Sportpolitik | DOSB DOSB: Vergangenheitsbewältigung mit Anwälten

Stand: 10.11.2021 13:56 Uhr

Während der DOSB eine neue Führung sucht, eskaliert hinter den Kulissen der Streit um die Vergangenheit. Das ehemalige Vorstandsmitglied Karin Fehres wehrt sich gegen massive Vorwürfe der DOSB-Spitze.

Neue Eskalationsstufe beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB): Karin Fehres, ehemaliges Vorstandsmitglied für Sportentwicklung im DOSB, wehrt sich gegen Angriffe, die der DOSB als Verband, vertreten durch die Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker und Finanz-Vorstand Thomas Arnold sowie den Präsidenten Alfons Hörmann, gegen sie erhebt.

Anonyme Mail im Mittelpunkt der Auseinandersetzung

Fehres soll nach Ansicht der DOSB-Spitze im Mai jene anonyme Mail verfasst haben, in der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verbandes Hörmann vorgeworfen hatten, im DOSB ein "Klima der Angst" erzeugt zu haben. Die in der Mail erhobenen Vorwürfe führten dazu, dass Hörmann seinen Rückzug vom DOSB-Präsidentenamt zum Jahresende erklärte.

Fehres weist die Behauptung, sie sei die Verfasserin der Mail gewesen, ausdrücklich zurück. "Die Unterstellungen sind absurd und haltlos", schreibt sie in einem Brief an die Mitglieder des DOSB-Präsidiums und des DOSB-Vorstandes, die Führungskräfte des Geschäftsbereichs Sportentwicklung im DOSB und die Sprecher und Sprecherin der Verbändegruppen: "Ich weise sie nachdrücklich und mit aller Entschiedenheit zurück und stelle unmissverständlich klar: Ich habe die anonyme Mail vom 6. Mai nicht verfasst und habe in keinster Form daran mitgewirkt."

DOSB soll mit Klage drohen

Die Passage ist in dem Schreiben, das der Sportschau vorliegt, fett gedruckt. Fehres berichtet darin auch, dass die DOSB-Führung vertreten durch Rücker, Arnold und Hörmann ihr über eine Berliner Anwaltskanzlei mit einer Strafanzeige und zivilrechtlicher Klage drohe. Es sei denn, sie räume öffentlich ein, die alleinige Verfasserin der Mail zu sein. Darüber sei sie in einem Schreiben der Kanzlei vom 13. Oktober informiert worden.

Angeblich, so wird der ehemaligen DOSB-Mitarbeiterin darin mitgeteilt, liege ein Gutachten eines Sprachsachverständigen vor, in dem festgestellt werde "dass  der offene Brief nur von Ihnen stammen kann", zitiert Fehres aus dem Schreiben der DOSB-Anwälte. Daher solle das Gutachten "als Beweismittel vor den Ermittlungsbehörden beziehungsweise den Gerichten" dienen.

"Die ungerechtfertigten Behauptungen und Vorwürfe des DOSB und von Herrn Hörmann machen mich fassungslos", schreibt Fehres weiter. "Die juristische Relevanz der unbegreiflichen Aufforderung, ich möge eine wahrheitswidrige Erklärung zur Autorenschaft der anonymen Mail abgeben", lasse sie nun ihrerseits von einer Anwaltskanzlei prüfen.

Belastung für den Neuanfang im DOSB

Die unappetitliche Auseinandersetzung platzt nun mitten in die vermeintliche Krisenaufarbeitung und den Neustart des DOSB. Auf Anfrage bestätigte der Sprecher der Spitzenverbände Ingo Weiss - einer der Moderatoren des Neustarts innerhalb des Verbandes - den Eingang des Briefes. "Nie und nimmer würde er der ehemaligen Kollegin Fehres unterstellen, was ihr da in dem Schreiben unterstellt wird", sagte Weiß der Sportschau.

Nicht nur er, sondern auch Vertreter anderer Mitgliedsverbände sehen dies ebenso. Das Fass sei nun endgültig übergelaufen. Die Causa zeigt auch, wie rigoros DOSB-Präsident Hörmann und seine Vorstandsvorsitzende in der Affäre um den anonymen Brief vorgehen und alle Register ziehen. Der DOSB antwortete auf Anfrage zunächst nicht.

Fehres seit 2020 nicht mehr im DOSB

Karin Fehres kam 2006 zum DOSB, wo sie zunächst als Direktorin im Amt für Sportentwicklung tätig war. 2014 wurde sie dann  in den Vorstand berufen. Am 30. November 2020 verließ sie den DOSB, weil ihr Vertrag nicht verlängert wurde. Gründe für ihr Ausscheiden wurden nie offengelegt.

Die vakante Stelle wurde nicht wieder besetzt. Ihre Aufgaben übernahm DOSB-Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker – zum Ärger der Landessportbünde, die von dem Ausscheiden Fehres überrascht waren. Fehres galt unter den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen auch als integere Vertrauensperson.