Pferdesport | CHIO Schneider beim CHIO: ein leichtfüßiger Tänzer und ein Hase

Stand: 16.09.2021 20:57 Uhr

Zwei Erlebnisse des CHIO hat Dorothee Schneider besonders in Erinnerung. Die eine erzählt von einem außergewöhnlichen Comeback, das ihr noch während des Ritts die Nackenhaare aufstellte – die andere handelt von einem Hasen.  

Ein Raunen ging 2018 durchs Stadion, Dorothee Schneider war irritiert. "Ich habe erst gedacht, ich habe mich verritten oder mein Pferd hätte einen Fuß verloren", beschrieb sie diesen Moment damals. Dabei galt die Reaktion des Publikums nicht ihr und ihrem Pferd Sammy Davis Junior, die gerade für die Nationalmannschaft ritten. Die Zuschauer hatten einen Hasen im Dressur-Viereck entdeckt. Schneider und Sammy Davis Junior brachte das kurz aus der Konzentration, sie leisteten sich einen Fehler, gewannen am Ende dennoch den Nationenpreis mit dem deutschen Team.

Heute kann die 52-Jährige aus Framersheim über diesen Moment lachen. "Es war witzig und es war wirklich etwas Besonderes. Ich glaube, das hat es vorher noch nicht gegeben, aber das wünsche ich mir natürlich nicht jedes Mal."

Keine Teilnahme beim Nationenpreis: "Ein kleiner Wermutstropfen"

Drei Jahre danach geht sie wieder mit dem bayerischen Wallach Sammy Davis Junior an den Start. Schneider bezeichnet ihn liebevoll als "leichtfüßigen und schönen Tänzer", der "Witz" hat und mit dem sie eine Tango-Kür geplant hat, die "unwahrscheinlich gut zu diesem Pferd passt". Schneider will mit ihm bei der Vier-Sterne-Tour "vorne mitmischen". Ihre erste Prüfung hatte sie am Donnerstag: Im Grand Prix CDI4 ritten Schneider und ihr "Tänzer" auf den sechsten Platz.

Am Freitagabend folgt der Grand Prix Spécial (18:15 Uhr) und einen Tag später die Grand Prix Kür (20 Uhr).

Ursprünglich war geplant, dass sie zusätzlich mit Faustus am Nationenpreis teilnimmt. Weil der aber bei der Europameisterschaft vor wenigen Tagen den verletzen Showtime, Schneiders drittes Kaderpferd, ersetzte, wäre ein Start eine zu große Belastung. "Es ist ein kleiner Wermutstropfen, natürlich. Den Nationenpreis zu reiten in Aachen, ist immer ein ganz besonderes Event. Aber ich reite die Vier-Sterne-Tour und bin trotzdem nach diesen ganzen emotionalen Anstrengungen, die ich dieses Jahr hatte, sehr, sehr stolz, in Aachen dabei sein zu können."

Tod von "Rosi" und Schlüsselbeinbruch

Es war ein emotionales Jahr für Schneider: Im April ist ihr Pferd Rock 'n Rose bei der Siegerehrung der Pforzheimer Dressurtage zusammengebrochen und wenig später verstorben. Die Stute erlitt einen Aorta-Abriss. Schneider, die vom fallenden Pferd gestürzt war, zog sich einen Schlüsselbeinbruch zu. "Das ist schon nicht ganz einfach gewesen", sagt sie. Ihre Verletzung ist verheilt, mit dem Verlust von "Rosi" hat sie umzugehen gelernt. Schneider kämpfte sich zu den Olympischen Spielen und holte dort drei Monate nach Rosis Tod mit der Mannschaft Gold. Erst vor wenigen Tagen wurde sie zudem Team-Europameisterin.

Schneider: "Ich liebe meinen Beruf"

Manchmal, gibt sie zu, frage sie sich auch, wie das alles gehe. "Aber ich stehe halt morgens auf mit der Motivation, den Tag positiv zu beginnen und lebe einfach für meinen Beruf. Ich liebe die Arbeit mit den Pferden und darin gehe ich auf und darin schöpfe ich auch meine Energie. Das erfüllt mich."

Mit dieser Freude startet sie auch dieses Mal wieder beim CHIO, den sie als "ganz besonderes Turnier" beschreibt und an den sie noch eine zweite außergewöhnliche Erinnerung hat. 2019 ritt sie auf Showtime in Aachen, der wegen einer Verletzung zuvor lange ausgefallen war.

"Er hat sich so eindrucksvoll zurückgemeldet, als ich da eine Prüfung mit ihm geritten bin, den Grand Prix Spécial vom Nationenpreis, der war so besonders, dass sich während der Prüfung bei mir die Nackenhaare hochgestellt haben." Schneider und Showtime wurden Zweite. "Diesen Ritt werde ich nie vergessen", sagt sie. "Das ist ein Moment, der mir bis ins hohe Alter bleiben wird."