Sportpolitik | DOSB DOSB-Wahl: Was die neue Führungsperson können soll

Stand: 27.09.2021 16:38 Uhr

Der DOSB sucht eine neue Führungskraft. Ein Anforderungsprofil für das Spitzenamt des deutschen Sports gibt es bereits, aber auch Bedenken, dass eine Vorentscheidung im kleinen Kreis getroffen wird.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ist auf der Suche nach einem neuen Präsidenten oder einer neuen Präsidentin. Eine achtköpfige Findungskommission und ein Headhunter sind dabei, eine geeignete Person zu finden. Ein entsprechendes Profil und die Aufgabenstellung sind formuliert und raus.

"Freundlicher Brief" äußert Bedenken

Nun haben neun Verbände beim Sprecher der Spitzenverbände Ingo Weiss in einem "freundlichen Brief" (Weiss), der in Kopie an alle Verbands-Sprecherinnen und -sprecher sowie die DOSB-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker ging, die Frage aufgeworfen: Welche Aufgabenstellung hat denn nun genau die Findungskommission und Leitung von Ex-Bundespräsident Christian Wulff?

"Im Auftrag der unterzeichnenden Verbände bitten wir dich deshalb, gemeinsam mit der Findungskommission und den Headhuntern das genaue Verfahren bei der Bewertung und Auswahl der Kandidaten für das Amt des Präsidenten und ggfs. für weitere Ämter zu definieren", heißt es in dem Schreiben.

Offensichtlich haben die unterzeichnenden Verbände der Gewichtheber, Fechter, Triathleten, Segler, Kanuten, Leichtathleten, Turner, Ruderer und Taekwondo-Kämpfer die Sorge, dass da bereits im kleinen Kreis eine Entscheidung getroffen werden könnte. "Im Interesse des demokratischen Auswahlprozesses in unserer Mitgliederversammlung sollte keine Rangfolge, Priorisierung oder andersweitige Bewertung oder Einschätzung der jeweiligen Kandidaten erfolgen, insofern die Findungskommission die grundsätzliche Eignung bestätigt.", schreiben sie.

Umfangreiches Anforderungsprofil

Es gibt bereits ein Stellen- und Aufgabenprofil, das zusammen mit der Düsseldorfer Personalagentur Headsahead GmbH erarbeitet wurde. "Der zukünftige Präsident (m/w/d) des DOSB verantwortet dessen strategische Ausrichtung und vertritt den DOSB im Außenverhältnis. Als Dienstleister (m/w/d) des Sports ist er kompetenter, persönlicher und engagierter Ansprechpartner (m/w/d) für die Anliegen der Mitgliedsorganisationen gegen über Gesellschaft, Staat und Politik – sowohl im Leistungs- als auch im Breitensport", heißt es da.

Eine weitere Aufgabe - neben der Zusammenarbeit mit regionalen und überregionalen Organisationen - soll sein, dass "der Präsident (m/w/d) gleichermaßen Ideengeber und Sparringspartner für Politik sowie Verwaltung" ist und "ein faires Abwägen der Anliegen unterschiedlicher Stakeholder sichert". Natürlich sollte der oder die Neue einen engen Bezug zum Breiten- und Leistungssport durch eine haupt-oder ehrenamtliche Tätigkeit haben.

Aber damit nicht genug: "Darüber hinaus zeichnet sich der zukünftige Präsident (m/w/d) durch ein strategisch-konzeptionelles General-Management-Verständnis sowie einen internationalen Erfahrungshintergrund mit interkultureller Sensitivität aus." Ein ausgeprägtes gesellschafts-, wirtschafts- und sportpolitisches Verständnis, hervorragende Repräsentationsfähigkeiten, Diplomatie, Fingerspitzengefühl und Überzeugungskraft fordert das Profil als weitere herausragende Merkmale der angehenden Führungspersönlichkeit Sportdeutschlands ebenfalls.

Verbände vermissen "Personalverantwortung"

Auch ein moderner, motivierender und fördender Führungsstil ist gefragt. "Transparenz, politische Offenheit, Kooperationsbereitschaft sowie fließende Englischkenntnisse runden das Profil des idealen Kandidaten (m/w/d) ab." Abgeschlossenes Hochschulstudium oder vergleichbare langjährige berufliche Qualifikation im (Top-) Management und Führungserfahrungen aus größeren Organisationen sind ebenfalls gewünscht.

Den Briefeschreibern aus den Verbänden fehlt bei der Aufgabenstellung aber ein wesentlicher Punkt. "Wir halten es für wichtig, dass hier die Aufgabe der Personalverantwortung des Präsidenten (gemeinsam mit seinem Präsidium) als ehrenamtlicher Aufsichtsrat für den hauptamtlichen DOSB-Vorstand als eine entscheidende Aufgabe des Präsidenten dargestellt wird."

Schließlich ist die Suche nach einem neuen Präsidenten deswegen nötig geworden, weil sich DOSB-Mitarbeitende über den Umgang des nun scheidenden Präsidenten Alfons Hörmann beschwert hatten. Über all das soll im Zusammenhang mit anderen Fragen zur strategischen Ausrichtung des DOSB am 23. Oktober bei der Sitzung der Spitzenverbände gesprochen werden.

Erste Namen kursieren bereits

Wer die Profilanforderungen für die Präsidentenkandidaten liest, fragt sich deshalb, wo und ob man so eine Person denn finden kann. Im Sport? "Das ist natürlich der Idealkandidat oder -kandidatin", sagt Weiss. Die Hürden sind also hoch. Von der alten Crew hätte mit diesem Anforderungsprofil wohl niemand den Sprung an den Präsidiumstisch geschafft, ist manch einer aus der DOSB-Familie überzeugt. Ebenso davon, dass es  "eine ganz kurze Kandidaten-Liste geben wird". Weiss betont: "Wir werden vermutlich niemanden finden, der alles erfüllt."

Es kursieren ja schon seit langem Namen: der Jurist Thomas Weikert, der aus dem Tischtennis kommt. Der Mediziner und Präsident der Triathleten Martin Engelhardt und der ehemalige Hockeypräsident und DOSB-Schatzmeister Stephan Abel sind als Kandidaten bisher im Gespräch.

Tzschoppe erhält Unterstützung

Während Headhunter dem/der neuen Präsident/Präsidentin auf der Spur sind, ist die Kandidatur für das Präsidium noch nicht geklärt. Die noch verbliebenen Mitglieder Andreas Silbersack, Gudrun Doll-Tepper, Uschi Schmitz und Petra Tzschoppe haben noch bis Anfang November Zeit, sich zu erklären.

Eine aus diesem Kreis hat sich nun schon mal eine – wenn auch skurrile Wahlempfehlung geben lassen: Die Frauenvollversammlung (FVV) des DOSB beschloss am Samstag (25.09.2021), die noch amtierende Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung, Petra Tzschoppe, genau für dieses Amt wieder vorzuschlagen. Laut Geschäftsordnung kann die FVV das. Die Empfehlung ist aber absurd, weil es die Ressortaufteilung künftig gar nicht mehr geben wird.