ARD-Doku "Geheimsache Doping: Schuldig" "Sabotage durch einen böswilligen Dritten" – der Fall Charline van Snick

Stand: 16.07.2021 13:30 Uhr

Viele Doper behaupten, Opfer von Sabotage zu sein. Die belgische Judoka Charline van Snick ist die erste Sportlerin, die das Sportgericht CAS davon überzeugt hat.

Von ARD-Dopingexperte Hajo Seppelt, Kristina Smirnov

Ihren härtesten Kampf führte Charline van Snick abseits der Matte. Die belgische Judoka, Olympiadritte in London und zweimalige Europameisterin, erlebte bei den Judo-Weltmeisterschaften 2013 den Schock ihres Lebens: Gerade noch mit Bronze dekoriert, unterzieht sie sich einer Dopingkontrolle: positiv. In ihrer Urinprobe findet man Kokain.

Van Snick sagt von Anfang an, dass sie unschuldig ist. "Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass es ein Sabotage-Akt war", sagt sie der ARD-Dopingredaktion. Doch dafür fehlen zunächst jegliche Beweise. Van Snick wird damals für zwei Jahre wegen Dopings vom Internationalen Judo Verband (IJF) gesperrt.

Spuren von Kokain in isotonischem Getränkepulver

Die Athletin geht in Berufung und lässt eine Haaranalyse durchführen. Es findet sich kein Nachweis für den Konsum von Kokain. Doch Spuren der Substanz finden sich schließlich in einer ihrer Dosen mit isotonischem Getränkepulver.

Das überzeugt die Richter des Internationalen Sportgerichtshofes CAS: Sie urteilen, dass das wahrscheinlichste Szenario "Sabotage durch einen böswilligen Dritten" sei. Eine absichtliche Einnahme von Kokain halten die Richter für ausgeschlossen. Dafür spricht auch die nachgewiesene geringe Konzentration der Substanz. Am 4. Juli 2014 hebt der CAS die Sperre gegen Charline van Snick auf.

Judoka Charline van Snick

WM-Bronzemedaille bleibt aberkannt

Wer hätte der Athletin schaden wollen? Charline van Snicks Verdacht fällt auf ihren ehemaligen Trainer. "Ich wollte mich von ihm vor der WM trennen und das lief mit dem Verband und mit ihm sehr konfliktreich ab", berichtet Van Snick. Der Trainer hat die Vorwürfe bestritten. Juristisch vorgegangen ist er gegen Charline van Snick nicht. Ein Gerichtsverfahren gegen ihn wurde mangels Hinweisen für seine Tatbeteiligung eingestellt.

Zum ersten Mal in der Geschichte des CAS überhaupt fiel im Präzedenzfall Charline van Snick der Begriff "Sabotageakt" in einem Urteil. Der Athletin nützte das nichts: Ihre WM-Bronzemedaille von 2013 wurde ihr aberkannt, da die Wettkampf-Disqualifikation aufgrund der Regeln des Weltverbandes aufrechterhalten blieb.