Hockey André Henning - der Nagelsmann des Hockeysports

Stand: 21.12.2021 14:30 Uhr

Jung, innovativ und extrem sprachgewandt: Der neue Hockey-Bundestrainer André Henning ähnelt Bayern-Trainer Julian Nagelsmann. Äußerlich wie auch in seinen Arbeitsweisen. Henning soll die deutschen Hockeyherren zurück in die Weltspitze führen - nach vielen Jahren ohne Titelgewinn.

Der Vergleich mit Julian Nagelsmann ist André Henning unangenehm. So wirkt es jedenfalls. "Die Frage ist doch, ob ich auch so extravagante Mäntel trage", scherzt der neue Hockey-Bundestrainer bei den Herren. "Julian Nagelsmann ist ein erfolgreicher Trainer. Dass man mich mit ihm vergleicht, ist doch nett."

Tatsächlich gibt es einige Parallelen. Ähnlich wie Nagelsmann startete auch André Henning früh ins Trainergeschäft. Mit 23 Jahren übernahm Henning den Posten auf der Trainerbank von Rekordmeister Uhlenhorst Mülheim.

Auch optisch gibt es beim Blick auf die blonde Kurzhaarfrisur zumindest Ähnlichkeiten mit Julian Nagelsmann. Henning ist dazu mindestens so wortgewaltig wie der Bayern-Trainer. "Vor ein paar Jahren hat man mich schon mal mit Jürgen Klopp verglichen, weil ich ähnlich enthusiastisch an der Linie agiere", sagt Henning.

Aber wie gesagt: Die Vergleiche mit prominenten Trainerkollegen aus der Fußballwelt gefallen dem neuen Hockey-Bundestrainer nicht so sehr: "Ich eifere Leuten nicht nach, sondern versuche eher, meinen eigenen Stil zu entwickeln."

Noch coacht Henning den deutschen Meister Köln

Hennings Stil hat die Verantwortlichen beim Deutschen Hockey-Bund längst überzeugt. Seit Jahren versuchten sie den 36-Jährigen immer wieder für die Stelle des Bundestrainers zu gewinnen. Lange erfolglos: Erst jetzt hat Henning zugesagt. Eine "Frage des Timings" nennt er es.

Noch coacht der in Velbert im Bergischen Land aufgewachsene Henning den deutschen Meister Rot-Weiss Köln. Zum Ende der Hallensaison Ende Januar gibt er seinen Job als Vereinstrainer auf und konzentriert sich voll auf die Aufgabe als Bundestrainer. Die Herausforderung ist groß. Das einst so erfolgsverwöhnte deutsche Herrenhockey hat seit sieben Jahren keinen bedeutenden Titel mehr gewinnen können.

"Ein absolutes Allroundpaket auf Weltklasse-Niveau"

In diesem Jahr wurde das deutsche Team zwar Vize-Europameister, verpasste bei den Olympischen Spielen in Tokio aber mit Platz vier die Medaillenränge. "Ich möchte nicht die Erwartungshaltung runterschrauben, sondern mit Deutschland wieder Titel gewinnen", sagt Henning voller Überzeugung. Wohl wissend, dass die Top-Nationen aus Belgien und den Niederlanden aktuell die Nase vorn haben.

In der deutschen Hockeyszene hat die Ernennung Hennings aber tatsächlich so etwas wie Euphorie losgetreten. "Er ist eben ein absolutes Allroundpaket auf Weltklasse-Niveau", sagt Nationalspieler Christopher Rühr, der aktuell auch unter Henning bei Rot-Weiss Köln spielt. "André hat immer gute Ideen, erfasst komplexe Spielverläufe und -situationen, ist taktisch herausragend. Und man klebt an seinen Lippen bei den Ansprachen vor und während des Spiels."

Henning hat mit den meisten Nationalspielern schon zusammengearbeitet

Rühr kennt Henning schon über ein Jahrzehnt. Henning entdeckte den Torjäger in der Jugendabteilung von Rekordmeister Uhlenhorst Mülheim und formte ihn zum Weltklasse-Angreifer. Rühr ist einer von zahlreichen Nationalspielern, die Henning trotz seines jungen Alters bereits gecoacht hat - bei seinen Trainerstationen in Mülheim, Hamburg oder Köln. Oder in Reihen der deutschen U21, die Henning vor acht Jahren zum Junioren-Weltmeistertitel führte.

"Dass ich die Jungs schon gut kenne, das war ein Grund, warum ich diese Aufgabe angenommen habe. Ich weiß, worauf ich mich einlasse", sagt Henning. Mit ihm soll das deutsche Hockey wieder das werden, was es einst war: ein verlässlicher Titelkandidat.