Annalena Baerbock (Grüne), Robert Habeck (Grüne), Olaf Scholz (SPD), Christian Lindner (FDP) (v.l.n.r.)

Sportpolitik Koalitionsvertrag: Was die Ampel für den Sport plant

Stand: 25.11.2021 09:27 Uhr

177 Seiten umfasst der Koaltionsvertrag, den SPD, Grüne und FDP am Mittwoch präsentiert haben. Eine Seite ist dem Sport gewidmet. Kernpunkt ist ein "Entwicklungsplan Sport".

Mehr Investitionen für Sportstätten, nachhaltige Sportgroßveranstaltungen, Entbürokratisierung und  mehr Transparenz sowie eine "unabhängige Instanz" im Spitzensport: Die angehenden Koalitionäre von SPD, Grünen und FDP haben in ihren 177 Seiten umfassenden Vereinbarungen mit dem Titel "Mehr Fortschritt wagen – Bündnis für Freiheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit" eine Seite explizit dem Sport gewidmet.

Ganzheitliche Betrachtung des Sports

Große Überraschungen sind dort nicht zu finden. Im Zentrum steht ein "Entwicklungsplan Sport", den die neue Regierung unter breiter Beteiligung verschiedener Akteure erarbeiten will. Und man will für mehr Transparenz sorgen. Der Sport soll nach dem Willen der Ampelkoalitionäre künftig "ganzheitlich"  betrachtet werden.

Der Entwicklungsplan sieht vor, die Investitionsoffensive für fehlende und sanierungsbedürftige Sportstätten von Kommunen und Vereinen unter Beachtung von Nachhaltigkeit, Barrierefreiheit und Inklusion auszuweiten. Besonders Schwimmbäder sollen bei der Förderung stärker berücksichtigt werden, weil immer weniger Kinder schwimmen lernen.

Auch die Pandemie und deren Folgen für den Breitensport haben die Koalitionäre besonders im Blick: So sollen etwa Hilfen gewährt werden, wenn nach Corona neu gestartet werden muss.

Sport bleibt beim Innenministerium

Manch einer aus dem organisierten Sport hatte gehofft, dass der Sport unter einer neuen Regierung nicht mehr beim Bundesinnenministerium angedockt sein würde, sondern - ähnlich wie die Kultur - im Kanzleramt. Doch dieser Wunsch hat sich nicht erfüllt. Das Innenministerium bleibt zuständig für den Sport

Also alter Platz, aber eine neue Ansprechpartnerin. Als künftige Innenministerin wird Christine Lambrecht (SPD) gehandelt. Sie wäre dann die neue Ansprechpartnerin für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und seine Mitgliedsorganisationen, wenn es um Sportbelange geht, die den Bund betreffen. Also den Spitzensport.

Für diesen soll eine "unabhängige Instanz zur Mittelvergabe sowie ein Transparenzportal" eingerichtet werden, heißt es im Koalitionsvertrag. Auch das Potenzialanalyse-System (PotAS) soll evaluiert und mit dem Ziel von mehr Effektivität und Entbürokratisierung weiterentwickelt werden. Damit könnte die Sportförderung für alle besser nachvollziehbar, aber auch kontrollierbarer werden.

Unterstützung für ein Zentrum für Safe Sport

Die künftige Koalition verspricht den Athletinnen und Athleten, für bessere Rahmenbedingungen im Spitzensport zu sorgen und ihre Mitwirkungsrechte zu stärken durch die dauerhafte Finanzierung des Vereins Athleten Deutschland e.V.

Auch mit ihrem Konzept für ein unabhängiges Zentrum für Safe Sport, das Athleten Deutschland e.V. erarbeitet hat, finden die Sportlerinnen und Sportler Gehör: Die neue Bundesregierung will den Aufbau unterstützen und damit gegen Gewalt aller Art, insbesondere aber sexualisierter Gewalt im Sport vorgehen. Zusätzlich soll ein Bundesprogramm gegen Rechtsextremismus und Menschenfeindlichkeit im Sport aufgelegt werden.

Die Koalition will die zudem die Datei "Gewalttäter Sport" im Hinblick auf Rechtsstaatlichkeit, Löschfristen, Transparenz und Datenschutz reformieren und die Koordinationsstelle Fanprojekte stärken.

Sportgroßveranstaltungen unter UN-Leitlinien

Schon seit Mai 2019 tüftelte man in einem eigens eingerichteten Referat im Innenministerium an einem Konzept für Sportgroßveranstaltungen. Im März 2021 wurde das Strategiepapier für Sport-Großveranstaltungen von BMI und DOSB im Sportausschuss des Bundestages präsentiert. Und es gab viel Kritik – nicht zuletzt wegen fehlender Nachhaltigkeit.

Nun kündigen die künftigen Regierungsparteien an: "Vergabe und Ausrichtung von internationalen Sportgroßveranstaltungen sollen strikt an die Beachtung der UN-Leitlinien für Wirtschaft und Menschenrechte und Nachhaltigkeit geknüpft sein." Außerdem sollen bei künftigen Bewerbungen für Olympische und Paralympische Spiele vor allem die Bürgerinnen und Bürger "rechtzeitig" mit einbezogen werden.