Deutsche Handball Nationalspielerinnen stehen zusammen, in der Mitte Isabell Hurst

Debatte über Prämien Ein langer Weg - Equal Pay im Sport

Stand: 22.08.2022 09:12 Uhr

Viel wurde diskutiert über gleiche Bezahlung im Fußball - aber wie schaut es eigentlich in anderen Sportarten aus?

Von Luca Benincasa

"Wir haben 2022. Frauen und Männer sollten gleich bezahlt werden." Das sagte Bundeskanzler Olaf Scholz Anfang August im Gespräch mit Verbandsverantwortlichen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Grund für seine Aussage sind die unterschiedlich hohen Prämien, die der DFB an Männer und Frauen ausschüttet.

Im Falle eines EM-Titels zahlt der DFB den Männern rund sechs Mal so viel wie den Frauen. "Ich finde, das ist etwas Politisches, deshalb macht es schon Sinn, dass man über gleiche Prämien diskutiert", so Scholz.

Die aktuelle Debatte um gleiche Prämien bei den Fußballnationalteams der Männer und Frauen ist wichtig, aber unvollständig – denn auch in anderen Sportarten klafft die finanzielle Schere zwischen Männern und Frauen auseinander.

Volleyball-Verband zahlt gleiche Prämien

So zum Beispiel im Handball. Auch der Deutsche Handballbund (DHB) zahlt unterschiedlich hohe Prämien. Die Frauen bekommen nur etwa 30 Prozent der Männer. "Es ist Aufgabe des Deutschen Handballbundes, den Frauenhandball voranzutreiben. Und wir sind natürlich dafür, dass es für gleiche Arbeit auch das gleiche Geld gibt. Das gilt auch für unsere Mitarbeitenden auf der Geschäftsstelle", sagt DHB-Vorstandschef Mark Schober.

Andere Verbände wie der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) sind da weiter. Hier werden Männern und Frauen die gleichen Prämien gezahlt. "Dort wo man Gleichberechtigung erzeugen kann, sollte man das machen", sagt DVV-Sportdirektor Christian Dünnes: "Man muss die Bereiche identifizieren, in denen das möglich ist. Zum Beispiel die Prämienzahlungen und die Rahmenbedingungen von Seiten des Verbands. Die sollten in allen Verbänden gleich sein."

Der Fußball könne dort den Anfang machen, "da ist eine Querfinanzierung durch den finanzstarken Herrenfußball gut möglich." Der norwegische Fußballverband beispielsweise macht das bereits so. Andere Verbände kämen dann unter Zugzwang, argumentiert Dünnes.

US Open zahlen seit 1973 gleiche Prämien

Weitet man den Blick, sieht man auch in anderen Sportarten fortschrittlichere Ansätze. Bei allen Tennis-Grand-Slams werden Frauen und Männern die gleichen Prämien gezahlt, Bei den US Open sogar schon seit 1973. Und auch die Deutsche Sporthilfe, die die Prämien für zum Beispiel eine Olympia-Medaille verantwortet, schüttet seit 2014 für Männer, Frauen und auch für olympische wie paralympische Athleten und Athletinnen exakt das gleiche aus.

Auch im Bahnradfahren kassieren Männer und Frauen die gleichen Prämien. Miriam Welte, Vize-Präsidentin des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und Olympiasiegerin erklärt: "Bahnradsport wird gemeinsam vermarktet. Wir haben eine Weltmeisterschaft, eine Europameisterschaft die zeitgleich für Männer und Frauen stattfindet. Und deswegen kann man das als ein gemeinsames Event verkaufen."

Wie lässt sich die Lage auch in den großen Mannschaftssportarten ändern? "Ich denke, es muss erstmal das Bewusstsein geschaffen werden, dass es da Unterschiede gibt", sagt Christian Dünnes. "Es sollte Schritt für Schritt sachlich und nicht emotional darüber gesprochen werden."

Bewusstsein, Bekanntheit und größere Sichtbarkeit

Bewusstsein, Bekanntheit und größere Sichtbarkeit für den Frauensport ließe sich auch mit Hilfe von mehr Fernsehübertragungen generieren. In diesem Punkt sind sich Miriam Welte, Christian Dünnes und Mark Schober einig. Gleichzeitig müsse aber auch strukturell in den Frauensport investiert werden. Angefangen vom Nachwuchs bis hin zu den Profis.

"Unser Ziel ist es, den Frauenhandball so zu entwickeln, dass ein starker Markt wie bei den Männern entsteht. Dann wird Frauenhandball so lukrativ, dass wir und die Vereine damit auch zusätzliche Gelder generieren können", sagt DHB-Boss Schober.

Miriam Welte ist da eher pessimistisch: "Ich würde mir einfach wünschen, dass es sich angleicht. Ich denke, dass das aber noch in vielen Sportarten ein ganz weiter Weg ist."