Konstanze Klosterhalfen

5.000 m in Eugene Klosterhalfen happy beim "Heim-Meeting" - und auch fit?

Stand: 20.07.2022 18:06 Uhr

Konstanze Klosterhalfen hat in diesem Sommer zwei Heimspiele: bei der Leichtathletik-WM in Eugene und im Anschluss bei der EM in München. Doch wie fit ist das leichtgewichtige Laufwunder nach überstandener Corona-Erkrankung?

Von Bettina Lenner

Als Konstanze Klosterhalfen vor drei Jahren in Doha in 12:28,43 Minuten grandios zu WM-Bronze gelaufen war, mischte sich in ihr Glück auch Sorge. Wenige Tage zuvor war Cheftrainer Alberto Salazar wegen Dopingvergehen und emotionalem Missbrauch von Athletinnen und Athleten gesperrt worden - das Ende des Nike Oregon Projects, dem sich das Talent ein Jahr zuvor angeschlossen hatte. Sollte sie dennoch weiter in den USA bei Pete Julian trainieren? Und würde ein Schatten auf ihre hoffnungsvolle Karriere fallen?

Klosterhalfen blieb. Blieb aus Überzeugung. Bereut hat sie es nicht. "Die Möglichkeiten an meinem Campus sind schon Wahnsinn", erzählte die 25-Jährige der ARD. "Für mich waren aber auch das Team und der Coach ausschlaggebend - mit Weltklasseathleten trainieren zu dürfen. Die Chance war einmalig und dafür bin ich immer noch dankbar."

"Eugene ist eine Laufstadt"

Gerade einmal 175 Kilometer ist ihr amerikanisches Trainingscamp in Portland/Oregon von Eugene entfernt, wo Klosterhalfen am Donnerstag (1.25 Uhr MESZ, live bei sportschau.de) im Hayward Field ihren Vorlauf über 5.000 m bestreitet. "Eugene ist eine Laufstadt. Hier wird die Leichtathletik gelebt. Das ist schon eine besondere Atmosphäre", schilderte die Olympia-Achte, die am Montag (18.07.2022) bequem mit dem Auto anreiste. "Ich freue mich unheimlich, es fühlt sich an wie ein Heim-Meeting."

Freunde und Familie werden "Koko" im Hayward Field unterstützen, die "positive Energie" will sie mit ins Rennen nehmen. Das kann nur helfen. Denn noch nicht einmal die WM-Dritte selbst vermag einzuschätzen, wie stark sie nach ihrer Corona-Erkrankung wieder ist. Mit ihren 14:37,94 Minuten von Oslo Mitte Juni ist sie immerhin die Nummer zehn der Welt - doch danach bremste das Virus sie aus, bei der DM in Berlin musste sie passen. Auch auf einen Start in Eugene über 10.000 m verzichtete die deutsche Rekordhalterin.

15 Tage lang positiv auf Corona getestet

"Es fehlte ein bisschen die Zeit, weil es gedauert hat, bis ich das aus dem Körper hatte. Ich war 15 Tage positiv", berichtete sie. "Ich hätte mir gewünscht, einen Monat zu haben, aber es waren halt nur zwei Wochen. Deshalb konzentrieren wir uns auf die 5.000 m. Dann hatte ich jetzt noch mal zehn Tage länger und konnte gut trainieren."

Einen ähnlichen Coup wie 2019 darf man von Klosterhalfen nicht erwarten. In diesem Jahr absolvierte sie nur drei Wettkämpfe im Freien, ohnehin hat sie zwei Jahre mit Verletzungen hinter sich. Zudem ist das Welt-Niveau gestiegen, die Konkurrenz mit unter anderem Olympiasiegerin Sifan Hassan (Niederlande), 10.000-m-Weltmeisterin Letesenbet Gidey oder der Jahresschnellsten Ejgayehu Taye (14:12,98/beide Äthiopien) riesig.

"Schon der Vorlauf wird eine große Herausforderung", weiß sie. "Ich habe selbst hohe Ansprüche, weiß aber, dass in den vergangenen zwei Jahren viel passiert ist." Und so ist sie "erstmal froh, hier gesund mit einer nicht perfekten, aber guten Vorbereitung zu stehen. Ich schaue, die besten Rennen wie möglich zu machen."

Nach der WM ist vor der EM

Es gilt außerdem Selbstbewusstsein zu tanken für den nächsten Saison-Höhepunkt in dreieinhalb Wochen. Die EM vom 15. bis 21. August in München führt Klosterhalfen erstmals seit dem 17. September 2021 wieder zu einem Wettkampf in die Heimat. "Wenn man acht Monate keine Wettkämpfe macht, ist die Zeit etwas knapp. Deshalb haben wir die kleineren Meetings in den USA mitgenommen, um keine weiten Reisen machen zu müssen", so die 25-Jährige.

An der Isar möchte sie dann über 5.000 und 10.000 m antreten - und freut sich auf die zweiten großen Titelkämpfe binnen weniger Wochen: "Das war in meinem Kopf. Es ist schön zu wissen, dass noch etwas kommt."

Amerikanischer Spirit ja, Fast Food nein

Zunächst einmal gilt die Konzentration aber ganz der WM. In ihrer Wahl-Heimat Oregon. "Die Amerikaner sind so begeistert über tolle Leistungen und wenn man sich anstrengt. Das ist eine tolle Charaktereigenschaft", schwärmte sie. "Es wird schon dieser Spirit gelebt: Alles ist möglich. Das hat mich inspiriert." Nur eins kann der Läuferin in Leichtbauweise auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten weiter gestohlen bleiben: "Fast Food brauche ich noch immer nicht."