Vielseitigkeitsreiter Michael Jung freut sich nach seinem Ritt.

Vielseitigkeit Überragender Jung führt Deutschland auf Goldkurs

Stand: 17.09.2022 16:51 Uhr

Mit seinem Ausnahmepferd Chipmunk hat der dreimalige Olympiasieger Michael Jung sich selbst und die deutsche Mannschaft bei der Vielseitigkeits-WM auf Goldkurs geführt. Die Entscheidung fällt am Sonntag.

Michael Jung wusste sehr genau, bei wem er sich zu bedanken hatte. "Chipmunk ist ein fantastisches Pferd", sagte der dreimalige Olympiasieger nach seinem grandiosen Geländeritt bei der Vielseitigkeits-WM in Italien: "Was der für eine Maschine drin hat, wie der fightet, das ist unglaublich."

Jung und die Maschine Chipmunk führten die deutsche Mannschaft auf der Hochebene Pratoni del Vivaro nach Dressur und Gelände in die Goldspur, am Sonntag (18.09.2022, ab 14.30 Uhr im Livestream auf sportschau.de) im abschließenden Springen winken zwei Titel für die Equipe des neuen Bundestrainers Peter Thomsen. Jung kann sich dabei auf dem Weg zu seiner zweiten Einzel-WM seit 2010 sogar einen Abwurf leisten.

Mauer Start

Ihn hatte jeder auf der Rechnung, von einer Führung der deutschen Mannschaft in der Teamwertung war nach dem ersten Dressurtag am Donnerstag aber nicht unbedingt auszugehen. Da hatte sich Deutschland nach zwei unglücklichen Darbietungen von Christoph Wahler (Bad Bevensen) mit Carjatan und Sandra Auffarth (Ganderkesee) mit Viamant du Matz nur auf Platz sieben wiedergefunden. Jung hatte das nicht weiter beunruhigt, er habe "die ganzen letzten Wochen damit gerechnet, dass es für uns möglich ist, am Ende dort zu stehen, wo wir jetzt stehen. Und wenn man dann richtig dran glaubt und die anderen unter Druck setzt, ist sowieso immer alles drin."

30 Hindernisse und insgesamt 42 Sprünge

Nachdem Jung und Tokio-Olympiasiegerin Julia Krajewski (Warendorf) mit Amande de B'Neville im zweiten Teil der Dressur brilliert hatten, gingen die deutschen Reiter am Samstag aussichtsreich in das 5.600 Meter lange Gelände mit 30 Hindernissen und insgesamt 42 Sprüngen. Jung, Krajewski und Auffarth blieben ohne Hindernis- und Zeitfehler. Auffarth lag drei Sekunden unter der erlaubten Zeit von 9:50 Minuten, bei Krajewski waren es sechs Sekunden, bei Jung neun.

Sie sei vor dem Ritt "schon angespannt" gewesen, räumte Krajewski ein. Dann habe sie aber schon "ab Sprung drei das Gefühl gehabt: Es läuft. Ich bin echt der größte Fan von meinem Pferd." Auffarth fand ihren Ritt "wirklich toll von Anfang bis Ende. Ich glaube, man hat es selten in so einem langen Gelände, dass alles nach Plan läuft." 

Kritik am Kurs

Ohne Fehler, aber 24 Sekunden über der Zeit war Startreiter Christoph Wahler (Bad Bevensen) mit Carjatan durch das Gelände gekommen. "Der Kurs nimmt doch sehr viel Kraft aus den Pferden, ermüdet sie auch mental", sagte der 28-Jährige, der aus seiner Abneigung gegen die Strecke keinen Hehl machte: "Der Kurs ist nicht schön, es ist nicht rhythmisch."