Olympia | Rennrodeln Wintersport-Königin - Geisenberger schreibt Olympia-Geschichte

Stand: 10.02.2022 17:56 Uhr

Alle Jahre wieder räumen die deutschen Rodler bei Olympischen Spielen ab. Und so ist es kein Zufall, dass drei Rodler jetzt auch in der Rangliste der erfolgreichsten deutschen Winter-Olympioniken ganz oben stehen.

Deutschlands Eisschnelllauf-Ikone Claudia Pechstein ist ihren Platz als beste deutsche Winter-Olympionikin los. Auf dem Thron steht seit Donnerstag (10.02.2022) Natalie Geisenberger. Gefolgt von ihren Doppelsitzer-Kollegen Tobias Wendl und Tobias Arlt.

"Rekord vollkommen wurscht"

Ausnahme-Rodlerin Geisenberger tütete bei den Olympischen Spielen in Peking ihre Goldmedaillen fünf und sechs ein und ist damit an Pechstein vorbeigezogen. Als erste Rodlerin entschied die 34-Jährige aus dem bayrischen Miesbach nach Siegen in Sotschi 2014 und Pyeongchang 2018 die Einzel-Konkurrenz zum dritten Mal nacheinander für sich. Auch in der Teamstaffel legte sie mit einem "Gold-Hattrick" nach. Zu ihren sechs Goldmedaillen kommt noch Bronze im Einzel bei ihren ersten Olympischen Spielen 2010.

Einen größeren Gefühlsausbruch löste die "Nummer 1" in der ewigen Bestenliste nicht aus. "Die Rekorde sind mir im Augenblick vollkommen wurscht", sagte Geisenberger nach ihrer historischen Meisterleistung. Man nimmt es ihr ab.

Nach Tortur folgt das Gold-Märchen

Auch wenn von den deutschen Stars im Eiskanal immer Medaillen erwartet werden, deutete nicht viel auf die Erfolgsmärchen von Geisenberger und Wendl/Arlt beim Saisonhöhepunkt hin.

Die erste Stippvisite in China im Herbst 2021 war für die Rodler ein Albtraum - allen voran für Geisenberger und Tobias Arlt. Bundestrainer Norbert Loch sprach im Sportschau-Interview von einer "Tortur". "Ich bin in den zweieinhalb Wochen drei Jahre älter geworden", so Loch. Zwölf seiner Athleten mussten in Isolation, darunter auch Geisenberger. Arlt erwischte es noch schlimmer. Er verbrachte zwei Tage nach einem falsch-positiven Test in einem Quarantäne-Hotel.

Geisenberger ließ mitten in der Saison sogar einen Olympia-Start offen, Wendl/Arlt kamen nur zu einem mageren Saisonsieg im Weltcup.

Schwierige Vorbereitung

Vielleicht war es die Wut im Bauch, die die Rodler zu den Höchstleistungen trieb. Vielleicht auch der Ärger über die schwierige Vorbereitung. Die Trainingsbahn am Königssee wurde durch das schwere Unwetter im Sommer im Berchtesgadener Land komplett zerstört. Nach Oberhof konnte nicht ausgewichen werden.

So rodelten Geisenberger und Co. erstmals Ende September/Anfang Oktober in Lillehammer. "Wir haben etwa 40 Prozent weniger Läufe absolviert als in den vergangenen Jahren", sagte der 59-jährige Loch zu Saisonbeginn.

Dass am Ende dieser verkorksten Vorbereitung vier Gold-Medaillen bei Olympia stehen, darauf hätte wahrscheinlich nicht mal Rodelfuchs Loch gewettet.

Die Rodler als Medaillenhamster

Loch war selbst ein erfolgreicher Rodler, eine Olympiamedaille als Aktiver blieb ihm verwehrt. Als Bundestrainer ist er seit 2008 ein "Goldhamster" und verantwortlich für die grandiose Rodel-Ära, die allerdings schon vor der Loch-Zeit begonnen hatte.

Seit 1964 wird olympisch gerodelt - und fast immer gewinnen die Deutschen. Statistisch gesehen, gingen drei von fünf aller vergebenen Medaillen an die Raser im Eiskanal.

Bei den Frauen hält die schier unglaublich Olympia-Erfolgsserie seit 1998, seit den Spielen in Nagano gewann immer eine deutsche Rodlerin das olympische Rodelrennen. Ähnlich erfolgreich sind wohl nur die Chinesen im Tischtennis.

Deutsche Bestenliste - Olympische Winterspiele
Gold Silber Bronze Gesamt
Natalie Geisenberger (Rodeln/seit 2010) 6 1 7
Tobias Wendl (Rodeln/seit 2014) 6 6
Tobias Arlt (Rodeln/seit 2014) 6 6
Claudia Pechstein (Eisschnelllauf/1992-2022) 5 2 2 9
Ricco Groß (Biathlon/1992-2006) 4 3 1 8
Sven Fischer (Biathlon/1992-2006) 4 2 2 8
Kevin Kuske (Bob/2002-2018) 4 2 6
André Lange (Bob/2002-2010) 4 1 5
Karin Kania-Enke (Eisschnelllauf/1980-1988) 3 4 1 8
Gunda Niemann-Stirnemann (Eisschnelllaufen/1992-1998) 3 4 1 8