen Wohlstand zu entwickeln. Auch die Bundesrepublik und die EU bemühen sich um die Entwicklung vor Ort. Unser Engagement hat nicht nur altruistische Absichten, wir wollen Entwicklungsprojekte im Fußball fördern und Kinder an den Sport heranführen", unterstrich der 55-jährige Fußballfunktionär. Und ergänzte die gute Absicht: "Wir wollen einen Beitrag zur Entwicklung leisten."

Katar war heißes Thema zwischen Fans und Vereinsführung

Bleibt abzuwarten, wie die Fans des FC Bayern die neue Partnerschaft aufnehmen. Die finanziell lukrative Zusammenarbeit mit der Qatar Airways wurde in Fankreisen sehr kritisch gesehen. Katar steht wegen der Menschenrechtslage und der Situation für ausländische Arbeiter stark in der Kritik.

Auf der Münchner Jahreshauptversammlung 2021 war es bei dem Thema zwischen Vereinsführung und Fans sogar zu Tumulten gekommen. Bei der JHV 2022 war es immer noch Reizthema. Diskutiert wurde immerhin kontrovers, aber sachlich. Nach fünf Jahren wurde der Deal beendet.

Im Video: Sportdirektor Christoph Freund stellt sich vor beim FC Bayern

FC Bayern München - Vorstellung neuer Sportdirektor

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Quelle: BR24 im BR Fernsehen 30.08.2023 - 18:30 Uhr