Olympia | Rodeln ARD-Rodel-Kommentator Peter Grube - der Ästhet am Eiskanal verabschiedet sich

Stand: 10.02.2022 17:30 Uhr

Bei den Olympischen Spielen in Peking 2022 endet eine große Sportreporter-Karriere: Peter Grube, seit 41 Jahren für die Sportschau im Einsatz, verabschiedet sich - und darf zum Abschluss noch einmal ganz viele Rodel-Goldmedaillen kommentieren.

An die Anfänge seiner Reporter- und Kommentatoren-Karriere erinnert sich Peter Grube noch gut. Im Juni 1981 stand er zum ersten Mal Ernst Huberty gegenüber, der langjährigen ARD-Sportschau-Legende. "Ein unglaubliches Erlebnis", erinnert sich Grube, damals gerade 23 Jahre jung. Nachhaltige Begegnungen mit anderen Sportschau-Reportergrößen von Dieter Adler bis Herbert Watterott folgten.

Es waren diese Momente, die Grube für den Sportjournalismus begeisterten. "Und dann bemerkt man 41 Jahre später, dass man selbst so ein Dino ist, umringt von jungen Leuten." Mit einem Lächeln blickt Grube, der für die Sportschau bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking zum letzten Mal ein Rodelrennen kommentierte, zurück.

Kunstgeschichte, Politikwissenschaften, Publizistik, Pädagogik - vorgezeichnet war Grubes Weg in den Sportjournalismus nicht, schon im Studium versuchte er, sich breit aufzustellen. Vor allem die Kunst hat es ihm angetan. "Die Bauten der Olympischen Spiele in Berlin 1936 und München 1972", das war seine Abschlussarbeit an der Uni.

Die Kunst des Rodelns

Und Ästhetik und Schönheit sind ihm auch im Sport wichtig. Beim Kunst- und Turmspringen fing Grube einst an, beim Rodeln hört seine Reporterkarriere auf. Auch der Rodelsport und seine majestätischen Bahnen - eine Kunstform? "Im Prinzip richtig", sagt Grube: "Rennrodeln hat etwas mit Rhythmusgefühl zu tun. Es ist nicht nur Athletik, es geht nicht nur darum, den Schlitten abzustimmen - man muss das spüren."

"Vielleicht", setzt Grube an, ist es genau das, was ihn an diesem Sport seit Jahrzehnten fasziniert: "Dieses Gefühl der Geschwindigkeit. Der Respekt, was die Athleten machen." Grube kennt die Eiskanäle dieser Welt nicht nur von draußen:

Bei diversen Journalistenrennen stürzte er sich selbst waghalsig in die Rinne: "Wenn man am Königssee in der Echowand 85 km/h drauf hat - das ist sensationell. Dann kann man das alles erst einschätzen, was da passiert."

Ein bayerischer Olympiasieger aus Aachen

Was bleibt nach einer langen Karriere, die ihn zu fast allen Eiskanälen dieser Welt auf den fünf Kontinenten führte? "Die emotionalsten Rennen waren die, bei denen ein Athlet aus meiner Heimat gewonnen hat", lacht Grube. Was die wenigsten wissen:

Tobias Wendl, Teil der bayerischen Doppelsitzer-Goldgewinner, ist wie Grube in Aachen geboren. "Ein Aachener, der einen Aachener bei Olympia begleiten darf - selbst wenn der sagt, er ist Bajuware -, das ist natürlich das Größte, dann schlägt das Herz am allerhöchsten", erklärt Grube mit einem spitzbübischen Lächeln.

Abschied mit Staffel-Gold

Das Goldrennen der deutsche Rodel-Staffel in Peking 2022 war das letzte Rennen in der Sportschau-Reporterkarriere von Peter Grube - besser geht der Ausstieg kaum. Im Westen wird man Grubes Stimme noch weiter hören, bei seinem Heimatsender WDR in der Lokalzeit.

Dort kehrt er zum ganz ursprünglichen Fernsehen zurück, als Filmemacher, als Autor, der sich auch Themen jenseits des Sports widmet. Der geliebten Kunst etwa. "Fellini für die Landbevölkerung", nennt er seine zukünftige Aufgabe scherzhaft.

Mit dem Flussboot durch Europa

Und irgendwann ist auch dort Schluss - und Grube, dreifacher Vater und seit kurzem erstmals Großvater, wird sich gemeinsam mit seiner Frau einen Traum erfüllen. Mit einem kleinen Motorboot will er die Flüsse Europas erkunden, da verweilen, wo schöne Bauwerke sein kunstgeschultes Auge verwöhnen. Wo die Geschwindigkeit des Eiskanals, die Hektik des Sport-Journalismus, die ihn Jahrzehnte begleitet hat, ganz weit weg ist.