Mindens Mohamed Amine Darmoul

Handball-Bundesliga, 10. Spieltag Füchse kassieren erste Saisonpleite - 77 Tore in Hamburg

Stand: 06.11.2022 21:17 Uhr

Die Füchse Berlin haben sich in der Handball-Bundesliga blamiert und ihre erste Saisonniederlage kassiert - beim bis dahin noch punktlosen Schlusslicht GWD Minden. Der HSV Hamburg siegte bei einem Torspektakel gegen die Löwen.

Der Tabellenführer unterlag nach einer schwachen zweiten Hälfte mit 27:32 (15:11). Beste Berliner Werfer waren Mijajlo Marsenic und Milos Vujovic mit je vier Toren.

Rot für Lindberg

Die Füchse taten sich schon zu Beginn der Partie sehr schwer. Schnell lagen die Gäste 1:3 zurück und liefen zunächst auch einem Rückstand hinterher. Erst nach rund zehn Minuten kamen die Füchse offensiv besser in die Partie. Nach rund 21 Minuten gingen sie erstmals in Führung (9:8). In der 23. Minute sah Hans Lindberg aber nach einem Foul die Rote Karte – eine harte Entscheidung. Für den 41-Jährigen war es der erste Feldverweis in seiner langen Bundesligageschichte.

Berlin unter Schock

Die Füchse blieben aber unbeeindruckt, mit einem 4:0-Lauf konnten sie sich vor der Pause erstmalig etwas absetzen. Doch in der 41. Minute verletzte sich dann auch Lindberg-Ersatz Valter Chrintz schwer am Knie und musste aus der Halle getragen werden. Die Füchse mussten nun ohne echten Rechtsaußen auskommen. Die Berliner waren danach unter Schock. Bei Minden gelang jetzt fast alles, bei den Füchsen fast gar nichts mehr. Zu viele technische Fehler, viel zu viele Fehlwürfe. Acht Minuten vor dem Ende lagen die Gäste plötzlich mit drei Toren hinten (22:25). Und davon erholten sie sich nicht mehr.

Auch die Löwen patzen

Die Rhein-Neckar Löwen hätten der Nutznießer des Berliner Ausrutschers sein können, verloren aber in einem denkwürdigen Spiel mit 37:40 (18:21) beim HSV Hamburg - vor 5.072 Fans.

Die Stimmung in der Hamburger Arena war auch deshalb so speziell, weil rund 1.000 Fußballanhänger, die vorher den HSV-Sieg gegen Regensburg verfolgt hatten, für 15 Euro aus dem benachbarten Stadion zu den Handballern wechselten.

"Eins der geilsten Spiele meiner Karriere"

Linksaußen Casper Mortensen schwärmte bei Sky: "Ich werde das nie vergessen, das war eins der geilsten Spiele, die ich in meiner Karriere erlebt habe. Wir müssen es jedes Mal so machen, dass der HSV zwei Stunden vor uns spielt. Das war Fußball-Stimmung. Wahnsinn, ein Traum! Das bringt uns so viel."

Die Löwen erholten sich von einem Zwischenspurt der Hamburger kurz vor der Pause nicht mehr und liefen einem konstanten Rückstand hinterher. Der frühere Nationalmannschaftskapitän Uwe Gensheimer war mit zehn Treffern bester Werfer für die Mannheimer, die einen Zähler hinter den Füchsen bleiben.

Lemgo siegt sensationell in Kiel

Schon zuvor hatte der TBV Lemgo Lippe für eine Sensation gesorgt und den ersten Sieg seit 20 Jahren beim THW Kiel gefeiert. Die Lemgoer setzten sich am Samstag (05.11.2022) mit 33:32 (18:14) durch. Bester TBV-Werfer war Samuel Zehnder mit neun Treffern. Für die Kieler war bei deren zweiter Saisonniederlage Nikola Bilyk sechsmal erfolgreich.

Zerbe wechselt zum Gegner

Die Gäste begannen ohne großen Respekt und ließen sich auch von einem schnellen 0:2-Rückstand sowie anfänglichen Problemen in der Offensive nicht nervös machen. Beim 4:3 (7. Spielminute) sorgte TBV-Rechtsaußen Lukas Zerbe, der 2024 nach Kiel wechseln wird, für die erste Führung der Lipper. Zehnder baute den Lemgoer Vorsprung sogar auf sechs Treffer (16:10/25.) aus.

Großes Plus des TBV war die kompakte Abwehr vor dem starken Torhüter Finn Zecher, der schon in der ersten Halbzeit neun Paraden gesammelt hatte. Aber auch im Angriff spielte die Mannschaft von Trainer Florian Kehrmann auf den Punkt, nutzte die sich bietenden Chancen und ging mit einer verdienten Führung in die Pause.

Krimi bis kurz vor Schluss

Die Norddeutschen starteten mit mehr Aggressivität in den zweiten Abschnitt, schafften es aber zunächst nicht, den Rückstand auf weniger als zwei Treffer zu reduzieren. Acht Minuten vor dem Ende sah der Kieler Steffen Weinhold nach seiner dritten Zeitstrafe die Rote Karte.

Der THW kam noch auf 32:33 heran, hatte zehn Sekunden vor Schluss Ballbesitz und die Chance zum Ausgleich - doch es reichte nicht. Lemgo besiegte nach dem 26:21 über die SG Flensburg-Handewitt nun auch den zweiten Topklub aus dem Norden.

Flensburg hatte vorgelegt

Zum Auftakt des 10. Spieltags hatte die SG Flensburg-Handewitt mit einem klaren Heimsieg gegen Hamm-Westfalen vorgelegt. Die Norddeutschen gewannen am Donnerstag (03.11.2022) deutlich mit 37:23 gegen den Tabellenvorletzten. Der Tabellendritte aus Flensburg gewann damit das dritte Spiel in nur fünf Tagen.

Golla überragt bei Flensburg

Vor 5.323 Zuschauern war der deutsche Nationalmannschaftskapitän Johannes Golla mit neun Toren der beste Werfer der Norddeutschen.

Flensburgs Emil Jakobsen beim Siebenmeter-Wurf

Den Gastgebern waren die Strapazen der vergangenen Tage in der Anfangsphase deutlich anzumerken. Vor allem in der Defensive fehlte der letzte Zugriff auf die Gegenspieler, die so zu leichten Toren kamen. Mit der Einwechselung von Lasse Möller besserte sich die Situation. Erst bediente der Däne Golla, der zum 10:7 (17. Spielminute) traf. Dann erzielte er selbst das 11:7 (18.). Insgesamt sechs Treffer in Serie sorgten sogar für das 13:7 (21.). Mit einem Kempa-Trick zum 24:17 (40.) war die Vorentscheidung gefallen.

Melsungen mit drittem Sieg in Serie

Einen Heimerfolg gab es für die TSV Hannover-Burgdorf, die gegen den HC Erlangen mit 29:28 (14:11) gewann. Kurz vor dem Seitenwechsel hatten die Niedersachsen schon mit acht Toren Vorsprung (13:5/23.) geführt.

MT Melsungen bezwang nach einem 10:14-Rückstand zur Pause den Liga-Neuling VfL Gummersbach mit 28:22. Für die Nordhessen war es der dritte Sieg in Serie.