Sportpolitik | DOSB DOSB-Präsidentschaft: Zwei Kandidaten und eine Kandidatin

Stand: 09.11.2021 08:39 Uhr

Die Findungskommission um Ex-Bundespräsident Christian Wulff hat die Bewerbungen um das DOSB-Präsidentenamt gesichtet - und ist fündig geworden. Eine Personalie ist durchaus überraschend.

Fecht-Präsidentin Claudia Bokel, der bisherige Präsident des internationalen Tischtennisverbandes Thomas Weikert und als Überraschungskandidat der Noch-Staatssekretär im Bundesinnenministerium und Mitglied des Bundestages, Stephan Mayer, stellen sich zur Wahl als DOSB-Präsidentin bzw. -Präsident.

Dass nun vor dem 14. November, an dem sich in Düsseldorf die Bewerberin und die Bewerber den Mitgliedsorganisationen eigentlich vorstellen sollten, doch schon Namen bekannt gegeben werden, liegt wohl daran, dass sie schon länger kursieren. Die Verantwortlichen sahen sich dadurch nun offenbar genötigt, die Namen vorab publik zu machen, um Frust und weiteren Gerüchten vorzubeugen.

Weikert hatte früh Bereitschaft signalisiert

Dass Thomas Weikert antritt, ist keine Überraschung: Der bisherige Präsident des internationalen Tischtennisverbandes ITTF wurde bereits Anfang Oktober als Kandidat von 14 Spitzenverbänden vorgeschlagen, und eierte danach auch nicht herum, ob oder ob er nicht kandidieren werde. Der Limburger gilt als sachorientiert und offen. Als einer, der auch gerne gegen den Strom schwimmt, wenn er es für nötig hält.

Bokel sprach sich für Weikert aus - und kandidiert nun doch

Verwunderlich ist die Kandidatur von Claudia Bokel. Die Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes gehörte zu den 14 Unterstützerinnen und Unterstützern, die sich für Thomas Weikert als Präsidentschaftskandidaten aussprachen und besiegelte dies auch mit ihrer Unterschrift auf dem Empfehlungsbrief an die Findungskommission.

Es heißt, Bokel sei gebeten worden, den weiblichen Part in dieser Kandidatenkür zu übernehmen, da es an Bewerberinnen mangelte. Von wem diese Bitte an sie herangetragen wurde, darüber wird im deutschen Sport eifrig spekuliert. Die ehemalige Fechterin trat in der Vergangenheit sportpolitisch ab und an als streitbares Mitglied der  Athlet:innenkommission des Internationalen Olympischen Komitees in Erscheinung.

Mayer, der Überraschungskandidat

Für eine Überraschung sorgt der CSU-Politiker Stephan Mayer. In den letzten Wochen verneinte er auf Nachfrage entschieden, dass er Ambitionen habe auf die Nachfolge seines Parteifreundes Alfons Hörmann, mit dem er im Bundesinnenministerium manche Spitzensport-Schlacht erfolgreich geschlagen hat. Doch seine stete Präsenz in den letzten Wochen bei diversen großen und kleinen Sportveranstaltungen quer durch die Republik ließ schon ahnen, dass es Mayer doch ins Spitzenamt beim DOSB drängen könnte.

Wie der Mann aus dem Wallfahrtsort Altötting sein Bundestagsmandat und die Präsidentschaft vereinbaren will, muss er der Findungskommission überzeugend dargelegt haben. Nicht überall kommt es gut an, wenn man die sportpolitischen Seiten von jetzt auf gleich wechselt. Auch solche Bedenken konnte Mayer aber offenbar ausräumen.

LSB-Chef Klett zieht zurück

Obwohl nun eigentlich schon eine Vorentscheidung gefallen ist, will man am "Befragungs-Termin" in Düsseldorf festhalten. Bis dahin kann noch einmal Bewegung in die Sache kommen. Stefan Klett, Präsident des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen, erklärte am Montagnachmittag seinen Verzicht auf eine Kandidatur. Er werde sich aber "weiter dafür einsetzen, dass im DOSB ein wirklicher Neuanfang erfolgt", teilte Klett mit.

Definitiv aus dem Rennen ist auch Michael Mronz. Der Sport-Eventmanager präsentierte sich in der vergangenen Woche zwar ebenfalls der Findungskommission, zog seine Kandidatur danach aber zurück. Nicht auszuschließen ist jedoch, dass bis zur Wahl in Weimar noch weitere Kandidaten in den Ring steigen.

Disclaimer: In einer früheren Version des Textes hieß es, dass LSB-Chef Stefan Klett in Weimar womöglich doch weiter kandidieren werde. Erst später erklärte Klett seinen Verzicht. Der Beitrag wurde dementsprechend geändert