Dennis Schröder und Maxi Kleber bei der Basketball-WM 2019

DBB-Vermittlung ohne Ergebnis Nach Schröder-Kritik - Kleber bleibt bei WM-Absage

Stand: 19.07.2023 12:30 Uhr

Wegen der Kritik von Kapitän Dennis Schröder an Nationalmannschaftskollege Maximilian Kleber hat es nach Angaben des Deutschen Basketball Bundes (DBB) eine Aussprache zwischen den beiden NBA-Profis gegeben. Dabei sei "intern alles geklärt worden", hieß es am Mittwoch (19.07.2023) in einer Stellungnahme des Verbandes - dennoch entschied sich Kleber für die Absage seiner WM-Teilnahme. 

Bundestrainer Gordon Herbert und DBB-Vizepräsident Armin Andres haben laut DBB nach dem Vorfall mit beiden Spielern gesprochen, auch Co-Kapitän Johannes Voigtmann. "Letztlich hat sich Maximilian Kleber so entschieden, wie er es in seinem Statement zum Ausdruck gebracht hat. Dem ist nichts hinzuzufügen", hieß es. "An der Situation können wir jetzt nichts mehr ändern, schauen aber natürlich positiv nach vorne", teilte der DBB mit.

Kleber - "Nicht uneingeschränkt willkommen"

Man werde "das Trainingslager in Bonn am 31. Juli 2023 mit einer hoch motivierten Mannschaft um Mannschaftskapitän Dennis Schröder in Angriff nehmen" und freue sich "dann sehr auf die Testspielphase in Bonn, Berlin, Hamburg und Abu Dhabi sowie auf den World Cup 2023 in Okinawa/Japan".

Kleber hatte zuvor gesagt: "Die jüngsten unglücklichen und unangebrachten öffentlichen Äußerungen über mich haben zu 100 Prozent deutlich gemacht, dass ich im Nationalteam nicht uneingeschränkt willkommen bin." Mit seinem Statement nahm er Bezug auf die Aussagen von Schröder in dem Basketball-Podcast "Got Nexxt", allerdings ohne den Kapitän namentlich zu erwähnen.

Umstrittene EM-Absage im Vorjahr

Kleber hatte seine Teilnahme an der Europameisterschaft im vergangenen Jahr aus Fitnessgründen abgesagt. Nun habe er diesen Sommer mit "der vollen Absicht und Motivation" begonnen, bei der WM dabei zu sein, erklärte er dem Fachmagazin BIG, das Klebers Statement in Auszügen am Dienstagabend auf seinem Twitter-Kanal veröffentlichte. Auch die "Main-Post" aus Klebers Heimatstadt Würzburg zitierte die Erklärung des Nationalspielers.

Es sei nicht sein Ziel, "die gute Chemie im Team des letzten Sommers zu zerstören", sagte der 31-Jährige von den Dallas Mavericks. Er wolle auch keine "Quelle der Ablenkung" werden. "Deshalb habe ich beschlossen, dass es für alle Beteiligten das Beste ist, wenn ich nicht spiele."

Kritik an der Nominierung von Kleber

DBB-Kapitän Schröder hatte sich am vergangenen Wochenende in dem populären Podcast kritisch zur Nominierung Klebers für den erweiterten WM-Kader geäußert. "Maxi war letztes Jahr nicht da", monierte Schröder und erinnerte an die Vereinbarung im Vorfeld der vergangenen, erfolgreichen EM, als das Team von Bundestrainer Gordon Herbert Bronze gewann. "Wenn Du Dich halt nicht committet (verpflichtet) hast - das war eigentlich die Message für uns alle - dann bist Du nächstes Jahr auch nicht dabei."

Kleber hatte seine Absage für den EM-Sommer vor allem damit begründet, dass er nach einer langwierigen Verletzung eine Auszeit nehmen wolle. Eine Begründung, die für Schröder offenbar nur begrenzt nachvollziehbar war, wie er in dem Podcast ausführte: "Wenn er sagt, ich unterschreibe meinen Vertrag diesen Sommer und ich will mit dem Team sein, damit ich noch mehr Geld rausziehen kann, dann verstehe ich das", führte Schröder aus. "Aber wenn du zu Gordon Herbert sagst: 'Ey hör mal zu: Ich bin Maxi und ich will im Sommer Ballhandling trainieren und an meinem Game arbeiten - Maxi, sorry, aber du hast kein Game.'"

