Kongress der WADA

"Die Akte China" Auch "Global Athlete" mit Kritik an WADA

Stand: 22.04.2024 09:43 Uhr

Nach den Enthüllungen der ARD-Dopingredaktion zu möglichem Massendoping in Chinas Schwimmsport vor den Olympischen Spielen in Tokio hat auch die Sportlervereinigung "Global Athlete" Kritik an der WADA geäußert. Die Welt-Anti-Doping-Agentur hat für heute (Montag, 22.04.2024, 17 Uhr MESZ) eine Pressekonferenz anberaumt.

"Die Stellungnahmen der WADA zu diesen Vorwürfen werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten", hieß es in einem Statement von "Global Athlete". Es gebe in der Angelegenheit einige Unklarheiten.

Die gemeinsame Recherche der ARD-Dopingredaktion und der New York Times hatte die Glaubwürdigkeit von Chinas Anti-Doping-System und die Wächterfunktion der WADA infrage gestellt. 23 chinesische Spitzenschwimmer waren 2021 positiv auf das verbotene Herzmedikament Trimetazidin getestet worden. Die WADA akzeptierte letztlich die Darstellung in einem chinesischen Untersuchungsbericht, derzufolge die Athletinnen und Athleten im Teamhotel Opfer einer Lebensmittel-Kontamination geworden seien.

Die WADA sprach in einer Reaktion am Samstag von "irreführenden und möglicherweise diffamierenden Medienberichten", bestätigte aber positive Befunde. Am heutigen Montag will sich die Welt-Anti-Doping-Agentur ausführlich in einer Pressekonferenz zum möglichen Vertuschungsfall äußern.

"Warum wurden diese 23 Athleten nicht vorläufig suspendiert?"

"Warum wurden diese 23 Athleten während der laufenden Ermittlungen nicht vorläufig suspendiert?", fragte Global Athlete und verwies dazu auf den Fall der russischen Eiskunstläuferin Kamila Walijewa, die wie die chinesischen Schwimmerinnen und Schwimmer positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet und auch auf Betreiben der WADA im Januar 2024 für vier Jahre gesperrt worden war. Bei Walijewa sei eine geringe Menge Trimetazidin festgestellt worden.

"Ebenso wie die CHINADA (Chinas Anti-Doping-Agentur, d. Red.) erkannte die RUSADA (Russlands Anti-Doping-Agentur, d.Red.) in dem Fall weder Verschulden noch Fahrlässigkeit und akzeptierte Walijewas Erklärung, dass ihr Großvater die Substanz konsumiert und sie sie versehentlich eingenommen hatte", so Global Athlete: "Die WADA legte jedoch energisch Berufung gegen die Feststellung der RUSADA ein, was zu einer vierjährigen Sperre für Walijewa führte. Warum wurden an diese 23 Athleten andere Maßstäbe angelegt?" Die "aufgedeckten angeblichen Versäumnisse" würden "das gesamte globale System eines fairen und sauberen Sports" untergraben, so Global Athlete, "wenn die Führung es versäumt, die Regeln einzuhalten und durchzusetzen, werden Sportler betrogen, ihr Lebensunterhalt gefährdet und sie verlieren die Fähigkeit, allein durch Talent, harte Arbeit und Ausdauer erfolgreich zu sein."

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Sportschau | 21.04.2024 | 15:04 Uhr