Olympia | Nordische Kombination Skurriles Olympia: Kombinierer-Koch ohne Küche

Stand: 13.02.2022 13:33 Uhr

Die Nordischen Kombinierer haben in den vergangenen Jahren alles Olympia untergeordnet. Auch die optimale Ernährung sollte helfen, Medaillen zu holen. Der Kombinierer-Koch ist in China – sein Wirkungsradius aber sehr eingeschränkt.

Wie geht es einem Koch, der nicht kochen darf? Wahrscheinlich so ähnlich wie einem Sportler, der gerade seinem Sport nicht nachgehen kann. Schwer vorstellbar, aber von beiden Situationen können die deutschen Nordischen Kombinierer derzeit bei Olympia viel erzählen.

Eric Frenzel und Terence Weber sind mit Medaillenhoffnungen nach Peking gereist – und sitzen seit mehr als einer Woche im Corona-Quarantäne-Hotel. Ulli Rupprecht hat zwar etwas mehr Bewegungsfreiheit. Wirklich zufrieden ist der deutsche Kombinierer-Koch aber trotzdem nicht. Denn seinem Job nachgehen, kann der Oberfranke nicht. Nicht wirklich.

Nordische Kombinierer ordnen Olympia alles unter

"Das ist nicht ganz optimal hier", sagt Rupprecht im Sportschau-Gespräch. Und das ist sehr freundlich formuliert. Die deutschen Nordischen Kombinierer wollten mit Blick auf Olympia nichts dem Zufall überlassen. Der vergangene Vier-Jahres-Olympiazyklus war komplett dem Höhepunkt untergeordnet.

Trainingssteuerung, Wettkämpfe, Sprungschanzen – alles war auf die Medaillen ausgerichtet. Bis hin zur Verpflegung: Individuelle Ernährungspläne sollten eine optimale Nährstoffversorgung sicherstellen – mit eigener Küche und eigenen Köchen.

Zwei kleine Kochplatten für das gesamte Team

Die Köche sind da, die Küche nicht. "Kurz vor den Spielen wurde klar, dass wir keinen eigenen Herd bekommen. Für die Küche im Hotel ist uns das Betreten verboten", berichtet Rupprecht. Wie kocht er dann? "Wir haben in unserem Hotel-Zimmer zwei kleine Kochplatten, mit denen wir für das gesamte Team Essen zubereiten." Klingt kompliziert. "Ja, wir müssen viel improvisieren."

Hinzu kommt, dass Rupprecht das Hotel nicht verlassen darf. Einkaufen in der nächsten Stadt kommt also nicht infrage. "Uns wurde gesagt, dass wir Essen bestellen können", erklärt der Team-Koch. Das Problem: "Was wir brauchen, haben wir vor zwei Wochen bestellt. Auf die Lieferung haben wir lange warten müssen. Erst heute kamen die Pakete", erzählt Rupprecht am Sonntag (13.02.2022) zur Halbzeit der Spiele. Kein Obst und Gemüse, dafür Haltbares wie Nudeln oder Reis.

"Habe das Buffet abgefilmt"

Für Obst und Gemüse geht Rupprecht ans Hotelbuffet. Bereut er, dass er die Reise nach China auf sich genommen hat? "Nein, das passt schon."

Gerade für die corona-isolierten Frenzel und Weber war Rupprecht sogar ein Glücksfall, konnte er die beiden in ihrer Quarantäne-Situation unterstützen: "Ich habe das Buffet abgefilmt und sie haben mir gesagt, was sie möchten. Das habe ich ihnen dann vor die Tür gebracht."

Seitdem Frenzel und Weber im eigenen Quarantäne-Hotel sind, funktioniert die Essenslieferung allerdings nicht mehr so gut: "Teamhotel und Quarantänehotel liegen nur sieben bis acht Kilometer auseinander. Aber wir müssen alles extra beantragen. Und selbst nach Bewilligung dauert es schonmal zwei bis drei Stunden, ehe die beiden das Essen haben." Versorgung mit warmen Speisen ist also praktisch ausgeschlossen.

Komplett ausgeschlossen ist auch ein Besuch am Quarantäne-Hotel. Rupprecht kommt ja nicht mal aus seinem Hotel raus. "Ich darf 100 Meter nach links, dann kommt ein Zaun. Ich darf 100 Meter nach rechts. Da kommt der nächste Zaun. Das Hotelgelände darf ich nicht verlassen."

Über mangelnde Bewegung beklagt er sich trotzdem nicht. "Ich muss ja die ganzen Stufen zu den Zimmern unserer Sportler und Betreuer laufen, von 7 Uhr bis jetzt 15 Uhr habe ich schon 11.000 Schritte gesammelt."

Nächster Wettbewerb in der Nordischen Kombination am Dienstag

Noch rund eine Woche, dann enden mehr als drei Wochen Olympia für Rupprecht. Eine Olympiareise ohne einen Wettkampf live und vor Ort. Für die Kombinierer stehen bis dahin noch zwei Rennen von der Großschanze an, der nächste am Dienstag.

Und wer gewinnt das Einzel? "Alle Deutschen die am Start sind, schaffen es aufs Podest." Im besten Fall wären das vier. Das könnte schwierig werden. Aber mit schwierigen Situationen kennt sich Rupprecht ja aus.