Olympia | Eiskunstlauf Eiskunstlauf: Drama um Walijewa nach umstrittenem Start

Stand: 17.02.2022 16:35 Uhr

Die erst 15-jährige Kamila Walijewa zerbricht in der Kür an dem Druck, der auf ihr wegen des Dopingverdachts lastet und verpasst eine Medaille. Gold geht an die Weltmeisterin Anna Scherbakowa.

Die ganze Eiskunstlauf-Welt schaute auf Kamila Walijewa, die trotz Dopingverdachts unter Vorbehalt an den Start gehen durfte. Im Kurzprogramm konnte sie noch dem Druck standhalten und spulte ihr Programm souverän ab. Die Europameisterin ging als Führende in die Kür - unter den Klängen des "Bolero" von Maurice Ravel wollte sie nach dem Teamerfolg ihre zweite Goldemedaille in Peking bejubeln. Doch die Eiskunstläuferin des Russischen Olympischen Komitees (ROC) konnte dem Druck diesmal nicht standhalten. Ihr Auftritt wurde zum Drama auf dem Eis.

Walijewa zeigte viele Fehler, stürzte nicht nur beim Vierfach-Salchow. Auch der Vierfach-Toeloop gelang nicht ganz. Die Teenagerin beendete den Wettkampf mit Tränen in den Augen, winkte enttäuscht ab. Ihre Führung aus dem Kurzprogamm konnte sie nicht verteidigen: Ihre Darbietung reichte am Ende nur für den vierten Platz und katapultierte sie aus den Medaillenrängen.

Witt: "Man hätte sie schützen müssen"

"Man hätte sie schützen müssen. Sie war ein Schatten ihrer selbst", analysierte die ehemalige Eiskunstläuferin Katharina Witt in der Sportschau.

Olympiasiegerin wurde Weltmeisterin Anna Scherbakowa (255,95 Punkte) vor ihrer Landsfrau Alexandra Trussowa (beide Russisches Olympisches Komitee). Bronze ging an die Japanerin Kaori Sakamoto.

Medaillenzeremonie im Einzel findet statt

Mit diesem Ergebnis ist auch klar, dass es eine Medaillenzeremonie geben wird. Das Internationale Olympische Komitee hatte angekündigt, dass das Ergebnis als vorläufig angesehen und mit einem Sternchen versehen wird. Hintergrund ist der positive Dopingtest Walijewas, die zuvor auch das russische Team zu Gold in Peking geführt hatte.

Das Dopingvergehen aus dem Dezember war erst nach dem Team-Finale bekannt geworden. Die Medaillenübergabe für die Mannschaften wurde deshalb abgesagt. Der Internationale Sportgerichtshof Cas hatte der Europameisterin in einem Eilverfahren danach erlaubt, auch am Damen-Einzel teilzunehmen. Das IOC beschloss, dass es auch für den Fall eines weiteren Medaillengewinns von Walijewa keine Siegerehrung geben wird. In der Hauptsache ist in dem Fall aber noch nicht entschieden. Das Problem der Medaillenvergabe im Einzel ist damit vom Tisch.

Trusowa zeigt historisch schwierigstes Programm

Scherbakowa zeigte eine fabelhafte Kür, in der die Balancen, Technik und künstlerische Gestaltung zu einem wundervollen Ganzen wurde. Obwohl sie nur zwei Vierfache zeigte, verdiente sie sich Gold.

Sprungwunder Trussowa zeigte zwar das schwierigste Technik-Programm der Frauen bei Olympischen Spielen mit fünf vierfachen gestandenen Sprüngen - all dies aber auf Kosten der Eiskunst und Ausdrucksstärke.

Schott wird Siebzehnte

Nicole Schott lag nach dem Kurzprogramm auf dem 14. Platz. Die sechsfache deutsche Meisterin konnte im Finale nicht die Leistung zeigen, wie im Kurzprogramm, das sie mit einer Saisonbestleistung beendete. Die 25-Jährige startete mit schwierigen Sprüngen in die Kür, doch dann stürzte sie und ließ Punkte liegen.

Schott, die im vergangene Sommer vier Wochen wegen einer Gürtelrose pausieren musste, war trotzdem mit ihrem Auftritt bei Olympia zufrieden: "Ich habe mich durchgekämpft und habe nicht aufgegeben. Es hätte etwas besser laufen können, aber ich bin trotzdem damit zufreiden, wie die Wettkämpfe abgelaufen sind", sagte die Essenerin im Interview mit der Sportschau. Für ihre Kür bekam sie 114,52 Punkten. Mit insgesamt 177,65 Punkten landete die Eiskunstläuferin auf dem 17 Platz.