Olympia | Doping Dopingfall Walijewa: Haarprobe könnte Klarheit bringen

Stand: 17.02.2022 17:10 Uhr

Der renommierte Dopingexperte Mario Thevis glaubt, dass eine Haaranalyse den Dopingfall um die 15-jährige Eiskunstläuferin aus Russland entscheidend voranbringen könnte.

Mario Thevis, Chef des renommierten Kölner Dopingkontrolllabors, regt im Fall der Russin Kamila Walijewa die Entnahme einer Haarprobe bei der Eiskunstläuferin an. "Mit der Analyse kann man möglicherweise sehr gut unterscheiden, ob es sich um eine mehrmalige Einnahme von Trimetazidin in größeren Mengen gehandelt hat oder um eine versehentliche, einmalige Gabe", sagte Dopingexperte Thevis im ARD-Interview.

Walijewa und ihre Anwälte hatten in der Anhörung vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS Medienberichten zufolge angegeben, das in Training und Wettkampf verbotene Mittel Trimetazidin sei versehentlich durch die Kontamination eines Getränks mit dem Herzmedikament ihres Großvaters in ihren Körper gelangt. In Haaren sind Abbauprodukte von Substanzen für lange Zeit nachweisbar.

Hypoxen schon länger im russischen Leistungssport

Zudem gerät eine weitere bei der 15-jährigen Walijewa offenbar gefundene Substanz in den Fokus: Hypoxen. Nach ARD-Informationen wird das Herzmittel im russischen Leistungssport bereits seit langer Zeit eingesetzt. Grund dafür ist auch eine russische Studie von 2003, die der ARD vorliegt. Darin heißt es: "Unter Wettkampfbedingungen verbesserten sich durch die Gabe des Mittels die erzielten Ergebnisse um zwei bis sechs Prozent."

Hypoxen steht zwar nicht auf der Dopingliste, die Vergabe an Walijewa könnte vor dem Hintergrund dieser Studie aber auf eine Intention des Lagers der Russin hindeuten. "In einigen Sportarten ist ein Leistungsunterschied von zwei bis sechs Prozent entscheidend, ob man zu den Gewinnern oder Verlierern zählt", sagte Thevis. Neben Hypoxen und Trimetazidin war laut New York Times noch ein drittes Herzmittel, L-Carnitin, bei Walijewa gefunden worden.

Schuldfrage erst nach den Spielen

Ein Ad-hoc-Gericht des CAS hatte in Peking zunächst nur entschieden, dass die Aufhebung der vorläufigen Suspendierung Walijewas durch die zuständige russische Anti-Doping-Agentur rechtens gewesen war. Die 15-Jährige, die bereits am 25. Dezember in St. Petersburg positiv getestet worden war, durfte daraufhin im olympischen Einzelwettbewerb starten. Über die Schuldfrage wird erst nach den Winterspielen entschieden.