Matvii Bidnyi, stellvertretender Sportminister der Ukraine

Liste mit 80 Namen von Sportlern und Funktionären Ukraine verkündet weitere Sanktionen gegen Russland

Stand: 18.04.2023 12:21 Uhr

Die Regierung in der Ukraine soll laut Medienberichten Sanktionen gegen 80 russische Athleten und Funktionäre ausgesprochen haben.

Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Dienstag (18.04.2023) berichtet, sollen mehr als 80 Personen aus dem russischen Sport sanktioniert werden. Die Zeitung beruft sich auf ukranische Medienberichte, demnach habe Präsident Wolodimir Selenski ein Dekret erlassen, das es den betroffenen Athleten und Funktionären verbietet, in den kommenden 50 Jahren die Ukraine zu betreten. Ihnen soll auch verboten sein, durch den ukrainischen Luftraum zu fliegen.

Nach Angaben der ukrainischen Ausgabe der Zeitung "Prawda" habe das Sportministerium der Ukraine eine Sanktionsliste veröffentlicht, mit prominenten Vertretern des russischen Sports: unter anderem den früheren Box-Weltmeister Nikolai Walujew oder Eiskunstlauf-Olympiasieger Jewgeni Pluschtschenko.

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Neue Sanktionen - unter anderem gegen Triathlon-Präsidentin Schoigu

Laut "FAZ" stehen aber auch aktuelle Offizielle des russischen Sports auf der Sanktionsliste, wie Ksenia Schoigu, Tochter des russischen Verteidigungsministers Sergei Schoigu. Schoigu ist Präsidentin des Russischen Triathlon-Verbandes.

Das ukrainische Parlament hatte bereits im vergangenen Dezember Sanktionen gegen 55 Athletinnen und Athleten aus Russland ausgesprochen, darunter Eiskunstläuferin Kamila Walijewa, die im Vorfeld der Olympischen Winterspiele positiv auf das Dopingmittel Trimetazidin gestestet wurde.

Auch Ukraines Fußball-Legende Rekordnationalspieler Anatolij Timoschtschuk wurde sanktioniert. Mit der Begründung, er habe sich weder öffentlich gegen den Krieg geäußert, noch seine Tätigeit als Assistenztrainer bei Zenit Sankt Petersburg beendet. Im Zuge der Sanktionen sollten unter anderem alle Vermögenswerte in der Ukraine eingefroren werden, außerdem dürfen die Sportler für zehn Jahre nicht mehr in die Ukraine einreisen, keine Geschäfte betreiben und bekamen alle offiziellen Ehrungen und Titel aberkannt.

Die IOC-Entscheidung zu russischen Athleten und ihre Bedeutung

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In der vergangenen Woche hatte eine Delegation des russischen Sportministers Oleg Matyzin besetzte Gebiete in der Region Donezk besucht und damit heftige Kritik in der Ukraine hervorgerufen: Dies sei ein weiterer Beleg dafür, "dass es einen Sport außerhalb der Politik nicht gibt", sagte Matvii Bidnyi, stellvertretender Sportminister der Ukraine.

Das Sportministerium hatte zudem Delegationen der Ukraine künftig die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen mit Russen und Belarusen verboten. Bei Zuwiderhandlungen droht den nationalen Sportverbänden der Entzug des offiziellen Status.

Umstrittene IOC-Entscheidung über Zulassung Russlands

Die nun offenbar neu ausgesprochenen Sanktionen gegen weitere Personen sind eine weitere Stufe im auch sportpolitisch ausgetragenen Propaganda-Duell zwischen der Ukraine und Russland. Das weiter angeheizt wurde von der Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Athletinnen und Atleten aus Russland und Belarus unter bestimmten Bedingungen die Rückkehr zu internationalen Wettkämpfen zu ermöglichen. Trotz des Angriffskrieges, den Russland seit Februar 2022 gegen die Ukraine führt.

Kritik an der IOC-Entscheidung gab es nicht nur aus der Ukraine, dort haben Vertreter aus Politik und Sport bereits angekündigt, dass Wettkämpfe mit russischen Athletinnen und Athleten boykottiert werden sollten, bis hin zu einem möglichen Boykott der Olympischen Spiele 2024 in Paris. Auch große Teile der westlichen Politik, darunter Bundesinnenministerin Nancy Faeser, und Sportverbände in Deutschland stellten sich gegen den IOC-Beschluss zur Wiederzulassung Russlands.

Kritisiert wurde vor allem die vom IOC festgelegten Auflagen, deren Formulierung in Teilen unklar bleibt, ebenso wie deren Umsetzung. So sollen einzelne Sportlerinnen und Sportler nur starten dürfen, wenn sie nicht aktiv Putins Krieg unterstützen. Zudem dürfen sie nicht beim russischen Militär oder bei nationalen Sicherheitsbehörden unter Vertrag stehen. Dies ist jedoch in der Praxis des russischen Sports und seinen engen Verbindungen zur Armee schwer nachzuprüfen: Neben den Berufssoldaten mit Arbeitsvertrag ("Kontraktniki") gibt es auch eine große Zahl von Aktiven, die als Wehrpflichtige dienen. Oder die bei Klubs wie ZSKA unter Vertrag stehen, die von der Armee finanziert werden.

Mit der Klärung dieser Fragen soll sich, nach dem Willen des IOC, ein unabhängiges Gremium befassen. Einige Verbände, darunter der Internationale Leichtathletik-Verband, und der Weltverbände im Turnen und Biathlon, fühlen sich vom IOC alleine gelassen und haben bereits entschieden, der Empfehlung aus Lausanne nicht zu folgen. Sie werden vorerst keine Athleten aus Russland und Belarus zulassen.

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