Mädchenfußball Hoffnungsschimmer nach dramatischem Rückgang
Der DFB hat in den vergangenen zehn Jahren die Hälfte seiner Mädchenteams verloren. Erst nach Corona gibt es wieder einen Aufwärtstrend.
Diese Zahlen sind alarmierend. Der Deutsche Fußball-Bund hat von 2010 bis 2020 die Hälfte seiner gemeldeten Mädchenmannschaften verloren. Im Jahr 2010 nahmen noch 8.665 Mädchenteams - Juniorinnen bis 16 Jahre - am Spielbetrieb teil. Dann ging es Jahr für Jahr bergab. In der Saison 21/22 schließlich meldeten die Vereine nur noch 3.987 Mädchenmannschaften an - ein Rückgang von 54 Prozent.
Zum Vergleich: Die Zahl der Jungen-Juniorenteams ist in derselben Zeit nur um rund 20 Prozent zurückgegangen.
Rückgang bei Teams und Spielerinnen
Bei den aktiven Spielerinnen sieht es nicht groß anders aus im Vergleich zu den Teams. So spielten im Jahr 2016/17 nach DFB-Angaben noch 118.595 Mädchen in deutschen Vereinen aktiv Fußball. Danach fielen die Zahlen ebenfalls nach unten. So waren es im Jahr 2020/21 nur noch 78.073 Spielerinnen.
Jahr | Anzahl | |
---|---|---|
2016/17 | 118.959 | |
2017/18 | 111.019 | |
2018/19 | 104.282 | |
2019/20 | 90.630 | |
2020/21 | 78.073 | |
2021/22 | 103.205 |
Hoffnung macht die Zahl aus der Saison 2021/22, denn da registrierten die Vereine insgesamt 103.205 weibliche Spielerinnen im Alter bis 16 Jahre - ein Anstieg von immerhin 32 Prozent. Doch muss bei dieser Zahl berücksichtigt werden, dass während der Corona-Pause praktisch ein ganzer Jahrgang ausgefallen ist. Diese Mädchen meldeten sich nach der Corona-Pause an, sodass es sich gewissermaßen um die Zahlen zweier Jahrgänge handelt.
Vize-Präsidentin Sinning in Sorge
Die neue DFB-Vizepräsidentin Silke Sinning sorgt sich um die Lage im Mädchen- und Frauen-Bereich im deutschen Fußball. "Wir können keinen Spielbetrieb, keine Förderung der Spitze betreiben, wenn immer weniger Frauen Fußball spielen", sagte die 52-Jährige in einem Interview der "Frankfurter Rundschau".
Sinning war im März beim DFB-Bundestag in die Führungsetage des Verbandes gewählt worden. Eines ihrer Aufgabengebiete: den Mädchenfußball wieder attraktiver zu machen und für mehr Trainerinnen und Trainer im weiblichen Nachwuchs zu werben. So will Sinning auch regionale Aktionen wie das Projekt "Mädchen an den Ball" in München oder den bundesweiten "Girls'Day" unterstützen.
Nia Künzer: "Andere Länder ziehen uns davon"
Schließlich geht es auf lange Sicht auch darum, dass der DFB international im Frauenbereich nicht den Anschluss verliert. "Wir merken ganz deutlich, dass im Moment in anderen Ländern dem Frauenfußball mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird und größere Fortschritte gemacht werden", sagte Sportschau-Expertin Nia Künzer. Sportlich sei sie noch optimistisch. "Da kann der deutsche Fußball noch mithalten", so Künzer.