Hält ein Rotationsprinzip bei der Vergabe der Winterspiele möglich: IOC-Präsident Thomas Bach.

Wegen Klimakrise Bach - Vergabe von Winterspielen im Rotationssystem denkbar

Stand: 31.01.2023 07:30 Uhr

Wegen der Klimakrise könnten Olympische Winterspiele künftig häufiger an denselben Orten stattfinden.

Bislang ist es nicht mehr als eine Idee, und das wird laut Thomas Bach auch noch eine Weile so bleiben. Doch wegen der immer stärker zu spürenden Folgen des Klimawandels könnte es laut Aussage des IOC-Präsidenten dazu kommen, dass die Olympischen Winterspiele nur noch zwischen einigen festen Gastgebern wechseln.

"Eine der Überlegungen ist, dass man tatsächlich über ein gewisses Rotationssystem nachdenkt", sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, bei einer Presserunde am Rande der Rennrodel-Weltmeisterschaften in Oberhof. So könnten schneesichere Wintersportorte regelmäßig Ausrichter von Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften sein und somit langfristig planen. Dann wäre, so Bach, möglicherweise sichergestellt, "dass die Anlagen auf dem notwendigen hohen Standard bleiben".

Bereitschaft für Olympia-Austragung könnte sinken

Auch der aktuelle Winter zeigt, in welche Richtung es geht. Bach blickte deshalb etwas weiter in die Zukunft und malte ein ernüchterndes Bild. "Wenn die Erderwärmung so fortschreitet", sagte der IOC-Chef, stünden im Jahr 2050 "wahrscheinlich 50 bis 60 Prozent" der für Winterspiele infrage kommenden Orte gar nicht mehr zur Verfügung.

Und das sorgt für weitere Probleme. Durch die Abnahme der Kandidaten werden laut Bach "die vorhandenen schneesichereren Gebiete begehrter, weil nicht mehr so viele Auswahlmöglichkeiten bestehen für die Touristen".

Vergabe der Winterspiele 2030 im nächsten Jahr

Damit wachse "nicht unbedingt die Bereitschaft, bei diesem Andrang Zeiten zu reservieren für Olympische oder Paralympische Spiele über vier oder sechs Wochen". Vor dem Hintergrund der Klimaveränderung, der "Entwicklung, dass die Wetterbedingungen extremer werden" (Bach), hat das IOC bereits reagiert. So wurde die eigentlich für dieses Jahr vorgesehene Vergabe der Winterspiele 2030 auf 2024 verschoben.

Es brauche mehr Zeit, etwa um sich mit der Wissenschaft auszutauschen. Dabei wird es auch um das Thema Nachhaltigkeit gehen. Dass die Organisatoren von Mailand/Cortina d'Ampezzo 2026 die Renovierung einer uralten Bob- und Rodelbahn planen, gefällt Bach nicht. "Die IOC-Position ist: keine neuen Bob- und Rodelbahnen mehr. Und keine neuen Skisprungschanzen mehr", stellte der 69-Jährige klar.

Eiskanal in Peking kostete 500 Millionen Dollar

Dabei war noch für die Spiele in Peking 2022 ein geschätzt 500 Millionen Dollar teurer Eiskanal in den Berg gebaut worden. "Wir haben das mitgetragen, weil sich mehr als 300 Millionen Chinesen dem Wintersport zuwenden wollen", rechtfertige Bach den Schritt. Man habe dem Land die Bahn "nicht verweigern" und sagen können: "Ihr müsst alle nach Oberhof gehen." Es muss allerdings die Frage erlaubt sein, was dieser Kanal der Allgemeinheit bringen soll.

Das IOC könne die Nutzung der "Pista olimpica Eugenio Monti" in Cortina gar nicht verhindern, stellte Bach klar, auch wenn diese "nicht als Teil des olympischen Projekts" gelte. Aber es wäre im Sinne der Nachhaltigkeit für den Präsidenten "auch wieder falsch", die Bahn nicht zu verwenden, "wenn sie sie sowieso bauen". Ein Boykott seitens des IOC sei kein Thema, sondern wäre "reine Symbolpolitik, die gegen unsere Ziele verstoßen würde. Da würden wir uns ins eigene Knie schießen."

Solche Schwierigkeiten gäbe es im Falle einer Rotation kaum noch. Wenn man an die entsprechenden Orte regelmäßig Großevents oder Weltcups vergebe, sei sicherstellt, "dass die Anlagen auf hohem Standard bleiben". Bach, dessen Amtszeit 2025 ausläuft, wünscht sich, dass "die neue IOC-Führung" darüber diskutiert. "Nicht, dass meine Nachfolgerin oder mein Nachfolger eine Situation vorfindet und dann sagt: Da hat er uns in seinem letzten Amtsjahr nochmal was aufs Auge gedrückt."