Nach Doping-Vorwürfen SPD-Politiker Ullrich zieht sich aus NADA zurück

Stand: 22.04.2022 15:28 Uhr

Bereits vor drei Wochen reagierte Biathlon-Olympiasieger Frank Ullrich auf die Doping-Vorwürfe gegen ihn. Seinen Aufsichtsratsposten bei der NADA ließ er zunächst ruhen. Jetzt geht er noch einen Schritt weiter.

Nach Vorwürfen im Zusammenhang mit Doping in der DDR hat der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses und Biathlon-Olympiasieger, Frank Ullrich, sein Amt im Aufsichtsrat der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) niedergelegt.

In einer Erklärung, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, wies der SPD-Politiker die Vorwürfe gegen ihn aber erneut zurück. Er habe "selbst keine Dopingmittel eingenommen, noch die Einnahme angewiesen oder selbst welche an Athleten verabreicht und auch nicht die Einnahme überwacht oder kontrolliert".

Ullrich hatte sein Aufsichtsratsamt bereits vor gut zwei Wochen zunächst ruhen lassen. Er begründete das damit, dass er die Kritik abwägen und das Vertrauen von Doping-Opfern nicht beschädigen wolle. "Nachdem es eine Ruhensregelung nach den Regularien und Statuten der NADA nicht gibt, habe ich nach reiflicher Überlegung sowie Gesprächen mit meiner Fraktion beschlossen, das Amt gänzlich abzugeben", erklärte Ullrich nun.

Mit Zupke das Gespräch suchen

Er wolle mit der SED-Opferbeauftragten des Bundestags, Evelyn Zupke, nun zeitnah das Gespräch suchen. "Des Weiteren konzentriere ich mich voll und ganz auf meine verantwortungsvolle Aufgabe im Sportausschuss des Bundestages, um den deutschen Sport in seiner Gesamtheit weiterzuentwickeln."

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hatte Anfang April aus Unterlagen der DDR-Staatssicherheit zitiert, in denen der einstige Verbandsarzt des Deutschen Skiläufer-Verbandes der DDR (DSLV), Hans-Joachim Kämpfe, im Juli 1985 vermerkt haben soll, dass Ullrich und 20 andere Sportler zwischen Oktober 1985 und Januar 1986 mit dem Testosteron-Präparat Oral-Turinabol gedopt werden sollten.

Der SPD-Politiker hatte daraufhin erklärt, dass er als aktiver Sportler oder Trainer "selbst wissentlich keine Berührung mit Dopingmitteln" gehabt habe. "Und doch war ich Teil eines sportlichen Systems, das für uns Sportler mitunter schwer zu durchschauen war. Die Stasi-Akte des Verbandsarztes, der für mich verantwortlich war, zeigt dies", räumte Ullrich damals ein. Er könne sich seinen Namen in den Unterlagen nicht erklären, "zumal ich im dort angegebenen Zeitraum kein aktiver Sportler mehr war".

Seit Dezember Vorsitzender des Sportausschusses im Bundestag

Bei der Bundestagswahl im September war Ullrich per Direktmandat in den 20. Deutschen Bundestag eingezogen. Er setzte sich dabei gegen CDU-Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen durch.

Ullrich ist seit Mitte Dezember Vorsitzender des Sportausschusses im Bundestag, dem aufgrund der Statuten automatisch ein Platz im NADA-Aufsichtsrat zusteht. Eine Kommission des Deutschen Skiverbands war 2009 zu dem Schluss gekommen, dass Ullrich in DDR-Zeiten "weder die Einnahme von Dopingmitteln angewiesen noch selbst welche an Athleten verabreicht und auch nicht die Einnahme überwacht beziehungsweise kontrolliert" habe.

Der DSV sah deshalb auch keinen Anlass für arbeits- oder dienstrechtliche Schritte sowie sportpolitische Konsequenzen gegen den damaligen Biathlon-Bundestrainer.