Olympia | Skispringen Katharina Althaus - der Silbermagnet

Stand: 06.02.2022 12:21 Uhr

Auch am Morgen danach war noch nicht alles beseitigt. Kleine Konfetti-Schnipsel klebten noch auf dem Boden im Hotelflur, sie waren der eindeutige Beweis: Hier hatte gestern Abend zwar keine rauschende Party, aber doch ein zünftiger Empfang stattgefunden. Die erste Medaille dieser Spiele für die deutsche Mannschaft, Silber für Skispringerin Katharina Althaus. Klar, dass das zumindest ein bisschen gefeiert werden musste.

"Als ich ins Hotel gekommen bin", erzählte Althaus am nächsten Tag, "hat mein Team mit Konfetti-Kanonen geschossen und mir einen riesigen Empfang bereitet." Ihre Augen waren klein, das Lächeln allerdings so breit, dass es auch hinter der Maske zu erahnen war: "Ich bin heute aufgewacht und habe mir gedacht: War das jetzt echt ernst oder habe ich das nur geträumt?"

Silber gewonnen, nicht Gold verloren

Sie hatten sich ohnehin im deutschen Team sehr früh dazu entschlossen, dass es bei der Einordnung dieser Silbermedaille keine zwei Gefühlswelten geben sollte. Silber gewonnen, nicht Gold verloren. Schon als Althaus an der Schanze im Auslauf stand und auf die Flower-Zeremonie wartete, hatte sich die Mannschaft zusammengefunden, auf eine kleine Holzbank gestellt und ihr laut zugejubelt.

Dabei hätten sie durchaus hadern können, allen voran natürlich Althaus selbst. Im ersten Durchgang hatte die 25-Jährige einen famosen Sprung gezeigt, hatte die starken Sloweninnen in Schach gehalten und obendrein gezeigt, dass sie mit der Favoritenrolle ziemlich gut umgehen kann.

Auch der Sprung im zweiten Durchgang war gut, es fehlten allerdings 2,2 Punkte, umgerechnet etwas mehr als ein Meter. Das ist nicht viel - und es wird noch weniger, wenn man um die miesen Windbedingungen weiß.

Deutliche Hannawald-Kritik

Sportschau-Experte Sven Hannawald übte deshalb deutliche Kritik, seiner Meinung nach hätte die Jury Althaus noch nicht in die Spur schicken dürfen, sondern kurz warten müssen. Eine halbe Minute, vielleicht eine ganze und es wäre laut Hannawald Gold geworden.

Besonders pikant, dass in Miran Tepes ein Slowene die Verantwortung dafür trug. Ein alter Fahrensmann, aber eben auch einer, der schon öfter mal in die Kritik geraten war, wenn es um knifflige Entscheidungen ging. Am Ende gewann nicht Althaus - sondern Ursa Bogataj, eine Slowenin.

"Mal hat man Glück, mal hat man Pech"

Althaus selbst will sich mit solchen Spekulationen gar nicht aufhalten, wahrscheinlich würden sie ihr nur die Laune vermiesen: "Das gehört einfach zu unserem Sport dazu. Mal hat man Glück, mal hat man Pech."

Und irgendwie ist ja eh klar, was bei Katharina Althaus am Ende rausspringt, sie zieht Silber an wie ein Magnet. Zweimal schon zu Jugendzeiten, danach Olympia-Silber in Pyeongchang 2018 und WM-Silber in Seefeld 2019 und nun also wieder.

Silber und Konfetti

Althaus gibt zu: "Im ersten Moment dachte ich mir auch schon: Nee, echt jetzt? Schon wieder Silber? Aber im zweiten Moment dachte ich, es können nicht viele von sich behaupten, zweimal Silber bei Olympischen Spielen gewonnen haben." Das stimmt. Und eine Konfetti-Kanone gab’s diesmal noch obendrauf.