Go-Spielerin Manja Marz vor einem Spielbrett mit Steinen

Asiatisches Brettspiel Go: Kunstwerke auf dem Brett

Stand: 18.05.2022 10:00 Uhr

19 mal 19 Linien, schwarze und weiße Steine, die an Schokolinsen erinnern, ein paar wenige Regeln – Go ist einfach, und doch das schwierigste Brettspiel der Welt. In Jena ist Europas einzige Go-Schule.

Von Susanne Schnabel

"Go hat nur drei Regeln und man kann es in einer Minute lernen. Gleichzeitig braucht man ein ganzes Leben, um das Spiel zu meistern", sagt Manja Marz.

Sie gehört zu den besten Go-Spielerinnen Deutschlands, war Europameisterin und hat an Weltmeisterschaften teilgenommen. "Go ist unglaublich ästhetisch. Man vollführt wahre Kunstwerke auf dem Brett", schwärmt die promovierte Bioinformatikerin.

Weltweit mehr als 100 Millionen Go-Spieler

In ostasiatischen Ländern wie China, Japan und Korea ist Go sehr populär. Kinder lernen das Spiel bereits mit drei Jahren. Profis sind Stars und können bei großen Turnieren sechsstellige Beträge gewinnen.

In Europa gibt es nur wenige Profispieler, in Deutschland gab es nur einen: Hans Pietsch aus Bremen. Er wurde 2003 in Guatemala bei einem bewaffneten Raubüberfall ermordet. Pietsch befand sich auf einer Promotion-Tour, um Go bekannter zu machen.

Manja Marz arbeitet in seinem Sinne weiter. Die 40-Jährige leitete Verbände und Vereine, geht an Kindergärten und Schulen, um mit den Kindern Go zu spielen. 2018 hat Marz die Jena International Go School (JIGS) gegründet. "Zwar gibt es einige Online-Schulen, aber wir sind die einzige Go-Schule, wo man wirklich hinfahren und von früh bis abends mit einem Lehrer von Angesicht zu Angesicht Go lernen kann."

Go-Spieler Marlon Verstappen vor einem Spielbrett mit Steinen

Go-Nachwuchs aus Ratingen

"Ich habe hier viel gelernt", erzählt Marlon Verstappen. Der Ratinger gehört zum vielversprechenden Nachwuchs in der deutschen Go-Landschaft, spielt in der Deutschen Jugendliga.

Der 14-Jährige hat eine Woche in der JIGS verbracht. Der Tagesablauf: schon vor dem Frühstück Denksportaufgaben, danach Austausch mit anderen Spielern, Strategie-Besprechungen, Spiele und dabei Tipps vom Profi bekommen.

Verstappen trainiert nun regelmäßig online mit einem Computerprogramm, absolviert Freundschaftsspiele und nimmt an Turnieren teil. Und er wälzt Fachliteratur. "Am meisten lerne ich aus Büchern. Das sind Bücher der besten Go-Spieler der Welt und da wird dann jeder einzelne Zug erklärt", sagt er.

Hand nah: Zwischen den Fingern hält ein junger Mann einen Go-Stein

Japanische Comicserien machen Go populär

Marlon gehört zu den rund 2.200 Go-Spielern, die offiziell im Deutschen Go-Bund gemeldet sind. "Das Brettspiel wird immer beliebter- auch wegen der Mangas und Animes, in denen Go eine Rolle spielt. Die Serie 'Hikaru no Go' zum Beispiel", sagt Verstappen.

Der Gymnasiast freut sich, dass es nun wieder Turniere vor Ort gibt. Auch wenn man online gut gegeneinander spielen könne, "es ist einfach schöner, die Steine in der Hand zu halten und den Gegner dabei zu beobachten, wie er nachdenkt."