Olympia | Nordische Kombination Olympiasieger Geiger: Aus der Isolation zur Goldmedaille

Stand: 09.02.2022 13:29 Uhr

Dank eines sensationellen Schlussspurts hat sich der Nordische Kombinierer Vinzenz Geiger bei den Olympischen Winterspielen die Goldmedaille gesichert. Vor dem Rennen hatten damit wohl nur die wenigsten gerechnet. Als Corona-Kontaktperson verbrachte Geiger die ersten Olympia-Tage in Isolation.

Vinzenz Geiger gilt als einer der besten Athleten in der Kombinierer-Szene. Den Start seiner zweiten Olympischen Spiele hätte sich der 24-jährige Allgäuer aber wohl anders vorgestellt. Zwar fielen seine Corona-Tests, anders als die seiner beiden Teamkollegen Eric Frenzel und Terence Weber, bei der Anreise negativ aus, als Kontaktperson wurde er aber dennoch vom Rest des Teams getrennt und musste individuell trainieren. "Die letzten Tage waren ziemlich psycho, ich habe mich heute aber echt gut gefühlt", hatte Geiger bereits nach dem Springen am ZDF-Mikrofon gesagt.

Im anschließenden Laufen unterstrich der Oberstdorfer diesen Eindruck in beeindruckenden Manier. Dank eines sensationellen Schlusssprints holte er für die von Corona gebeutelten Kombinierer die Goldmedaille.

Rydzek eigentlich favorisiert

Geiger war nach einem durchwachsenen Sprung als Elfter in die Loipe gestartet. Viel höher gehandelt wurde zu diesem Zeitpunkt Teamkollege Johannes Rydzek, der mit 104 Metern die Grundlage für einen möglichen Triumph gelegt hatte. Und tatsächlich führte der 30-Jährige das Feld auch lange an.

43 Sekunden trennten den Allgäuer vor dem Laufen vom führenden Japaner Ryota Yamamoto. Nach zweieinhalb Kilometern hatte Rydzek Yamamoto gemeinsam mit Teamkollege Julian Schmid und dem Österreicher Lukas Greiderer bereits eingeholt. Zusammen mit Greiderer gaben die beiden Deutschen bei klirrenden -12 Grad in Zhangjiakou das Tempo an. Nach 7,5 Kilometern zog Rydzek weiter an. Während Greiderer zunächst noch dranblieb, musste Schmid abreißen lassen. Der 22-Jährige wurde bei seinen ersten Olympischen Spielen am Ende Achter.

Happy End nach chaotischen Tagen

In der Folge tat sich dann aber auch der Österreicher immer schwerer, alles sah nach Gold für Rydzek aus - bis Vinzenz Geiger zu seinem grandiosen Schlussspurt ansetze. Am letzten Anstieg schoss er wie entfesselt an Rydzek und den Konkurrenten vorbei - im Zielsprint ließ er auch dem Norweger Jörgen Graabak, der Zweiter wurde, keine Chance.

Für Geiger war es das große Happy End nach chaotischen Tagen in Isolation. "Die Organisation hier ist ziemlich miserabel", hatte er noch kurz vor dem Rennen geschimpft. Los ging das Durcheinander für ihn am Sonntag, als Geiger in einem Shuttle zum Training gefahren werden sollte. "Der Fahrer wusste aber nicht, wo die Schanze ist. Irgendwann wollte er mich beim Snowboard rauslassen. Ich habe gegen die Scheibe geklopft, aber er hat es nicht gecheckt. Nach mehr als einer Stunde war ich an der Schanze, eigentlich wären es fünf Minuten", sagte er genervt.

Frenzel sendet Grüße aus der Quarantäne

Kurz nach dem Rennen und dem sensationellen Gewinn der Goldmedaille zeigte sich Geiger dann gelöst: "Ich weiß nicht genau, wie es funktioniert hat. Es ist unglaublich", sagte Geiger im ZDF befreit. "Das Material war unglaublich gut, ich glaube, ich hatte noch nie einen so guten Ski", erklärte Geiger verbunden mit einem Lob an das Technik-Team.

Eric Frenzel, der sich wie Terence Weber weiterhin in Quarantäne befindet, sendete kurz nach dem Rennen Glückwünsche via Instagram. "Wie geil. Ich gratuliere dir, was für ein Hammer-Rennen", schrieb Frenzel auf der Social-Plattform.

Nach dem verpassten ersten Einzel-Rennen hofft Frenzel auf eine Teilnahme bei den Wettbewerben nächste Woche. Und womöglich auch auf ein ähnliches Happy End der außergewöhnlichen Corona-Spiele, wie es Vinzenz Geiger erleben durfte.