Corona | Hallensport "Viel Aktionismus" - Hallensport klagt über Corona-Beschlüsse

Stand: 02.12.2021 21:14 Uhr

Die von Bund und Ländern vereinbarten Zuschauer-Beschränkungen treffen die Hallensportarten drastisch. Die Geschäftsführer von BBL und HBL sprachen in Interviews mit der Sportschau von "faktisch Geisterspielen für die halbe Liga" und "viel Aktionismus".

Am Donnerstag (02.12.2021) verständigte sich die Politik darauf, dass Sportveranstaltungen im Innenbereich nur eine Auslastung von 30 bis 50 Prozent haben dürfen. Maximal dürfen 5.000 Fans in eine Halle. Außerdem soll es eine Maskenpflicht am Sitzplatz geben und die 2G-Regelung gelten - also Zutritt nur für Geimpfte und Genesene.

Stefan Holz sagte der Sportschau als Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga (BBL), dass die Liga mit den Beschlüssen "auf dem Papier schon leben kann". Zumal eine bundesweite Anordnung von Geisterpielen im Raum gestanden habe. Es gebe allerdings "zwei große Aber".

"30 Prozent können vermutlich gar nicht ausgeschöpft werden"

Das erste sei die "2G-Plus-Regelung, die schwierig sein wird". Eintritt in die Hallen wird nur vollständig geimpften oder genesenen Zuschauern gewährt, die zudem einen aktuellen negativen Coronatest nachweisen müssen.

Da die Testkapazitäten derzeit ausgelastet seien, würde dies den Besuch verhindern oder abschrecken. "Das wird dazu führen, dass die 30 Prozent vermutlich gar nicht ausgeschöpft werden können", so Holz.

Das zweite "Aber" sei die Ankündigung der Landesregierungen in Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern, die Geisterspiele entweder schon angeordnet oder zumindest angekündigt haben. Betroffen seien somit neun der 18 BBL-Klubs. "Faktisch hat die halbe Liga Geisterspiele", wetterte Holz.

"Das Schlimmste sind unklare Rahmenbedingungen"

Das treffe die Klubs härter als in der vergangenen Saison, weil damals mit den fehlenden Zuschauereinnahmen schon kalkuliert worden war. Außerdem habe es "großzügige Staatshilfen" gegeben. "Deshalb ging das gut aus und alle Klubs haben die Saison überstanden."

Schwierig sei es derzeit auch deshalb, weil niemand wisse, wann die Fans zahlreich zurückkehren dürften. Daher komme auch nicht in Betracht, die Saison auszusetzen. Holz: "Das Schlimmste, was es für einen wirtschaftlichen Betrieb gibt, sind unklare Rahmenbedingungen."

Bohmann spricht von "Symbolpolitik" und "viel Aktionismus"

Der völlige Ausschluss von Fans in mindestens drei Bundesländern ist auch Frank Bohmann ein Dorn im Auge. "Ich zweifle da an der Verhältnismäßigkeit", sagte der Boss der Handball-Bundesliga der Sportschau. Nicht der Sport, auch nicht der Hallensport, sei ein Infektionstreiber gewesen, sondern etwa die Schulen und der Öffentliche Nahverkehr.

Es werde "Symbolpolitik" betrieben, warf Bohmann den Exekutiven vor, dazu hätten sicher auch die Bilder des vollen Fußballstadions in Köln am 13. Spieltag der Bundesliga beigetragen. "Von daher ist das viel Aktionismus", so Bohmann, der für seine Liga aber ebenfalls eine Pause ausschloss.

Der Geschäftsführer hob hervor, dass die HBL bislang ganz gut durch die Saison gekommen sei, auch weil "mehr als 99,5 Prozent" der Profis geimpft seien. Weil auch viele Klubs Impfaktionen gestartet hätten, sagte er: "Wir haben unseren Beitrag geleistet."

Hallensport abhängig von Ticket-Einnahmen

Im Handball, Eishockey oder Basketball sind viele Klubs deutlich abhängiger von Zuschauereinnahmen als beim Fußball, der vor allem von den Einnahmen durch den Verkauf der Medienrechte lebt.

"Bei 2G-Plus ist es wirtschaftlich betrachtet schon fast egal, ob 30 Prozent zugelassen werden oder es ein Geisterspiel ist", rechnete Stefan Holz vor. "Aber es gilt ja auch, die Bindung zu den Fans zu wahren."

Frank Bohmann nahm den Ball seines Kollegen auf: "Die Bemühungen, die Fans zurückzubekommen, in diesem Prozess waren wir gerade. Diese Bemühungen bekommen jetzt einen erheblichen Dämpfer."

Die Politik verständigte sich darauf, dass in Ländern mit "hohem Infektionsgeschehen" Sportveranstaltungen ohne Zuschauer ausgetragen werden sollen. Was genau unter einem hohen Infektionsgeschehen zu verstehen ist, ist allerdings nicht definiert worden.