Schröder zu Klebers EM-Absage: "Hat mich ein bisschen gestört"

Der gebürtige Würzburger Kleber müsse als 31-Jähriger nicht mehr an seinem Spiel arbeiten, es gehe nur noch darum, die Stärken bestmöglich zu erkennen und auszuspielen. "Für mich ist es so: Also Maxi, an deinem Game arbeiten, dafür kannst du nicht Natio spielen? Das hat mich ein bisschen gestört, muss ich ehrlich sagen", sagte Schröder über den noch bis 2026 in Dallas unter Vertrag stehenden Kleber.

Der Deutsche Basketball-Bund (DBB) hatte nach Bekanntwerden von Schröders Aussagen am Montagabend zunächst eine interne Klärung angekündigt. Allein, dass Schröder sich überhaupt zur Nominierung von Kleber, einem etablierten NBA-Spieler äußerte, gab der Angelegenheit eine persönliche Note.

Schröder relativiert Aussagen und gibt Medien die Schuld

Schröder meldete sich daraufhin in einem am Dienstag veröffentlichten Video auf seinem Youtube-Kanal zu Wort, darin relativierte er seine Aussagen: "Es war nicht böse gemeint", sagte der 29-Jährige und wandte sich auch direkt an Kleber: "Maxi, wenn das irgendwie komisch rübergekommen ist, dann entschuldige ich mich. Das sollte null negativ sein."

Er habe seine Aussagen Kleber gegenüber auch nochmals erläutert, erkärte Schröder. Er habe sich als Kapitän nur für seine Spieler einsetzen wollen. Weil im endgültigen WM-Kader nur zwölf Spieler stehen können und Kleber als erfahrener NBA-Akteur wohl gesetzt gewesen wäre, hätte mindestens einer der Bronzemedaillengewinner aus dem Vorjahr zu Hause bleiben müssen. Dies, so Schröder in seinem Video-Statement, hätte er als unfair empfunden, "für die Leute, die letztes Jahr bei der EM da waren".

Schröder machte vor allem die Berichterstattung für die Irritationen nach seinem Interview verantwortlich: "Du weißt, wie die Medien sind", sagte er an Kleber gerichtet. Sie versuchten, "Sachen zu verdrehen und Feuer zu legen", so Schröder. "Das finde ich nicht in Ordnung."

Misstöne zur Unzeit für den DBB

Bei Kleber kam diese Erklärung offenbar nicht an. Vielmehr dürfte er sich, dies machte sein WM-Verzicht deutlich, vom Kapitän öffentlich an den Pranger gestellt fühlen. Dass er bei der WM im Nationalteam gemeinsam mit Schröder aufläuft, kam für ihn nun offensichtlich nicht mehr in Frage. Er werde die Mannschaft aber "als Fan anfeuern und unterstützen", erklärte Kleber.

Bastian Doreth, ehemaliger Kapitän des Nationalteams, hatte auf seinem Twitter-Kanal nach Klebers Absage ein klärendes Statement vom Verband gefordert. Für den DBB kommt der Konflikt zur Unzeit. Bei der Heim-EM im vergangenen Jahr hatte der zuvor oft kritisch beäugte Schröder sich als echter Kapitän präsentiert und seine Mitspieler noch mitgerissen. Nun aber könnten, kurz vor dem Start der WM-Vorbereitung, wieder die alten Diskussionen um Schröders Führungsqualitäten aufflammen.

Bei der WM trifft die deutsche Mannschaft in der Vorrunde in Okinawa auf Gastgeber Japan, Australien und Finnland. Für ein direktes Ticket für die Olympischen Spiele 2024 in Paris müsste die DBB-Auswahl eines der beiden besten europäischen Teams werden.