Olympia | Nordische Kombination Frenzels Rekordweg: Achterbahn der Gefühle für die Kombinierer

Stand: 17.02.2022 16:21 Uhr

Die Silbermedaille der Nordischen Kombinierer wurde kurzzeitig von der Sorge um Eric Frenzel überschattet. Der ist inzwischen wieder wohlauf und überwältigt von der Leistung seiner Teamkollegen. Vollkommene Freude wollte bei ihm über seine Rekordmedaille zunächst nicht aufkommen.

Irgendetwas war anders bei der Siegerehrung nach dem Teamwettbewerb in der Nordischen Kombination. Kurz zuvor hatten die DSV-Kombinierer Manuel Faißt, Julian Schmid, Eric Frenzel und Vinzenz Geiger in einem dramatischen Rennen Silber bei den Olympischen Spielen gewonnen. Doch von dem Quartett standen nur drei auf dem Podium. Es fehlte: Eric Frenzel.

Deutschlands Rekord-Kombinierer war da gerade noch auf dem Weg der Besserung, er war nach seinem Fünf-Kilometer-Lauf im Ziel zusammengebrochen. Am Ende seiner zweiten Runde hatten Frenzel die Kräfte verlassen, er musste die Konkurrenten ziehen lassen. Damit war auch die erhoffte Wiederholung des Goldtriumphes von 2018 futsch.

Entwarnung vom Bundestrainer und vom Arzt

Völlig verausgabt, auch durch die Folgen seiner Corona-Infektion, und unterkühlt durch die eisige Kälte sei Frenzel im Ziel gewesen, erklärte Bundestrainer Hermann Weinbuch: "Aber es geht ihm schon wieder besser. Er erholt sich jetzt."

Der deutsche Teamarzt Stefan Pecher glaubt nicht, dass bei Frenzel etwas hängen bleiben wird. "Sicherlich war die Belastung aufgrund des hohen Anfangstempos nach der Quarantäne ein bisschen hoch, aber gesundheitliche Schäden sind nicht zu erwarten." Ein Gesundheitsrisiko habe nicht bestanden. "Mir wurde zuvor versichert, dass alles gut ist", so Frenzel.

Frenzel erfährt erst später von der Medaille

Frenzel war erst zwei Tage vor dem Rennen aus der Corona-Isolation entlassen worden, hatte aber in den wenigen Trainingseinheiten überzeugt und so Johannes Rydzek aus dem Team verdrängt. Nun hätte diese Entscheidung beinahe die fest eingeplante Medaille gekostet.

Dank des starken Vinzenz Geiger sprang für das deutsche Team noch Silber heraus. Frenzel selbst bekam von der Entscheidung zunächst nichts mit: "Ich habe gerade eben erst erfahren, dass wir Silber gewonnen haben", sagte der 33-Jährige Sachse knapp 40 Minuten nach dem Zieleinlauf im Sportschau-Interview.

Frenzel befand sich nach dem Rennen in einer Achterbahn der Gefühle: "Ich bin überglücklich, dass die drei das ausgemerzt haben, was ich verbockt habe." Auf der anderen Seite ärgerte er sich über seine Leistung. "Dass es jetzt ein Happy End ist, muss ich erst noch verarbeiten. Ich hardere gerade noch mit mir selbst, dass ich es doch nicht ganz so rüber gebracht habe, wie ich es mir erhofft habe." Dennoch überwog die Freude.

Frenzel mit erneuter Kritik an Isolation

Dabei waren diese Olympischen Spiele die schwierigsten seiner Karriere. Bei der Einreise nach China gab es für Frenzel den Corona-Schock: ein positives Testergebnis. "Es war sehr hart, als wir die Nachricht bekommen haben. Wir haben zunächst gehofft, dass es falsch positiv ist."

Frenzel und sein Teamkollege Terence Weber mussten sich in einem speziellen Hotel abschotten. Kein Training war möglich - nur leichtes Kardio. Fast täglich gab es neue Meldungen, zum Gesundheitszustand und wann Frenzel zum Team zurückkehren könnte. "Es waren keine einfachen Tage."

Frenzel hätte sich gewünscht, man hätte alle positiv getesteten Sportler von Beginn an auf einen zwölf Tage dauernde Isolation vorbereitet. So lange habe es schließlich bei allen Athleten gedauert, bis sie das Hotel wieder haben verlassen können. Das ständige Hoffen, vorzeitig raus zu kommen, nur um dann wieder enttäuscht zu werden, habe ihn sehr belastet: "Ich war mental sehr weit unten."

Aus der Isolation zu Silber und Rekord

Nach der zwölftägigen Isolation und nur ein paar Einheiten auf der Schanze und der Strecke ging es für ihn also auf das Siegerpodest - oder besser gesagt zur Silbermedaille. Und damit auch zu einem Rekord.

Zwar ist der Norweger Jörgen Graabak gemessen an seinen vier Goldmedaillen nun der erfolgreichste Kombinierer bei Olympischen Winterspielen, so viele olympische Medaillen wie Frenzel - nämlich sieben an der Zahl - sammelte nur der Österreicher Felix Gottwald.

Geiger nimmt Frenzels Fehlen mit Humor

Dass Frenzel bei der Siegerehrung vor Ort - der sogenannten Venue Ceremony - nicht dabei sein konnte, wird nach Ansicht seiner Teamkollegen keine großen Narben hinterlassen. "Er hat schon so viele Momente dort gehabt, er kann sich sicher vorstellen, wie es gewesen ist", sagte Teamkollege Vinzenz Geiger mit einem Lachen.

Das Maskottchen, das jeder auf dem Podium erhält, nahm Geiger für seinen Teamkollegen mit. Viel wichtiger aber ist die Übergabe der Medaillen. Die erfolgt einen Tag nach dem Rennen. Und da wird Frenzel seinen drei Teamkollegen auf jeden Fall wieder Gesellschafft leisten.