Lucien Favre

Saisonstart in Frankreichs Ligue 1 Eine Liga der Rückkehrer - und Langeweile

Stand: 02.08.2022 21:09 Uhr

Was macht Rückkehrer Lucien Favre? Was bewirken die Rückkehrer Lacazette und Tolisso? Das sind spannendere Fragen als die nach der Meisterschaft in Ligue 1.

Im Gegensatz zur Bundesliga ist die Ligue 1, die am Freitag (05.08.2022) mit dem Spiel zwischen Olympique Lyon und AJ Ajaccio startet, in den vergangenen zehn Jahren eine abwechslungsreiche Angelegenheit mit Blick auf die Meisterschaft gewesen. Immerhin gab es drei verschiedene Titelträger: die AS Monaco 2017, den OSC Lille 2021 und eben achtmal Paris St. Germain.

Die Wahrscheinlichkeit, dass PSG in der Saison 2022/23 die insgesamt elfte Meisterschaft einfährt und dann alleiniger Rekordmeister sein wird, ist nahe den 100 Prozent. Zu gut ist der Kader mit den Topstars Lionel Messi, Neymar und Kylian Mbappé, zu groß der finanzielle Vorsprung.

Spannender wird, wie der neue Trainer Christophe Galtier sich beweist, vor allem in der Champions League, in der ein Triumph eben nicht so einfach zu kaufen ist. Galtier gewann 2021 mit Lille den Titel.

Christophe Galtier: "Kein Spieler steht über dem Team"

Sportschau, 05.07.2022 19:12 Uhr

Aus deutscher Sicht ist bei PSG die Frage interessant, ob die beiden deutschen Nationalspieler bei der wahrscheinlichen Meisterfeier noch in Diensten des aus Katar finanzierten und geführten Klubs stehen. Julian Draxler wurde nichtmal mit auf die PR-Tour nach Japan genommen, bei der sich die Mannschaft auch auf die Saison vorbereitete.

Thilo Kehrer war dabei, trainiert aber aktuell auch in der Gruppe um Draxler, die bei Galtier künftig keine Rolle zu spielen scheint.

Favre zurück in Nizza

Christophe Galtier wechselte von OGC Nizza in die Hauptstadt, an der Côte d'Azur wird Lucien Favre nun sein Nachfolger. Bevor der Schweizer 2018 zu Borussia Dortmund in die Bundesliga wechselte, war er schonmal bei OGC - und das ziemlich erfolgreich.

Nizza wird zugetraut, um die Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb zu spielen. Die Champions League dürfte aber nur schwierig zu erreichen sein. Der Tabellenzweite der Ligue 1 ist direkt für die Gruppenphase der europäischen Eliteliga qualifiziert, der Dritte steigt in der dritten Qualifikationsrunde ein.

Monaco und Lyon erste Anwärter auf Champions League

Als erste Kandidaten für die beiden Plätze gelten AS Monaco mit den drei Deutschen Kevin Volland, Ismail Jakobs und Alexander Nübel im Kader. Trainer bei den Monegassen ist der Belgier Philippe Clement, der im Winter 21/22 den beurlaubten und nun beim VfL Wolfsburg tätigen Niko Kovač ablöste.

Embolo von Gladbach ins Fürstentum

Prominente Neuzugänge sind Breel Embolo von Borussia Mönchengladbach und Takumi Minamino vom FC Liverpool. Schwer wiegt für Monaco der Abgang von Aurélien Tchouameni, allerdings zahlte Real Madrid auch 80 Millionen Euro für den 22 Jahre alten französischen Nationalspieler.

Die höchsten Summen, die für Zugänge fällig werden, muss standesgemäß PSG überweisen. Der Meister zahlte für Vitinha vom FC Porto und Nuno Mendes von Sporting aus Lissabon jeweils etwa 40 Millionen Euro.

Weiterhin bei Olympique Lyon tätig ist Peter Bosz, früher bei Ajax, dem BVB und Bayer Leverkusen. Er wurde mit OL in der vergangenen Saison nur Achter. Gerade mit den Rückkehrern Alexandre Lacazette, der ablösefrei vom FC Arsenal kam, und Corentin Tolisso, ablösefrei vom FC Bayern, wird Lyon aber wieder deutlich besser eingeschätzt.

Olympique Marseille und Stade Rennes, das seit Jahren außergewöhnlich gute Fußballer ausbildet und dann für viel Geld verkauft, wie jetzt den 17 Jahre alten Mathys Tel für kolportierte 20 Millionen Euro zum FC Bayern, gelten als Klubs, die am ehesten in den Kampf um die Qualifikation für die Champions League eingreifen könnten.

AJ Auxerre wieder da

Der FC Toulouse, AJ Ajaccio und AJ Auxerre sind die Aufsteiger in die Ligue 1. Auxerre wurde 1996 unter der Trainerlegende Guy Roux Meister und lieferte sich in den 90er Jahren denkwürdige Duelle im Europapokal mit Borussia Dortmund. Vor zehn Jahren stieg der Klub aus der Ligue 1 ab, kam nun wieder hoch, weil die AJ sich in der Relegation gegen die AS St. Etienne durchsetzte, die sich den Rekord an zehn Meistertiteln noch mit PSG teilt.

Nach dem Abstieg stürmten Fans von St. Etienne den Platz und attackierten Spieler der eigenen Mannschaft. In der vergangenen Saison war es im französischen Fußball und vor allem in der Ligue 1 zu vielen Zwischenfällen und Gewalt gekommen. Es fehlen weiter schlüssige Erklärungen, warum das so war. Insofern hoffen die Franzosen für 2022/23 auch auf eine Rückkehr der Ruhe.