Felix Brych

BR24 Sport Anfeindung gegen Stegemann: "Grenze wird überschritten"

Stand: 01.05.2023 13:54 Uhr

Aggression rund um den Fußball hat auch Schiedsrichter Felix Brych schon erlebt. Allerdings findet der 47-Jährige, dass es heftiger geworden ist. Auch bei den Anfeindungen gegen Sascha Stegemann: "Das ist der Punkt, wo die Grenze überschritten wird."

Von BR24Sport

Felix Brych, Weltschiedsrichter von 2017, mit viel Erfahrung in der Bundesliga, verurteilt die Anfeindungen gegen Sascha Stegemann nach dem viel diskutierten Bundesliga-Spiel von Borussia Dortmund in Bochum.

Stegemann hatte im Duell der Borussia gegen den VfL beim Foul von Danilo Soares im Strafraum an BVB-Nationalspieler Karim Adeyemi keinen Elfmeter gepfiffen. Durch das Dortmunder Remis (1:1) konnte der FC Bayern am Sonntag mit dem Sieg gegen Hertha BSC wieder an die Tabellenspitze ziehen. Die Entscheidung der Schiedsrichter am Freitag in Bochum sei "falsch" gewesen, so Brych. Das hatte auch Stegemann selbst mehrfach eingeräumt.

Für Entspannung sorgte das allerdings nicht. Stegemann berichtete am Sonntag im Sport1-"Doppelpass" von konkreten Drohungen gegen ihn und seine Familie, er habe Strafantrag gestellt.

Brych: "Brennen irgendwo komplett die Sicherungen durch"

"Das ist der Punkt, wo die Grenze überschritten wird", sagte Brych im "Blickpunkt Sport". Er könne die Situation nachfühlen, "nach der WM 2018 ging es mir auch so, da hatte ich auch das Problem mit Anfeindungen". Brych hatte damals in Russland das Spiel zwischen der Schweiz und Serbien gleitet, er war danach wegen eines nicht gegebenen Elfmeters von serbischer Seite angefeindet worden.

Brych findet, dass es seit seinen Anfängen als Schiedsrichter auf dem Platz "heftiger geworden ist". Diese Ablehnung, die man als Schiedsrichter bekommt, sei ganz normal. Er habe aber das Gefühl, "wenn es kracht heutzutage, dann brennen irgendwo komplett die Sicherungen durch und das müssen wir verhindern".

Fußball muss sich selber reinigen

Der Fußball muss sich selber reinigen. Als positives Beispiel dafür, sieht Brych die "Stopp"-Ansage von BVB-Chef Hans-Joachim Watzke an die Fans: "Anfeindungen jeder Art, Verunglimpfungen oder Drohungen, sei es persönlich oder anonym über Social-Media-Kanäle, können wir – aller Enttäuschung zum Trotz – aber nicht einmal im Ansatz tolerieren", so Watzke.

Reichen wird das nicht. Auf den Fußballplätzen müsse man "auch die Leute haben, die die Schiris schützen," so Brych. Denn es gebe überall fünf Schlaumeier, die auf den Schiri blöd einreden, egal was er pfeift. Die müssten ruhig gestellt werden. Aus seiner Sicht würde ein bisschen mehr Zivilcourage, auch bei den Jugendspielen gut tun. Dass an der Seitenlinie auch mal einer sagt, "jetzt ist mal Schluss." Damit könnte man sich auch untereinander schützen.

Sven Laumer ist seit Juni 2022 Vorsitzender im Verbands-Schiedsrichter-Ausschuss (VSA).

Quelle: Blickpunkt Sport 30.04.2023 - 21:45 Uhr