Olympia | Winterspiele Olympia in Peking - Bundespräsident reist nicht an, Scholz weicht noch aus

Stand: 08.12.2021 15:08 Uhr

Sollten deutsche Politiker zu den Olympischen Winterspielen nach Peking reisen, könnten es nur hochrangige sein. Der neue Bundeskanzler Olaf Scholz wich der Frage aus, ob er sich dem Boykott der USA anschließen werde. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bleibt den Spielen auf jeden Fall fern.

"Es gibt keine Pläne des Bundespräsidenten, nach Peking zu reisen", sagte eine Sprecherin des Bundespräsidenten am Dienstag (07.12.2021) der Sportschau. "Diese Pläne gab es aber auch nicht, bevor die USA ihre Entscheidung bekannt gaben."

Das Weiße Haus in Washington hatte einen Tag zuvor mitgeteilt, dass weder Präsident Joe Biden noch andere Regierungsmitglieder die Spiele in Peking, die am 4. Februar 2022 beginnen, besuchen werden. Als Grund wurden die "anhaltenden Genozide und Verstöße gegen Menschenrechte in Xinjiang sowie weitere Menschenrechtsverletzungen" genannt.

Neuer Bundeskanzler Olaf Scholz weicht Frage aus

Die Forderungen nach einem Boykott wurden daraufhin auch in Deutschland lauter. Aber Olaf Scholz, der am Mittwoch vom Bundestag zum neuen Bundeskanzler gewählt worden ist, drückte sich um eine klare Antwort.

"Alle Maßnahmen, die man ergreift, müssen sorgfältig abgewogen werden", sagte der Sozialdemokrat am Dienstag auf die Frage, ob Deutschland sich einem diplomatischen Boykott der Winterspiele anschließen werde. "Wir finden, dass es wichtig ist, dass man alles dafür tut, dass die Welt international zusammenarbeitet."

Nur drei deutsche Poltiker kommen noch für Peking-Reise infrage

Scholz ist nach der Absage des Bundespräsidenten einer von drei verbliebenen deutschen Politikern, die für einen Besuch der Winterspiele akkreditiert werden könnten. Die anderen beiden sind zwei Ministerinnen, die ebenfalls der SPD angehören und am Mittwoch vereidigt werden. Nancy Faeser wird künftig das Bundesinnenministerium führen, Christine Lambrecht wechselt aus dem Justiz- in das Verteidigungsministerium. Ihre beiden Ressorts sind für den Sport zuständig.

Wie der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) der Sportschau mitteilte, lief am 15. November 2021 die Akkreditierungsfrist für das "Team D" ab, das Athletinnen und Athleten, Funktionäre und auch Vertreter aus der Politik umfasst. Auf dieser sogenannten "long list" steht kein deutscher Politiker.

Kein deutscher Politiker auf der Liste des DOSB

"Das ist vom Prinzip her korrekt", bestätigte ein Sprecher des DOSB die Aussage von Reinhard Bütikofer am Dienstag im Deutschlandfunk. Der Europaabgeordnete der Grünen hatte gesagt, dass sich Deutschland somit faktisch dem Boykott der US-Amerikaner angeschlossen habe, weil niemand auf der Liste stehe.

Allerdings, so der Sprecher des DOSB, gelte die Akkreditierungsfrist für vier deutsche Amtsinhaber nicht: Bundespräsident, Bundeskanzler, Bundesminister des Inneren und der Verteidigung.

"Richtige Herangehensweise"

Nach Ansicht von Bütikofers Parteikollege Omid Nouripour sollte Deutschland auch politisch ein solches Signal setzen: "Das, was die Amerikaner sagen, dass keine Regierungsmitglieder daran teilnehmen, das halte ich für eine richtige Herangehensweise", sagte der außenpolitische Sprecher der Grünen im Inforadio des rbb.

Sportler: Verständnis für politischen Boykott

Maximilian Klein, verantwortlich für Internationale Sportpolitik bei Athleten Deutschland, hat Verständnis. "Entscheidungen über einen diplomatischen Boykott müssen die jeweiligen Regierungen selbst treffen, das liegt in deren Verantwortung. Es ist schon nachvollziehbar, dass man dem chinesischen Regime keine Plattform bieten will für seine Zwecke", sagte er im Interview mit der Sportschau.

Einen sportlichen Boykott lehnt er aber ab: "Aus Athletensicht wird ein sportlicher Boykott klar abgelehnt. Weil die Athletinnen und Athleten sich in einem Dilemma befinden." Sie seien in eine unmögliche Situation gebracht worden, für die sie gar nichts können. "Sie haben sich jahrelang vorbereitet auf die Spiele, auf ihren persönlichen und sportlichen Höhepunkt. Und sollen jetzt Verantwortung für etwas tragen, die sie eigentlich nicht zu tragen haben", erklärte Klein.

IOC-Präsident Bach: Nicht in Boykott-Debatte eingreifen

IOC-Präsident Thomas Bach will nicht in die Debatte um einen diplomatischen Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking eingreifen. "Das ist eine rein politische Diskussion. Auch in dieser Frage ist das IOC politisch neutral", sagte Bach in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Der Sport solle als "Instrument zur Förderung von Frieden, Dialog und Versöhnung in Konfliktgebieten" dienen. Mit den Olympischen Spielen könne das IOC keine großen politischen Konflikte lösen. Dies sei eine überzogene Erwartung. "Das IOC hat nicht die Macht und die Mittel, politische Systeme zu verändern. Hier gilt die politische Neutralität des IOC und der Spiele."