Reportage China Inside: Winterspiele mit Widersprüchen

Stand: 30.01.2022 22:50 Uhr

ARD-Korrespondentin Tamara Anthony und ihr Kollege Daniel Satra waren vor den Winterspielen im Gastgeberland unterwegs. Für das Regime der aufstrebenden Weltmacht China ist Olympia eine willkommene Chance auf Hochglanz-Bilder, die zwei Wochen lang Schlagzeilen von Menschenrechtsverletzungen, Unterdrückung von Minderheiten und Freiheitbeschränkungen in den Hintergrund drängen.

Nicht nur die Welt, auch das eigene Volk soll durch die Olympischen Winterspiele in Peking begeistert werden. Bis zum nächsten Jahr, so Staats- und Parteiführer Xi Jinping, sollen 300 Millionen Chinesen zu Wintersportlern werden.

ARD-Chinakorrespondentin Tamara Anthony und ihr Kollege Daniel Satra waren vor den Spielen im Gastgeberland unterwegs. Ihr Film begleitet Menschen wie den einstiegen Schafswirt Lang Enge, der im Austragungsort der Alpin-Ski-Rennen wohnt, in Yanqing.

Vom Schafswirt zum Skifahrer

Er hat sich den Ruf Xi Jinpings nach Olympia-Begeisterung zu Herzen genommen, seine Tiere verkauft und andere Bauern motiviert, das Skifahren zu lernen. Inzwischen hat er ein Team beisammen, das örtlichen Mitgliedern der kommunistischen Partei das Skifahren beibringt.

Sun Weibo ist Ski-Profi und trainiert in Zhangjiakou, dem Austragungsort der meisten Ski-Disziplinen bei Olympia. Sie nimmt die Zuschauer mit zur Après-Ski-Gaudi auf chinesisch.

Strikte Null-Covid-Strategie

Weil China als einziges Land weltweit an einer strikten Null-Covid-Strategie festhält, finden die Spiele in einer streng abgeriegelten Blase statt. Mit Sun Weibo erleben die Zuschauer, was das heißt: tägliche PCR-Tests, App-Überwachung, Reisebeschränkungen und eine Grenze mitten durchs Dorf - zwischen Olympia-Bubble und normalem China.

Der Westen wittert den Profit

Vom Ski-Boom in China wollen auch westliche Firmen profitieren, etwa SnowHow aus Südtirol. Das Unternehmen betreibt Mini-Pisten in Einkaufszentren und beschäftigt 200 Indoor-Skilehrer, die die Kinder der aufstrebenden chinesischen Mittelschicht auf die ersten Schwünge im Schnee vorbereiten.

Oder die Firma TechnoAlpin, mit deren Equipment und Knowhow die Olympiapisten unter enormem Energie-Aufwand künstlich beschneit werden.

Journalisten werden an Arbeit gehindert

Das Nachhaltigkeitskonzept der Spiele kritisieren Experten scharf, zumal Teile der Abfahrten im Naturschutzgebiet liegen. Innerhalb von China wird jede Veröffentlichung darüber sofort zensiert. Auch ausländische Journalisten werden überall an ihrer Arbeit gehindert.

Dennoch: die Reportage lässt auch die kritischen Stimmen zu Wort kommen. Wie denken etwa Uiguren oder andere von der Polizei überwachte Chinesen darüber, dass ihr Land sich in der Weltöffentlichkeit im besten Licht präsentieren darf?