Olympia | Skicross Bangen, Tränen, Videobeweis - Maiers emotionales Skicross-Bronze

Stand: 17.02.2022 16:47 Uhr

Es war eine emotionale Achterbahnfahrt für die Skicrosserin Daniela Maier. Die 25-Jährige kam auf dem undankbaren vierten Platz ins Ziel - doch nach einem Videobeweis bekam sie dann doch noch Bronze.

Daniela Maier hockte erst enttäuscht im Schnee, lehnte dann irritiert und etwas hilflos an einer Wand - und wollte nach einem minutenlangen und nervenzehrenden Videobeweis ihre unverhoffte Bronzemedaille erst gar nicht haben. "Meine Nerven lagen blank. Ich dachte, das war ungerecht", sagte die deutsche Skicrosserin nach dem größten und wohl auch dramatischsten Erfolg ihrer Karriere.

Minutenlange Unsicherheit

Als Vierte überquerte Maier beim Olympiasieg der Schwedin Sandra Näslund hinter der Kanadierin Marielle Thompson und Fanny Smith aus der Schweiz den Zielstrich. Doch auf der Videowand wurden im wilden Schneegestöber von Zhangjiakou zunächst nur Gold für Näslund und Silber für Thompson bestätigt. Der Rest war "Under Review", die Jury zog aufgrund einer mutmaßlich unfairen Aktion von Smith den Videobeweis heran.

Dann die Erlösung: Nach minutenlangem Videostudium disqualifizierte die Jury die drittplatzierte Schweizerin Fanny Smith, da sie Maier auf der Strecke behindert haben soll. "Fanny hat durch ihr Manöver auf der Zielgeraden die Gelbe Karte bekommen. Es gibt ein relativ klares Regelheft. Wenn einer Fahrerin Absicht unterstellt werden kann und die Fahrt einer anderen deutlich verlangsamt wird, dann ist das eine Gelbe Karte", sagte der sportliche Leiter Heli Herdt in der Sportschau.

Die Entscheidung löste bei Maier zunächst Unverständnis aus: "Nein, nein, das war korrekt. Das war ganz normales Skicross", hörte man die 25-Jährige sagen. Die Nerven liegen blank. Maier will die Medaille nicht. Smith reagierte fassungslos: "Das kann nicht sein. Das ist ein Witz."

Maier: "Vom ersten Moment an gekämpft"

Im Sportschau-Interview äußerte Maier sich dann etwas zurückhaltend: "Fanny hat mir schon ein bisschen Speed genommen - aber das ist Skicross. Sie hat mich vielleicht nicht gesehen, schiebt mich ein bisschen weg, vielleicht wollte sie da ja auch nicht - das ist schwer zu sagen. Deswegen ist es gut, dass es eine Jury gibt, die neutral entscheidet."

Ihren Erfolg konnte die 25-Jährige noch immer nicht richtig begreifen. Mit tränenerstickter Stimme sagte sie: "Ich wusste, dass eine Chance da ist und ich kämpfen muss. Beim Skicross muss man immer auf der Hut sein und sehen wo eine Lücke ist. Ich habe vom ersten Moment an gekämpft."

Renndirektor verteidigt Jury-Entscheidung für Maier

Skicross-Renndirektor Klaus Waldner hat die Jury-Entscheidung explizit verteidigt. "Beim betreffenden Fall ist die Jury der Ansicht, dass Fanny Smith hätte gerade fahren können", sagte der Österreicher in der Sportschau.

Doch Smith mache einen großen Schritt nach links. "Dadurch hat Dani das Gleichgewicht und dadurch den ganzen Schwung verloren. Durch diese Aktion wurde das Resultat beeinflusst, da Dani ohne den Kontakt vorbeigefahren wäre." Es sei eine harte Entscheidung, aber es solle fair sein.

2017 droht Karriereende - 2022 folgt Olympia-Bronze

Mit ein bisschen Abstand kann sich Maier dann doch über die Medaille freuen. Und damit über den größten Erfolg ihrer Karriere. Nach einer Knieverletzung 2017 und drei Operationen musste sie bereits an einen Abschied vom Leistungssport denken. Doch die Schwarzwälderin kämpfte sich zurück und holte in Peking die erste Medaille bei Großereignissen. Nach fünf Podestplatzerungen im Weltcup fuhr sie überhaupt erst zum sechsten Mal in die Top 3. Nach einem Skicross-Drama mit Happy End.