Olympia | Eröffnungsfeier Politisches Manöver - Uigurin entzündet olympisches Feuer

Stand: 04.02.2022 17:10 Uhr

Die chinesische Führung hat mit der Ski-Langläuferin Dinigeer Yilamujiang eine besondere Wahl getroffen. Die Uigurin entzündete die olympische Flamme - es könnte vor allem ein Zeichen an die eigene Bevölkerung sein. Menschenrechtsexperten sprechen von Zynismus.

Die Wahl der Uigurin sorgte für Aufsehen, da die chinesische Führung wegen des Umgangs mit der muslimischen Minderheit in der nordwestchinesischen Region Xinjiang international stark in der Kritik steht.

Die Vorwürfe über die Verfolgung der Uiguren sind neben anderen Menschenrechtsverletzungen mehrfach von Ländern wie den USA und anderen genannt worden, um den politischen Boykott der Feier zu begründen und keine Regierungsvertreter nach Peking zu entsenden.

Zeichen an die eigene Bevölkerung

Nach Ansicht des ARD-Korrespondenten Steffen Wurzel ist der Vorgang ein deutliches politisches Statement der staatlichen Olympia-Organisatoren. "Die kommunistische Führung Chinas will damit vor allem der eigenen Bevölkerung vermitteln: Schaut her, so schlimm kann es um die Menschrechtslage in Xinjiang doch nicht stehen, wenn eine Uigurin sogar das Olympische Feuer entzünden darf."

Es gehöre zur Strategie der chinesischen Staatsführung, nach außen das Bild zu vermitteln, Uiguren würden in China nicht benachteiligt. "Auch in anderen Bereichen - etwa in Kunst und Kultur - werden Uigurinnen und Uiguren immer wieder medial in Szene gesetzt, um vermeintliche Harmonie zu demonstrieren." In einer ersten Reaktion warfen internationale Menschenrechtsexperten den chinesischen Olympia-Organisatoren Zynismus vor.

Keine bekannte Sportlerin

Langläuferin Dinigeer Yilamujiang ist in dieser Weltcup-Saison bislang nicht in Erscheinung getreten. Im Vorjahr belegte sie bei den Weltmeisterschaften in Oberstdorf über die 10 Kilometer Freistil den 41. Platz. Die 20-Jährige ist für den Start im olympischen Skiathlon am Samstag gemeldet.

Eine Million Menschen in Umerziehunglagern

Mindestens eine Million Uiguren und andere Angehörige von Minderheiten sind nach Schätzungen von Menschenrechtlern in den vergangenen Jahren in Xinjiang in Umerziehungslager eingesperrt worden, die chinesische Verantwortliche als Fortbildungseinrichtungen beschrieben haben. Es gibt Berichte über Folter, Misshandlungen und ideologische Indoktrinierung in den Lagern.

In Xinjiang gibt es schon länger Spannungen zwischen den herrschenden Han-Chinesen und ethnischen Minderheiten. Seit blutigen Unruhen 2009 und mehreren Terroranschlägen greifen die Sicherheitskräfte hart durch. Uiguren beklagen kulturelle und religiöse Unterdrückung, während ihnen Peking Separatismus vorwirft. Nach ihrer Machtübernahme 1949 in Peking hatten die Kommunisten das frühere Ostturkestan der Volksrepublik einverleibt.

In der Türkei haben Uiguren bei einem Protest zum Boykott der Winterspiele aufgerufen. Rund 1.000 Teilnehmer hätten sich in Istanbul versammelt und Sätze wie "China, stopp den Völkermord" gerufen, sagte der Co-Organisator des Protests, Musa Abdulehed Er, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag.