Olympia | Eröffnungsfeier Eröffnungsfeier: Olympia zwischen politischem Boykott und Propaganda

Stand: 04.02.2022 07:16 Uhr

Die Olympischen Spiele in Peking werden heute offiziell eröffnet. Überschattet wird die Eröffnungsfeier von einem politischen Boykott der USA und anderer Länder.

Die ersten Wettkämpfe der Olympischen Spiele laufen bereits, am Freitag (04.02.2022) ab 13 Uhr MEZ (im Live-Ticker der Sportschau) geht es bei den Winterspielen von Peking nun auch ganz offiziell los - traditionell mit einer großen Eröffnungsfeier, an deren Ende und als Höhepunkt die Olympischen Flamme entzündet wird.

Peking erste Stadt mit Sommer- und Winterspielen

Im "Vogelnest" von Peking geschieht dann auch Historisches: Mit der Eröffnung ist Peking nach den Sommerspielen 2008 ganz offiziell die erste Stadt, die Winter- und Sommerspiele abhalten konnte. In der Eröffnungsfeier vor 14 Jahren im damals neu gebauten Nationalstadion präsentierte sich der Veranstalter in einer einstündigen Show mit einem Parforceritt durch 5.000 Jahre chinesischer Geschichte.

"Damals haben wir der Welt unsere Zivilisation, unsere Geschichte, und den Weg, den wir zurückgelegt haben, zeigen wollen", blickt Zhang Yimou zurück. Zhang war 2008 der Zeremonienmeister für die Eröffnungsfeier – 2022 ist er es erneut.

Wie wird sich Peking diesmal präsentieren? Wird die Eröffnungsfeier eine große Propagandashow für das zur Großmacht aufstrebende China? "Die Zeiten haben sich geändert", erklärt Zhang mehrdeutig. "Chinas Situation in der Welt ist komplett anders. Wir haben jetzt viel Selbstbewusstsein in einer neuen Weltordnung. Chinas Rolle in der Welt hat sich verändert", sagt der 71-jährige Starregisseur. Wie genau sich das in der insgesamt 100-minütigen Eröffnungsfeier zeigen wird, ist noch unklar.

Sorge vor Corona: Weniger Mitwirkende

Bekannt ist, dass die Show deutlich kleiner ausfallen wird. Statt der 15.000 Darstellerinnen und Darsteller des Show-Spektakels von 2008 werden diesmal nur 3.000 Leute dabei sein. Was an Details durchsickert, deutet auf viele visuelle Effekte, Projektionen, hochauflösende Fernsehschirme und technologisch unterstützte Kunst hin.

Und auch das ist sicher: der Einmarsch der Sportlerinnen und Sportler der 91 teilnehmenden Länder wird nicht so pompös und ausladend sein können wie 2008 – wegen der Corona-Pandemie und zum Schutz vor einer möglichen Infektion verzichten viele Athletinnen und Athleten auf eine Teilnahme. Dabei sein werden aber unter anderem Eisschnellläuferin Claudia Pechstein und Bob-Pilot Francesco Friedrich, die die deutsche Fahne ins Stadion tragen werden.

Viele boykottieren die Veranstaltung

Bereits im Vorfeld haben die Veranstalter versucht, die Spiele politisch zu instrumentalisieren. Trotz der internationalen Kritik an den Menschenrechtsverletzungen und der eingeschränkten Meinungsfreiheit in China sollten die Spiele als offenes, sauberes und umweltfreundliches Event geframed werden. IOC-Präsident Thomas Bach und Chinas Staatschef Xi Jinping werden das in ihren Reden sicherlich unterstreichen wollen.

Überschattet wird die Feier vom diplomatischen Boykott von Ländern wie den USA, Kanada oder Großbritannien, weitere Nationen wie Deutschland oder Japan haben ebenfalls keine Politiker entsandt.

Menschenrechtsorganisation warnt vor China-Kritik

Im Vorfeld der Spiele hatten Menschenrechtsorganisationen wie "Human Rights Watch" die Sportlerinnen und Sportler davor gewarnt, offen ihre Meinung zu den Vergehen zu äußern. Nicht alle ließen sich davon beeindrucken:  "Meiner Meinung nach sollte kein Land die Spiele ausrichten dürfen, das eine solch erschreckende Haltung zu Menschenrechten hat", sagte beispielsweise Freestyle-Skifahrer Gus Kenworthy, der 2014 in Sotschi für die USA Platz zwei belegt hatte, der BBC.

Adam Rippon, früherer Olympiateilnehmer und in Peking Trainer im amerikanischen Eiskunstlaufteam hofft, "dass mit diesen Spielen das Thema Menschenrechte so viel Aufmerksamkeit erlangt, dass die chinesische Regierung dermaßen unter Druck gerät, dass sie sich damit auseinandersetzen muss".

Eine Aussage des stellvertretenden Generaldirektors für internationale Beziehungen des Organisationskomitees, Yang Shu, hatte im Vorfeld für Unsicherheit gesorgt. "Jede Äußerung, die sich mit dem olympischen Geist deckt, wird sicherlich geschützt sein. Jedes Verhalten oder Äußerungen, die sich dagegen richten, können mit einer bestimmten Bestrafung geahndet werden, insbesondere wenn sie chinesische Gesetze oder Regeln verletzen", hatte Yang gesagt.