Der Japan-Reiseblog von Julia Linn Von Corona-Tests und Faxgeräten

Stand: 04.07.2021 06:00 Uhr

Um 9.50 Uhr klingelt das Faxgerät. Ich weiß gar nicht, wann ich das zuletzt erlebt habe. Aber klar, im vermeintlichen Hightech-Land Japan kommuniziert man per Fax. "Sumimasen – Verzeihung, Frau Linn, bringen Sie bitte bis zehn Uhr Ihren PCR-Test in die Lobby."

Von Julia Linn (Tokio)

Ich bin noch im Schlafanzug, es ist Wochenende. Mein Wecker ging aber schon vor zwei Stunden, denn bis halb neun sollte mein PCR-Test vor der Tür liegen und dort abgeholt werden. Das war wohl nichts.

Im Halbschlaf suche ich um acht Uhr das Test-Kit raus, das wir beim Verlassen unserer ersten Quarantäne-Unterkunft bekommen haben. Ein Röhrchen, in das ich jetzt spucken muss, und eine Art Strohhalm, der mir hilft, dass der Speichel auch im Röhrchen landet. Die PCR-Test-Anleitung ist auf Japanisch – super Idee für ausländische Journalisten. Gut, dass ich mich damit schon bestens auskenne.

"Rotzen in Reihe"

Den ersten Spucke-Test gab’s am Flughafen. 1,5 ml ins Röhrchen spucken – ganz schön viel und ganz schön unappetitlich. Damit genug Speichel zusammenkommt, hat man sich am Flughafen etwas ausgedacht: Für den Test bekommt jeder eine eigene Spuck-Kabine. Dort hängt eine Anleitung - auch auf Englisch -, die zeigt, wie viel Spucke ins Röhrchen muss und wie die auszusehen hat, zu viele Bläschen sind verboten.

Geschmückt ist die Anleitung mit Bildern von Zitronenscheiben und undefinierbaren Stückchen, die das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen sollen. Wir brauchen dafür ein paar Minuten: "Boah, das ist ja richtig viel", kommt aus der Spuck-Kabine nebenan. Ein Kollege nennt die Aktion "Rotzen in Reihe".

Andere Einreisende haben mehr Probleme damit – z. B. das schreiende Baby gegenüber der Spuck-Kabinen. Kein Scherz, auch das Baby muss 1,5 ml Speichel abgeben. Negative Tests der Eltern reichen Japan offenbar nicht aus. Vielleicht war das Baby mal wieder allein unterwegs und hat sich bei der letzten Baby-Party mit Corona angesteckt, wer weiß.

Gesundheits-Tracking in der Quarantäne

Natürlich war das nicht unser erster PCR-Test bei dieser Reise. 72 Stunden vor dem Abflug wurde ich negativ auf das Coronavirus getestet. Test Nummer drei habe ich vor fünf Tagen gemacht - auch schon in der "Do it yourself"-Variante. Dazu täglicher Symptom-Check während der Quarantäne per Olympia-Gesundheits-App.

Ich freue mich schon auf PCR-Test Nummer fünf – denn wenn dann das Faxgerät klingelt, wird das auch der letzte Tag meiner Olympia-Quarantäne sein.

Zur Person: Julia Linn arbeitet für den WDR und im ARD-Studio Tokio und berichtet hier täglich von ihren Erfahrungen bei den Olympischen Spielen in Tokio.