Das Logo der Olympischen Spiele ist in den ungarischen Nationalfarben zu sehen

Olympische Spiele Olympia - Ungarn mit dem nächsten Versuch

Stand: 24.06.2022 07:12 Uhr

Schwimm-WM 2022, Leichtathletik-WM 2023 - die Sportwelt trifft sich in Ungarn. IOC-Chef Bach lobt Ministerpräsident Viktor Orban. Dessen Ziel: Olympia.

Budapest ist das Zentrum des olympischen Sports dieser Tage. Die Schwimm-WM hat prominenten Besuch auch außerhalb des Schwimm-Weltverbands angezogen. Neben Sebastian Coe, Präsident des Leichtathletik-Weltverbands, kam auch Thomas Bach als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees nach Budapest und besuchte Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban.

"In den letzten Jahren wurden unzählige Weltcups, Europameisterschaften und Weltmeisterschaften ausgetragen, die alle ein großer Erfolg waren", sagte Bach einer Mitteilung zufolge. Budapest richtet derzeit mit Nachdruck zahlreiche Veranstaltungen in olympischen Disziplinen aus.

Ungarn strebt einer Bewerbung um Sommerspiele entgegen

Die Schwimm-WM, die bereits 2017 Ungarn stattfand, soll auch 2027 wieder in Budapest ausgetragen werden - zum dritten Mal innerhalb von zehn Jahren. Husain Al-Musallam, Präsident des Schwimm-Weltverbands FINA dankte Orban bei einem Treffen am 19. Juni für seine "fortgesetzte Unterstützung des Schwimmsports".

Leichtathletik-Funktionär Coe erschien am selben Tag zu einem Termin bei Orban. "Es ist gut, ihn zu treffen", schrieb Coe bei Twitter und sprach von einem Erbe, das man hinterlassen werde. Derzeit wird das Stadion Nemzeti Atlétikai Központ in Budapest für die Leichtathletik-WM gebaut. Die WM und viele andere Veranstaltungen könnten zu dem Erbe führen, das sich Orban wünscht: die Olympischen Spiele in Budapest.

"Die Ausrichtung der Olympischen Spiele ist für die Ungarn ein ewiger Traum. Eine Liebe, die nie endet", sagte Orban vergangenes Jahr der Zeitung Nemzeti Sport. "Die nötigen Fähigkeiten, die Liebe zum Sport, die Bedeutung des Sports, das Nationalgefühl, die Wirtschaftskraft, die Kultur, alles ist da." Er würde gerne erleben, wie Ungarn Gastgeber der Olympischen Spiele wird. Und das hätte man auch schon erreicht, "wenn es nicht den Staatsstreich gegeben hätte".

Viktor Orbán, der Ministerpräsident von Ungarn

Viktor Orbán, der Ministerpräsident von Ungarn

Petition verhinderte Bewerbung 2024 - Wartezeit bis mindestens 2036 die Folge

Orban bezog sich in dem Satz mit dem "Staatsstreich" auf eine Petition der Bewegung "Momentum", die ein Referendum über die Bewerbung für die Spiele 2024 forderte. Mehr als 250.000 Menschen unterschrieben 2017. Die Regierung entschied sich gegen das Referendum und ließ die Bewerbung fallen. "Das Geld wird jetzt für moderne Krankenhäuser und die gute Ausstattung von Schulen ausgegeben", sagte Andras Fekete-Gyor, der die Bewegung anführte, damals.

Olympische Sommerspiele
Jahr Stadt
2016 Rio de Janeiro
2020 (2021) Tokio
2024 Paris
2028 Los Angeles
2032 Brisbane
2036 offen

Die Spiele 2024 gingen an Paris, die Doppelvergabe sicherte zudem Los Angeles den Termin 2028. Auch 2032 wurde in Budapest ins Auge gefasst, aber eine zuständige Kommission im IOC entschied sich schnell für Brisbane. Ein neuer Versuch für 2036 oder später ist nicht sicher, Hinweise darauf gibt es aber. Eine Organisation, die eine Bewerbung für 2032 vorbereiten sollte, wurde in "Budapest Olympic Games Commission" umbenannt und offiziell mit dem Ziel beauftragt, einen Dialog mit dem IOC über die Ausrichtung künftiger Spiele zu eröffnen.

IOC-Vizepräsident Juan Antonio Samaranch besuchte Budapest im Mai 2022, als mit dem Modernen Fünfkampf eine weitere Olympische Disziplin seine WM in dort austrug. "Ich hoffe, dass Sie eines Tages endlich weitermachen und das tun, wovon wir alle denken, was Sie tun müssen - die Spiele holen!"

EU-Kommission sieht rechtsstaatliche Prinzipien in Ungarn verletzt

Das IOC wurde zuletzt für die Ausrichtung der Winterspiele 2022 in Peking kritisiert. Die Menschenrechtsverletzungen in dem Land waren dauerhaft Thema während der Spiele. Ungarn ist weit von chinesischen Zuständen entfernt, sorgte aber beispielsweise mit der Einschränkung von Rechten für Homosexuelle für Empörung. 2021 beschloss das ungarische Parlament vor allem mit den Stimmen von Orbans Regierungspartei Fidesz ein Gesetz zur Beschränkung der Information über Homo- und Transsexualität, beispielsweise in Aufklärungsbüchern.

Das Stadion in München in Regenbogenfarben

Das Stadion in München in Regenbogenfarben - bei der Fußball-EM 2021 gab es Streit darüber in Bezug auf ein ungarisches Gesetz.

Das Thema kam bei der Fußball-EM groß auf die Agenda, als die UEFA einen Wunsch der Stadt München ablehnte, das Stadion beim Spiel zwischen Deutschland und Ungarn in Regenbogenfarben zu beleuchten.

Weil sie rechtsstaatliche Prinzipien verletzt sieht, aktivierte die EU-Kommission zudem Ende April in einem jahrelangen Streit mit der ungarischen Regierung den sogenannten Rechtsstaatsmechanismus, der zur Kürzung von Zahlungen an das Land führen kann. Die EU kritisiert vor allem Korruption und den unrechtmäßigen Einsatz von EU-Geldern.